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Lass dich mal anschaun´n!

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Lass dich mal anschaun´n!
Gedanken zum 8 Sonntag im Jahreskreis (Lk 6,39-46)

 Ob Jesus Humor hatte? Dieser Frage wollen wir heute nicht nachgehen, auch wenn Faschingssonntag ist. Aber eine erfrischend unkomplizierte Sprache verstand er schon! Etwa, wenn er die Frage stellt, ob denn ein Blinder einen Blinden führen kann… Nein, natürlich nicht!

Jesus hält uns immer wieder einen Spiegel vor. Einen Spiegel haben wir natürlich auch selbst zuhause, etwa im Bad oder neben der Garderobe. Wie oft schauen Sie eigentlich am Tag in den Spiegel? Und vor allem: warum? Reden wir jetzt nicht von der Frisur oder der Krawatte und ob beides gut „sitzt“. Das sind doch Äußerlichkeiten und an Äußerlichkeiten hat sich Jesus noch nie „aufgehängt“. Reden wir lieber davon, wie es in uns drin ausschaut… Aber erkennt man das beim Blick in den Spiegel? Ja, wenn ich im Spiegel an der Wand den Spiegel meiner Augen erblicke. Der wichtigste Spiegel im Leben sind unsere Augen! Wann habe ich mir zuletzt für einen solchen Augen-Blick bewusst Zeit genommen? Und was ist mir dabei aufgefallen?
Augen lassen tief blicken. Sie sind der Spiegel der Seele. Bei kleinen Kinder ist der Blick hinein in die Seele noch völlig unverstellt. Von Erwachsenen kann man das nicht mehr unbedingt sagen. So vieles kann den Blick trüben. Und manche können sich gar nicht mehr in die Augen schauen. Damit hat Jesus ein Problem! Denn dadurch kann man so vieles übersehen… bis hin zu dem Balken, der doch im eigenen Auge steckt!

Die alten Griechen kannten den weisen Spruch: „Gnothi seauton!“ – „Erkenne dich selbst!“ Aber nur, wenn wir uns selbst immer wieder aufmerksam in den  Blick nehmen, gewinnen wir wirklich Selbst-Einsicht. Und zugleich auch einen umsichtigeren Blick für andere. Der Splitter im Auge des anderen soll schließlich nicht übersehen werden…

Jesus geht es nicht um Äußerlichkeiten. Aber bestimmt um unser Inneres, um unser Herz. „Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund“. Was aber erfüllt mich innerlich? Jesus will uns zu mehr Einblick verhelfen. Das ist die Einladung des Liab´n Herrgöttle in Biberbach. Ein großer spätromanischer Christus am Kreuz, aber mit weit geöffneten Augen. Ein vielsagender Blick, ernst gewiss, aber zugleich auch wohlwollend zugewandt, so als wollte er nur zu verstehen geben: „Komm, lass dich mal anschauen!“ Jesus hält uns nicht den Spiegel vor. Er will tiefer blicken, damit wir uns besser erkennen. Und das mit dem Wohlwollen: Ich mein es gut mit Dir! Unter seinen Augen können wir uns auch selbst in die Augen schauen!

Vielleicht probieren wir es am besten selbst mal aus. Warum nicht am Abend im Bad! Es braucht sicherlich nicht lange, um zu sehen, wie es uns geht. Und vor allem lassen wir Jesus mit draufschauen. Er blickt bestimmt tiefer und sieht so manches in einem anderen, in Seinem Licht. Und schenken wir uns dann ruhig auch ein gelöstes Lächeln.

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