Ein Grund zum Feiern!
Ein Grund zum Feiern!
Gedanken zum Fronleichnamsfest von Pfarrer Ulrich Lindl
Eines muss man uns Katholiken schon lassen: Wir Katholiken können feiern. Und das ist gut so. Ob Weihnachten ist, Ostern oder Erntedank, Mariae Himmelfahrt oder Allerheiligen. Alles wird schön gefeiert. Ein wahrer Reichtum an Traditionen und Brauchtum hat sich um unsere Feste im Kirchenjahr gebildet. Es sind Hochfeste des Glaubens. Echt fromme Events. Was für ein prächtiger Rahmen gerade auch heute an Fronleichnam. Wir haben alles herausgeholt und rausgeputzt bis hin zu den „Stäbla“, die nur an diesem Tag zum Einsatz kommen, um den Himmel zu begleiten.
Katholiken können feiern, das ist wahr. Und vor allem, sie wissen auch warum! Wir haben alle guten Gründe! Denn unsere Feste verdanken wir gottlob unserem Glauben. Seien wir gottfroh, dass wir glauben können. Gewiss, die anderen feiern auch: Weihnachten, Ostern… Aber wissen die eigentlich noch warum? Hauptsache es wird gefeiert. Das erscheint mir so wie ein kostbarer Rahmen, der gewiss schön poliert wird. Aber darüber scheint mehr und mehr vergessen, dass es beim Rahmen vor allem um´s Bild geht. Und der Rahmen muss zum Bild passen. Manchmal hat man den Eindruck: Je weniger Inhalt, desto aufwendiger der Rahmen. Viel drumherum, aber wer oder was steckt eigentlich dahinter?
Worum es den Festen geht, ist kein Geheimnis. Weihnachten geht es um die Menschwerdung: „Mach´s wie Gott, werde Mensch!“ An Ostern um die Auferstehung: „Jesus lebt, mit ihm auch ich!“ An Pfingsten um den Geist: Glaubensbegeisterung. ErnteDank ist klar und Mariae Himmelfahrt eigentlich auch: „Mensch, vergiss den Himmel nicht!“ Du bist kein Erdenbürger, sondern für den Himmel geschaffen. Und Allerheiligen ist ein verlockendes Fest, das zeigt, wie Menschen da hineinkommen, in den Himmel.
Die Botschaft der Feste ist also sonnenklar. Der Glaube macht es uns nicht schwer zu verstehen, warum wir was wie feiern. Und auch der Rahmen passt. Weihnachten feiern Christen anders als Ostern. Und um Pfingsten machen wir gar nicht viel drum rum. Wir lassen uns einfach neu begeistern.
Ein Problem freilich ist, wenn es nur noch um den Rahmen geht. Oder noch schlimmer. Wenn das Bild aus dem Rahmen fällt und am Ende gar nichts mehr verstanden – und alle machen nur noch das eine: Party, von X-mas bis Hasenparty… Wenn sie nicht ohnehin ab und davon in den Urlaub geflogen – oder sollte man besser sagen geflohen sind.
Das soll uns nicht passieren. Wir wissen, was wir feiern und wählen den richtigen Rahmen aus. Fronleichnam ist ein gutes Beispiel dafür: Prächtiger geht’s nicht. Mit Recht spricht man vom Prangertag. Ein Tag also, der alles auffährt. Nur um eines zum Ausdruck zu bringen: wir sind gottfroh, dass wir glauben können. Nicht an irgendwas, sondern daran, dass der Herr in unserer Mitte ist. Bei allem Rahmen zeigt dieses Fest wohl am eindeutigsten darauf hin, dass wir eine Mitte haben. Und auf die Mitte kommt es an. Ein Mensch, der nicht weiß, wo seine Mitte ist, franst aus und droht sich zu verlieren. Die Mitte lädt ein, sich zu konzentrieren: auf den Herrn! Der Herr in unserer Mitte. Und wie: In einem Lebensmittel! Das ist der Grund für unser heutiges Fest. An Fronleichnam bereiten wir dem Herrn einen prächtigen Empfang, weil wir ihn immer wieder empfangen dürfen. Ganz einfach in dem Zeichen, das er uns als Beweis seiner Liebe hinterlassen hat: Das Brot des Lebens. „Wer von diesem Brot isst, wird leben, auch wenn er stirbt.“
Und wir alle leben von diesem einen Brot in unserer Mitte. Wir alle empfangen den einen, Seinen Leib. So ist diese Mitte nicht nur die Mitte unseres Lebens, sondern auch die Mitte unserer Gemeinde. Er ist es, der uns im Innersten zusammenhält. Nehmen wir ihn aus unserer Mitte, mag der Rahmen prächtig bleiben, aber die Mitte bleibt leer. Genau dafür will uns der prächtige Rahmen von Fronleichnam die Augen öffnen. Auf ihn in unserer Mitte, auf Jesus kommt es an. Und: er ist da, in unserer Mitte, er ist mitten unter uns!
Auch die Prozession danach ist wichtig. Wir demonstrieren unseren Glauben. Und prozessieren mit einer Welt, die glaubt, auf diese christliche Mitte verzichten zu können. Aber was passiert, wenn wir keine christliche Mitte mehr haben? Droht unsere Gesellschaft dann nicht auseinanderzubrechen?!
Freilich gilt es, die Botschaft unserer Feste nicht nur zu feiern, sondern in unsere Leben zu einzulassen. Auch dazu lädt uns Fronleichnam ein. Denn den Weg, den wir heute in aller Form gemeinsam nach der Heiligen Messe antreten, den gehen wir nach jeder Messfeier. Wir gehen wieder raus aus der Kirche und nehmen Ihn mit. Nicht in einer goldenen Monstranz, aber dafür in uns drin. Nicht viel Drumherum, aber alles in uns drin. Das ist dann auch ein Grund zu feiern, dass die schönste Monstranz in den Augen Gottes nicht dieses kostbare Gefäß vor unseren Augen ist. Sondern der Menschen, der bereit ist, Jesus zu empfangen, Ihn mitzunehmen und dann hineinzutragen in das Leben dieser Welt.