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Wenn wir noch länger abwarten….

Wenn wir noch länger abwarten….
Gedanken zum Evangelium am 15. Sonntag i. J. (Mk 6,7-13)

„Wenn wir noch länger abwarten, wird es keine praktizierenden Christen mehr geben.“ Eine alarmierende Diagnose, die Dr. Nikolaus Buhlmann, Mitarbeiter des Päpstlichen Rates zur Neuevangelisierung da gestellt hat.

Die Kirche ist missionarisch
Und ein klarer Aufruf zu einer missionarischen Kirche. Fast haben wir es vergessen in unserer Volkskirche von gestern. Christlicher Glaube ist missionarisch, weil das Evangelium missionarisch ist. Das Markusevangeliums endet schließlich mit einem klaren Auftrag: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen.“
Das 2. Vatikanische Konzil hat es vor 50 Jahren noch einmal betont: “Die pilgernde Kirche ist in ihrem Wesen missionarisch.“
Und von der Notwendigkeit zur Neuevangelisierung ist überall die Rede.
Aber wie geht das? Neuevangelisieren? 2000 Jahre nach der Erstevangelisierung? Inmitten eines Abendlandes, das so christlich nicht mehr ist.
Konzepte kann man entwerfen und Papiere kann man schreiben. Aber Papier ist geduldig. Und die Konzepte sind oft viel zu theoretisch und kompliziert. Auf einer Pressekonferenz zum Thema Neuevangelisierung wurde Erzbischof Zollitsch einmal von einem italienischen Korrespondenten gefragt, wann er zuletzt einen Menschen neuevangelisiert hätte. Zollitsch war sprachlos und eine Antwort schuldig.
Da kommt das heutige Evangelium gerade recht.

Neuevangelisierung – braucht´s das? – wie geht das?
Zunächst und am Anfang steht Jesus. Er ist der erste Missionar. Und seine Mission: Jesus will uns Gott nahe bringen. Mit Jesus fängt auch das Evangelium an und damit jede Evangelisierung mit ihm. Er ist es, der uns Menschen beruft zum Glauben: „Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ (Joh 14,2) Und er beruft ganz einfache Leute, die ihm folgen und wohl selbst nicht genau wussten warum. Aber sie folgen ihm, hören und sehen ihn, lernen Jesus in dieser „Jüngerschule“ gut kennen. Und dann sendet er sie aus.
Christen haben eine Sendung. Eine Mission. Das dürfen wir nie vergessen. Damit beginnt die Apostelgeschichte. Es ist der Anfang von Kirchengeschichte: „Ihr sollt meine Zeugen sein bis an die Grenzen der Erde.“ (Apg. 1,8)
Wie Neuevangelisierung heute gelingen kann? Wohl nicht anders als damals. Denn damals wie heute ist es Jesus, der beruft und sendet. Jesus sendet die Seinen aus, nicht allein, als Einzelkämpfer. Zu zweit sollen sie sich auf den Weg machen. Jesus weiß, wie wichtig es ist, den Glauben miteinander zu teilen, sich gegenseitig zu stärken. Gerade in unserer Zeit können wir froh und dankbar sein, dass wir uns im Glauben haben, uns gegenseitig begleiten und über unseren Glauben miteinander ins Gespräch kommen. Wann haben wir eigentlich zuletzt mit anderen über den Glauben gesprochen? Wenn Menschen vorbeikommen, um über den Glauben zu reden, dann werden sie gleich als Zeugen Jehovas identifiziert. Haben wir nicht auch was zu sagen?
Und was sollen die Jünger der Welt bringen? Es geht nicht um alles Mögliche. Jesus erteilt einen klaren Auftrag:
Sie sollen die unreinen Geister austreiben. Den Ungeist, den es ja auch heutzutage gibt. Und dagegen den Geist Jesu Christi bringen.
Jesus geht es darum, Menschen zur Umkehr zu bewegen, ihr Leben wieder auf die richtige Bahn, auf den Weg zu Gott zu bringen.
Und heilen sollen sie. Heilsam soll die Botschaft des Glaubens sein.
Das haben sie dann auch getan, die Jünger. Womit? Mit scheinbar nichts. Kein Geld, keinen Wanderstab, keine Vorratstasche und auch kein zweites Hemd hatten sie dabei. Was bleibt dann noch übrig? Nichts, nur der Auftrag Jesu, seine Sendung und seine Vollmacht. Das hat viele Vorteile. Mobil und unabhängig sollen sie bleiben, sich auf nichts Irdisches verlassen, nicht auf Geld und Immobilien. Es geht um den Glauben und die Kraft, die daraus erwächst. Ganz nach dem Motto: „Alles vermag, wer glaubt!“ (vgl. Phil 4,13)

Glaube ist durch nichts ersetzbar
Die entscheidende Zukunftsfrage ist der Glaube. Nur wenn wir Glauben haben, werden andere Glauben finden. Und genau danach wird auch der Menschensohn suchen, wenn er wiederkommt. (Vgl. Lk 18,8)
Außen viel drum rum, aber wie viel Glaube steckt dahinter, drin in den vielen kirchlichen Einrichtungen und Institutionen? Die Kirchen betreiben viele Kindergärten und Schulen, Krankenhäuser, Bildungseinrichtungen. Die Caritas ist deutschlandweit der größte Arbeitgeber… Der ehemalige Ratsvorsitzende der EKD Huber beklagte, wie schwer es ist, gerade in Ostdeutschland die vielen kirchlichen Einrichtungen überhaupt noch mit kirchlichen Mitarbeitern zu besetzen. Der Erzbischof von München. Reinhard Marx beklagt ganz ähnlich, die größte Gefahr sei nicht der Atheismus von außen, sondern die Gottlosigkeit von innen.
Der Glaube, der von innen kommt, ist durch nichts zu ersetzen. Schon gar nicht durch Geld. Auch darum sagt Jesus seinen Jüngern: Leichtes Gepäck, damit ihr glaubwürdig bleibt! Und unabhängig. Bleiben sollen sie, aber dann auch wieder gehen, nicht festsitzen. Beweglich bleiben. Die Jünger sollen die Menschen schließlich nicht an sich binden. Kein Personenkult in der Kirche, das wäre Götzendienst. Es geht um Jesus Christus. Noch einmal: „Ihr sollt meine Zeugen sein.“
Die Kirche der Zukunft wird wie ganz am Anfang wieder missionarisch sein oder sie wird nicht mehr sein. Und was bringt uns auf den Weg? Nichts, nur der Glaube. Und was nehmen wir mit? Nichts, nur unseren Glauben. Nur der Glaube, der uns innerlich bewegt, der von Herzen kommt. „Wovon das Herz voll ist, davon spricht dann auch der Mund“  (Mt. 12, 34).
Geht das alles so einfach heute in unserer so komplizierten Welt? Ich glaube, es muss so einfach gehen. Gerade weil unsere Welt so kompliziert geworden ist, sehnen sich die Menschen wieder ganz einfach nach Glauben, Hoffnung und Liebe.
Die Missionarinnen der Nächstenliebe von Mutter Teresa aus Kalkutta versuchen es so einfach. Genauso wie es Jesus gemeint hat. Und sind darum so glaubwürdig. Aber ist es nicht doch nur was für einige Auserwählte? Eben was für sie und nicht für mich? Das kann leicht zur Ausrede werden. Darauf hat Mutter Teresa einmal geantwortet: „Das, was ich tue, können Sie nicht tun-. Aber das, was Sie tun, kann ich nicht tun.“ Es kommt auf jeden von uns an. Es bleibt viel zu tun. Packen wir´s an!

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