l

Gewohnheitstiere, passive Mitglieder, Karteileichen…

Gewohnheitstiere, passive Mitglieder, Karteileichen…
Gedanken zum Evangelium am 20. Sonntag (Lk 12, 49-53)

Was Christen nicht sind
Gewohnheitstiere, sind Menschen, die immer wieder dasselbe tun, aber eines dabei langsam vergessen: „Wieso mach´ ich das eigentlich?“
Passive Mitglieder identifizieren sich schon irgendwie mit den Zielen ihres Vereins, aber aktiv dafür einsetzen, nein, das bitte das dann doch nicht. Die Überweisung, am besten bequem per Lastschriftverfahren, muss genügen.
Karteileichen… klingt auch nicht gerade lebendig, werden am Ende dann auch irgendwann entsorgt.
Gewohnheitstiere, passive Mitglieder, Karteileichen sind alles, nur keine Christen. Papst Franziskus hat völlig zu Recht beklagt, wie „hässlich es ist, einen müden, gelangweilten, gleichgültigen Christen zu sehen. Ein solcher Christ, das geht nicht, der Christ muss lebendig sein, er muss sich freuen Christ zu sein.“
Und mit Papst Benedikt füge ich hinzu: „Christentum verlangt von uns Leidenschaft des Glaubens, die sich zur Leidenschaft Jesu Christi stellt und von ihr her die Welt erneuert.“ Ein Christ muss also leidenschaftlich sein. Alles andere passt nicht.

Christsein ist gelebte und geliebte Leidenschaft
Das heutige Evangelium ist Leidenschaft pur. Und eine klare Ansage: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ Wer bei diesem Evangelium zu gähnen beginnt, hat nichts begriffen! Christentum hat was mit Leidenschaft zu tun, mit Feuer und Flamme.
Woran denken Christen hierzulande beim Thema Leidenschaft? An Autos, Fußball oder -na ja- Sie wissen schon…? Wer denkt beim Thema Leidenschaft schon an Gott? Wie weit die Kirchen in Deutschland von dieser Leidenschaft entfernt sind, spüren wir wohl alle. Alles ist gut organisiert, solide finanziert, gewiss. Aber wo ist bitteschön die Leidenschaft geblieben?
Auch darum hat Papst Benedikt eine Entweltlichung der Kirche gefordert. Denn eines ist doch klar: Eine Kirche, die sich in dieser Welt bequem eingerichtet hat, ist mit der Leidenschaft in Sachen Glauben oft nicht weit her.
Das Evangelium wird schon eher verstanden von den Christen, wo die Kirche verfolgt wird. Dort brennen Kirchen aber eben auch die Herzen der Gläubigen.
Dort braucht man über das Evangelium nicht zu predigen, dort wird es erlebt und   durchlitten. Wie hat es Franziskus zu seinen Priester gesagt: „Predigt das Evangelium, wenn es sein muss mit Worten.“
Jesus hat von einer Taufe gesprochen, seiner „Feuertaufe“. Gewiss mit Bangen. Aber zugleich konnte er seine Feuertaufe nicht mehr erwarten. Seine Hingabe am Kreuz. Diese hingebungsvolle Leidenschaft verpflichtet alle, die seinen Namen tragen und ihm nachfolgen wollen. Der heilige Bruder Konrad hat einmal gesagt: „Das Kreuz ist mein Buch. Das Kreuz sagt mir in jedem Augenblick, wie ich mich zu verhalten habe.“ Und eines ist klar: Das Kreuz verträgt alles, nur keine Gleichgültigkeit.

Jesus ruft in die Entscheidung
„Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.“ Der Friede kann kein Scheinfriede sein. Jesus geht es nicht um Friede, Freude, Eierkuchen. Sein Friede fordert Wahrheit. Und an der Wahrheit scheiden sich die Geister. Die Wahrheit ist der Wurzelgrund des von Friedens aber ebenso auch oft genug Anlass zur Spaltung.
„Haben sie mich verfolgt, werden sie auch euch verfolgen.“ Aber aus schweren Zeiten sind die Christen immer gestärkt hervorgegangen. „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“ Viele unserer Namenspatrone wollten lieber sterben, als ihren Glauben aufgeben.
Diese Christen haben beim Thema Liebe und Leidenschaft an Gott gedacht. Sie waren glühende Anhänger Jesu und sind ihm mit aller Leidenschaft nachgefolgt. Katharina gerädert und enthauptet, Afra verbrannt, Sebastian mit feilen erschossen und Laurentius auf dem Rost gebraten. Und all die ungezählten, namenlosen Märtyrer die in Arenen heißhungrigen Bestien in Tierfellen zum Fraß vorgeworfen wurden, Was waren doch das für Christen. Wir finden sie durch die Jahrhunderte der Kirchengeschichte bis zu uns. Vergessen wir nicht, das Jahrhundert mit den meisten Märtyrern war das 20. Jahrhundert. Die christlichen Märtyrer in den Konzentrationslagern des Nationalsozialismus und des Stalinismus sind ungezählt.
Am Glauben scheiden sich die Geister. Damals wie heute. Bis hinein in die Familie. Weil sie vielleicht doch die Einzigen sind, die noch in die Kirche gehen. Oder die ersten, die wieder damit anfangen. Das kann in Familien zu Unverständnis führen in Ehen zu Krisen. Zu Kopfschütteln oder Hohn und Spott am Arbeitsplatz, im Sportverein  oder am Stammtischen. Aber Jesus ruft heraus, unmissverständlich, ja geradezu eifersüchtig: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.“
Christentum ruft in die Entscheidung. Ein Unentschieden gibt es nicht!
Man kann Jesus eines bestimmt nicht vorwerfen, dass er uns im Ungewissen lässt. Und ich bin fest davon überzeugt,  er sagt uns immer die Wahrheit. Und unsere Antwort? Wie hat es Benedikt XVI. noch einmal auf den Punkt gebracht: „Christentum verlangt von uns Leidenschaft des Glaubens, die sich zur Leidenschaft Jesu Christi stellt und von ihr her die Welt erneuert.“

Share