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Armut ist keine Schande…

Armut ist keine Schande…
Gedanken zur Lesung (Jak 5,1-6) am 26. Sonntag im Jahreskreis

„Armut ist keine Schande – Reichtum auch nicht!“
Ein Wort des Schauspielers von Curt Götz.
Könnte man das auch in der Bibel finden?
Ja. Unter einer wichtigen Einschränkung. Wenn es gerecht zugeht.
Ich kenne Menschen, die arm und glücklich sind.
Warum? Weil sie sich selbst dafür entschieden haben: für einen einfach armen Lebensstil. Sie haben sich ärmer gemacht, um reicher und glücklicher zu werden. Ja, ich glaube dass Menschen, die freiwillig arm leben wohl die glücklichsten sein müssen.
Diogenes hat sich in seiner Tonnen anscheinend ganz wohlgefühlt.
Und auch Sokrates scheint vor ihm den Wert der Armut zu kennen wenn er sagt: „Wie zahlreich sind doch die Dinge, deren ich nicht bedarf.“ Wer einmal Mutter Teresas Schwestern begegnet ist, die wirklich nichts ihr Eigen nennen, der wird wohl kaum glücklicheren Menschen wiederbegegnen.
Und auch Jesus hat sich arm gemacht. Und er wusste warum: weil es einen inneren Reichtum gibt, der viel kostbarer ist.
Ein reiches Leben bemisst sich jedenfalls nicht in Bankkonten und Aktienkursen…

Und wie sieht es dann mit dem Reichtum aus?
Auch Reichtum ist keine Schande. Wenn, ja wenn es bei reich werden mit rechten Dingen zugegangen ist. Es gibt einen gerechten Reichtum. Der nicht auf Kosten anderer erworben wurde.
Und ist dann der Reiche auch glücklich? Nicht unbedingt. Liz Mohn, selbst nicht unvermögend, hat einmal gestanden: „Sie sind ja nicht glücklich, weil sie reich sind, Reichtum ist, einen Lebensinhalt zu haben.“
Stimmt. Sinn braucht der Mensch zum Glücklichsein, auch der Reiche. Und Reichtum kann Sinn machen. Mit Geld kann man durchaus sinnvoll umgehen. Wenn man es zum Wohl anderer einsetzt. Mit Geld kann man schließlich auch viel Gutes tun. Ich denk an verantwortungsbewusste Unternehmer, die Betriebsvermögen einsetzen, um langfristig gesicherte, sozial gut ausgestattete Arbeitsplätze zu schaffen. An Projekte, gerade auch in den Entwicklungsländern, die ohne großherzige Spender nicht möglich wären. Und auch Stiftungen sind in unserer Zeit nachgefragt. Und Gutes tun – über den Tod hinaus.

Wann Reichtum eine Schande ist…
Aber ja, es gibt auch Armut, die eine Schande ist. Weil es Reichtum gibt, der eine Schande ist. Genau das ist das Thema des Jakobusbriefes. Und der findet deutliche Worte.
Nein, es geht nicht um Sozialneid. Neid ist immer etwas Hässliches.
Es geht vielmehr um Gerechtigkeit. Und die spricht Jakobus zunächst an. Denn es  gibt sehr ungerechten Reichtum. Den Reichtum einiger weniger Reicher auf Kosten so vieler Armer. Das ist das erste Problem, das Reiche haben können.
Und das zweite: dass sie alles für sich haben wollen. Wenn das so ist, werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer. Dagegen hat sich die christliche Soziallehre schon immer gewandt: Eigentum, schön und gut, aber Eigentum verpflichtet. Wenn mehr geteilt würde, wäre die Welt gerechter und unter dem Strich wäre genug für alle da.
So war das schon immer von Gott her gedacht. Eine Welt für alle. Das ist doch nur recht und billig.
Dafür hat Gott schon immer Menschen gewinnen können. Menschen, die sich eingesetzt haben für mehr Gerechtigkeit.
Im Alten Testament Einen wie Hosea, der den Reichen mutig ins Gewissen geredet hat. Oder eben Jakobus. Bis hin zu unerschrockenen Bischöfen wie Oscar Romero von San Salvador, der 1980 während einer Predigt erschossen worden ist.
Man hat sie nicht hören wollen und am Ende aus dem Weg geräumt.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Allein im letzten Jahr zählte man in Mexiko 25000 Tote durch das organisierte Verbrechen. Worum es geht: Um Geld und Einfluss. Wenn man mal was zusammengerafft hat, dann lässt man das nicht mehr so schnell los. Geld regiert nicht nur die Welt, sondern auch die, die es besitzen. Darum verteidigen auch die ungerecht Reichen ihren Reichtum oft mit Mitteln der Gewalt.

Der Philosoph Plato sieht den Einsatz des Gerechten immer unter Lebensgefahr und schon er spricht vom gerechten Gekreuzigten. Davon weiß auch Jakobus in seinem abschließenden Satz.
Und ja, Jesus wurde als Gerechter umgebracht. Und auch bei ihm waren nicht zuletzt Geld- und Machtinteressen seiner Gegner mit ausschlaggebend. Denken wir nur an die Vertreibung der Geldwechsler und Händler aus dem Tempel.

Was brauch´ ich wirklich?
Aber mit all den Drohungen allein kommt man nicht weiter. „Gier frisst Hirn.“ Darum gilt es rechtzeitig an die Vernunft zu appellieren und die Frage zu stellen, und sie gilt auch uns: Wieviel brauche ich zum Glücklichsein? Denn darum geht es doch im Leben.
Erdogan hat einen Palast in Ankara erbauen lassen mit 1000 Zimmern. Und damit mehr Räume zur Verfügung als einst der kommunistische Diktator Nicolae Ceausescu in Bukarest.
Aber auch ein Möchtegern-Sultan braucht nur ein Bett, um zu schlafen. Daran wird sich auch in Zukunft wohl nichts ändern.
Bedürfnislosigkeit, Bescheidenheit war und ist eine Tugend. Einfach mit weniger auskommen können. Das klingt doch nach Erleichterung. Und schafft Freiraum für das, was wir als inneren Reichtum schätzen. Was mehr wert ist als Geld.
Gerade die jüngere Generation hat begriffen, dass es nicht nur um materiellen Reichtum geht, sondern um Lebensglück. Und ich kenne so manchen Familienvater, der auf einen Sprung auf der Karriereleiter bewusst verzichtet, weil ihm eine gute Ehe und Familie und ein bisschen Zeit für sich mehr wert sind.
Und dann kommt es ja immer auch darauf an, was am Ende unterm Strich übrig bleibt. Was nehme ich am Ende mit von meinem Leben in dieser Welt?
„Noch am Schlachttag habt ihr euer Herz gemästet!“, schallt es im Jakobusbrief.
Will ich wirklich so aus dem Leben scheiden? Mit vollem Bauch und praller Brieftasche? Und was bringt´s?
Bei aller Härte der Anklage liegt dem Verfasser des Jakobusbriefs eines wirklich am Herzen, dass wir nicht auf falsche Sicherheiten setzen. Wir nehmen nur mit, was wir hiergelassen haben. Vergessen wir nie: Unser Schatz ist im Himmel. Der bemisst sich nicht in Euro und Cent, sondern allein in der baren Münze der Liebe.

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