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Ein Opferstock voll Vertrauen

Ein Opferstock voll Vertrauen
Gedanken zum Evangelium des 32. Sonntags (Mk 12,41-44)

In jener Zeit, als Jesus im Tempel dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein.
Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.

Jesus am Opferstock
Wo Jesus heute wohl seinen Platz in der Kirche suchen und finden würde? Damals, im Tempel entdecken wir ihn an einem wohl völlig unerwarteten Ort: Jesus sitzt gegenüber dem Opferkasten und schaut zu, wie die Tempelbesucher Geld in den Opferstock werfen. Warum wohl? War er neugierig, was und vor allem wieviel die Leue da reinwerfen? Nur ganz nebenbei: Stellen Sie sich vor, heute ginge Jesus höchstpersönlich bei der Gabenbereitung mit dem Klingelbeutel durch die Reihen. Wie viel Opfergeld haben Sie eigentlich eingesteckt? Das tut man ja für gewöhnlich daheim –vor dem Kirchgang: Opfergeld mitnehmen. Den Geldbeutel kann man dann getrost zu Hause lassen. Aber keine Angst! Jesus geht nicht mit dem Klingelbeutel durch. Denn eines wissen wir alle: Jesus ging es nicht ums Geld. Nicht um „mehr“ Geld.
Kirche und Geld, wie geht das zusammen? Eigentlich ganz gut, wenn´s der Kirche nicht ums Geld geht. Sondern um den Glauben. Unsere Kirche ist ja eine Glaubensgemeinschaft. Und wir glauben, dass Gott die Liebe ist und wir aus seiner Liebe leben. Neben der Liebe zu Gott hat uns Jesus auch die Liebe zu uns und unseren Nächsten aufgetragen als die Erfüllung des Gesetzes. Die Nächstenliebe darf man sich dann schon auch was kosten lassen… Und die ersten Christen waren anscheinend überaus großzügig! Die Apostelgeschichte berichtet: „Alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam.“ (Apg 2, 44) Sie richteten sich ganz offensichtlich nach einem denkbar einfachen Grundsatz: Von dem, was ich zu viel habe, kann ich denen geben, die zu wenig haben. Dann haben alle genug und keiner kommt zu kurz. Das ist übrigens auch das Teilungsprinzip des Heiligen Martin: Der hat ja bekanntlich nicht seinen ganzen Mantel, sondern nur einen Teil davon hergegeben. So hat am Ende keiner gefroren. Damit ist auch eine durchaus hilfreiche Frage verbunden: Was brauche ich eigentlich wirklich? Mit was kann ich mich zufrieden geben? Eine Frage, die den Menschen zufrieden(er) machen will. Und ist Zufriedenheit nicht ein hohes Gut!
Wir wollen an dieser Stelle nicht über die Kirchensteuer diskutieren. Jene 8% der Lohn-und Einkommensteuer, die man ja wieder von der Steuer absetzen kann. Ein gutes Drittel der Katholiken ist überhaupt nur Kirchensteuerzahler. Dass die Besserverdiener mehr zahlen als die Schlechtverdiener, erscheint nur gerecht. Wer viel hat, der kann auch mehr geben. Und mit welcher Steuer würde umsichtiger und sinnvoller gewirtschaftet als eben mit dieser Steuer, die die Kirche erhebt. Ich jedenfalls zahle meine Kirchensteuer gern!

Eine gibt alles
Jesus also sitzt gegenüber dem Opferkasten. „Viele Reiche kamen und gaben viel.“ Darüber würde sich jeder Kirchenpfleger freuen. Jesus sieht das auch. Aber ihn interessiert das viele Geld nicht sonderlich. Wäre es ihm ums Geld gegangen, er hätte sich an die Reichen gehalten und Fundraising betrieben.
Aber, wie gesagt, Jesus geht´s nicht ums Geld. Es geht ihm um mehr! Und darum interessiert  er sich auch für diese arme Witwe. Warum eigentlich? Mit den zwei kleinen Münzen kann man doch nichts finanzieren. Eine Spendenquittung gibt´s dafür auch nicht… Aber halt: waren die kleinen Münzen nicht das Letzte, was die arme Witwe hatte? Und wir merken, worum es Jesus geht: nicht um´s Geld, nicht um Reichtum, es geht ihm um die Armut, diese Armut, die eines ja notwendig macht: abgrundtiefes Gottvertrauen. Welches Vertrauen muss die arme Witwe in Gott haben, wenn sie in den Opferkasten das Letzte hineinwirft, freiwillig und ganz im Stillen – Jesus hat es gesehen. Und mit diesen beiden kleinen Münzen war der ganze Opferstock auf einmal randvoll gefüllt mit Gottvertrauen. Genau darum geht es Jesus: Dass wir Menschen Gott vertrauen. Darum preist er auch die selig, „die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich!“
Und was gehört dann am Ende den Reichen? Gehen die am Ende leer aus? Urteilen Sie selbst: Was kann man am Ende mit Geld schon bezahlen. Die Sterbeversicherung zahlt die Beerdigung und dann werden alle Konten aufgelöst.  Und auch wir selbst werden uns lösen müssen von allem – von unserem ganzen Leben. Spielt da Geld noch irgendeine Rolle? Nicht wirklich. Schon der Psalmist spricht es deutlich aus: „Für das Leben ist jeder Kaufpreis zu hoch.“ (Ps 49, 9) Wir nehmen am Ende nur mit, was wir hergegeben haben. Und die Einzige Währung, die im Himmel gilt ist das „Vergelt´s Gott!“. Aber am Ende müssen wir gar nicht bezahlen… Einer hat es schon längst für uns getan. Jesus Christus, der gekommen ist, „sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10, 45) Das ist das eigentliche Zukunftskapital unseres Lebens über den Tod hinaus. Haben wir Vertrauen!
Wie sehr Gottvertrauen trägt, hat uns Jesus selbst vorgelebt. Er hatte keine Konten, keine Rücklagen und auch keine Immobilien… nicht einmal einen Ort, wo er sein Haupt hinlegen konnte. Aber er hatte Gott. Und ein tiefes Vertrauen zu ihm. Reicht das aus? Geht das gut? Jesus macht die „Probe aufs Exempel“ und sendet seine Jünger aus – mit nichts. Ihr Vertrauen werden sie damit ganz auf Gott setzen müssen. Mit nichts hat er sie losgeschickt, ganz erfüllt kommen sie zurück!
Und ich frage mich, ob eine ärmere Kirche vielleicht gar reicher wäre…? Jedenfalls waren die Zeiten, in denen die Kirche reich war, oft Zeiten ihrer Verweltlichung und damit ihrer geistlichen Verarmung. Die Armutsbewegungen dagegen haben die Kirche als Glaubensgemeinschaft neu aufbrechen lassen und vorangebracht und geistlich bereichert! Ist das nur die Vergangenheit der Kirche – oder vielleicht auch ihre Zukunft?

Gottvertrauen zählt
Aber fragen wir uns nur selbst: Wieviel Gottvertrauen habe ich selbst? Wieviel will ich selbst absichern…? Ich weiß nicht, wie viel Opfergeld sie mitgenommen haben. – Beim Pfarrer kommt der Klingelbeutel erst gar nicht vorbei…- Und wenn wir ehrlich sind, der armen Witwe werden wir allesamt nicht das Wasser reichen können. Aber wir könnten doch versuchen, in unserem Leben mit Gott zu rechnen. Lassen wir ihm Spielräume des Vertrauens. Trauen wir uns, ihm bewusst das ein oder andere zu übergeben. Gott kann unser Vertrauen nur rechtfertigen, wenn wir unser Vertrauen auch auf ihn setzen. Es muss ja nicht unbedingt Geld sein. Wie gesagt: Jesus geht es nicht ums Geld, es geht ihm um unsere Vertrauen und dass wir daraus leben.
Wie heißt es so vielversprechend: „Gott kann alles – nur nicht die enttäuschen, die ihn lieben.“ Es käme immer wieder auf den Versuch an… Schließlich kann Gott nur das Vertrauen des Menschen rechtfertigen, wenn Menschen Vertrauen setzen in Gott.

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