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Die Vertrauensfrage

ZU DIESER PREDIGT IST KEINE TONAUFNAHME VERFÜGBAR!

 

Die Vertrauensfrage
Gedanken zum Evangelium am 11. Sonntag im Jahreskreis (Mk 4,26-34)

Effektivität und Produktivität, Rationalisierung und Gewinnoptimierung… Diese und ähnliche Begriffe aus den tagesaktuellen Wirtschaftsnachrichten sind dem modernen Menschen wohl vertrauter, wenn es um so etwas wie „Wachstum“ geht. Wer denkt heute schon beim Thema Wachstum an einen Sämann oder Senfkörner? Und doch verstehen wir alle wohl, worum es Jesus im Evangelium geht: Eben nicht um wirtschaftliche Macht und finanziellen Profit. Ihm geht es, und das macht er gleich zu Anfang klar, allein um das Reich Gottes. Und das setzt offenbar andere Rahmenbedingungen voraus und auch ein anderes Denken und Handeln. Offenbar braucht es zunächst einmal die Bereitschaft, Zeit zu lassen. Wahres Wachstum braucht Zeit. Das sehen wir im Blick auf das Leben, es offenbart uns die Liebe und auch der Glaube braucht Zeit, um wachsen zu können. Wachsen kann man nicht machen, wachsen muss man lassen. Gerade das Reich Gottes ist ja nichts Menschenmachbares. Dafür eine Geduldsprobe?

Geduld erwächst aus Gelassenheit. Und diese notwendige Gelassenheit will uns Jesus ans Herz legen. Jesus kommt es darum in seinen beiden Gleichnissen  nicht darauf an, was wir machen, sondern was wir lassen: Wachsen lassen. Wie aber können wir Menschen dazu kommen, dass wir weniger machen dafür mehr lassen? Gelassenheit gewinnt der Mensch in der Besinnung auf das Wesentliche, sagt man. Und das stimmt wohl. Und dieses eine Wesentliche ist Vertrauen. In seinem Gleichnis stellt Jesus darum die Vertrauensfrage des Glaubens. Mensch, hab Vertrauen, Gottvertrauen!

Dieses Vertrauen ist für uns Menschen wichtig aber auch für Gott. Denn, Hand aufs Herz: was bleibt Gott noch übrig zu tun, wenn der Mensch alles selbst in der Hand haben will?

Das Gleichnis ist so gesehen eine zutiefst vertrauensbildende Maßnahme. Vertrauen schenkt uns die innere Gelassenheit, all das aus der Hand zu geben, was wir Menschen nicht machen können und nicht in den Griff bekommen dürfen. Das sollte uns eigentlich entlasten. Eine heilsame Botschaft in einer zunehmend hektischen Welt. Eine Botschaft auch, die uns bewahren will vor kurzatmigem Aktionismus, der am Ende nicht wirklich was bringt. Das Reich Gottes ist nicht machbar. Sein Kommen setzt vielmehr Vertrauen voraus, einen Vorschuss an Gottvertrauen. Das ist die eigentliche, die entscheidende „Leistung“ des gläubigen Menschen; und deshalb so wichtig, weil Gott sich in seinem Handeln davon bewegen lässt, ob wir ihm wirklich vertrauen oder lieber nicht doch alles selbst machen wollen.

Glaube braucht keine Macher, sondern „Lasser“, die darauf vertrauen, dass allein Gott vermag, was wir nicht vermögen. Und Glaube schenkt dieses Vertrauen auch! Allein aus Vertrauen erwächst dann erst die eigentliche Kraft, mit der wir in unserem Leben mit Gott etwas voranbringen und sein Reich näher kommen kann.

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