Menschen im Advent
Menschen im Advent
3. Adventsonntag mit Familie Köhler
Wir sind die Familie Köhler.
Mein Mann Andreas und ich haben zwei Kinder. Den Benedikt mit vier Jahren und die Theresa mit zwei Jahren. Für uns beginnt die vorweihnachtliche Zeit in der Woche vor dem 1. Advent. In dieser Woche backen meine Kinder und ich zusammen mit der Oma verschiedene Plätzchen. Sie dürfen helfen beim Ausrollen, Ausstechen und Verzieren der Plätzchen. Dabei singen wir Lieder wie „In der Weihnachtsbäckerei“ oder „Backe Backe Kuchen“.
Die Plätzchen essen wir nun nicht täglich, sondern an Tagen wie dem Namenstag von Papa Andreas oder an meinem eigenen Namenstag. Auch an den Adventssonntagen stehen ein paar Plätzchen am Nachmittag bereit. An den Adventssonntagen entzünden wir immer eine Kerze mehr am Kranz. Dazu singen wir dann „Wir sagen euch an den lieben Advent“.
Am Nikolaustag besuchte uns dieses Jahr zum ersten Mal der Nikolaus. Die Kinder waren davon sehr begeistert. Davor haben wir in einem Buch die Geschichte des Hl. Nikolaus gelesen und am Nikolausnachmittag „Lasst uns froh und munter sein“ gesungen.
Unsere Kinder haben natürlich auch einen Adventskalender. Aber nicht nur einen mit Schokolade oder Bilder, sondern auch einen Adventskalender zum Vorlesen. Als ich Kind war, hatte meine Mama auch immer einen Adventskalender zum Vorlesen und Basteln. Und weil mir das sehr gut in Erinnerung geblieben ist, machen wir das auch so bei uns in der Familie. Jeden Tag lesen wir eine kleine Geschichte und danach darf eines der beiden Kinder, ein weiteres Fensterbild zu den bereits vorhandenen Fensterbilder dazu kleben. Am 24.12. stellt das Bild die Krippe mit der heiligen Familie und allen anderen beteiligten Personen dar.
Für uns gehört es in der Adventszeit auch dazu Weihnachtsmärkte im Umkreis zu besuchen. Die Kinder haben dabei immer so ein Glänzen in den Augen, wenn sie die vielen Lichter sehen. Theresa sitzt dann meist in ihrem Kinderwagen und schaut sich mit großen Augen alles genau an.
Aber auch die gemeinsame Zeit zu Hause ist für uns sehr wichtig. Wir basteln etwas oder lesen gemeinsam Bücher. Das entschleunigt den Tag und man kann die Zeit als Familie genießen.
Auch die Musik spielt bei uns eine sehr große Rolle. Es werden nicht nur adventliche Lieder gesungen, sondern auch weihnachtliche Lieder geübt. Denn an Heiligabend besuchen wir gemeinsam mit unseren Kindern die Kinderchristmette und danach essen wir zusammen.
Bis dann eine Glocke ertönt und das Christkind da war. Wenn wir vor dem Christbaum stehen, werden als erstes die ein geübten Lieder gemeinsam gesungen, bevor dann die Bescherung statt findet.
Ja, und so erleben wir die Zeit vom 1. Advent bis Weihnachten.
Aus dem Gefängnis
Gedanken zum Evangelium am 3. Advent
Waren Sie schon mal im Gefängnis? So richtig hinter Gittern?
Vielleicht sogar in einer Todeszelle? Nö, wo gibt´s denn so was?! Im heutigen Evangelium! Johannes der Täufer ist letztendlich im Gefängnis gelandet. Hat er das verdient? Gewiss, er hatte sich kein Blatt vor den Mund genommen und sogar Herodes die Wahrheit unerschrocken ins Gesicht gesagt. Der hatte nämlich die Frau seines Bruders Philippus geheiratet. Herodes scheute sich jedoch, ihn töten zu lassen, weil er Johannes insgeheim für einen gerechten und heiligen Mann hielt (vgl. Mk 6, 20). Und doch wird seine Gefängniszelle schon bald zu seiner Todeszelle. Und das aus einer Feierlaune heraus. Die Tochter der Herodias hatte so umwerfend getanzt, dass der König ihr jeden Wunsch erfüllen wollte. Und sie wollte das Haupt des Täufers. Da tun sich schon menschliche Abgründe auf!
Was für Johannes aber noch schlimmer war: In seinen letzten Tagen befallen ihn Zweifel: „Habe ich dem Richtigen den Weg bereitet?“ Selbstzweifel eines Propheten! Johannes will es bitte wissen. Darum schickt er seine Jünger zu Jesus mit einer einzigen Frage: „Bist du es, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ (Mt 11,3)
Hört und seht!
Wie soll Jesus den Jüngern des Johannes klar machen, dass tatsächlich er es ist? Jesus macht nicht viele Worte: Er weist einfach darauf hin, was ist und wie es ist. Hört und seht doch selbst: „Blinde sehen wieder, Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet“ (Mt 11,5).
Das ist auch das einzig Richtige: Glaube überzeugt allein dadurch, was daraus wird. Und ob sich durch den Glauben im Leben auch wirklich was verändert. Lebensbeweise sind immer noch die besten Glaubensbeweise. Jesus ist diesen selbst Beweis angetreten. Er hat Menschen die Augen geöffnet, nicht nur den Blinden, sondern auch all jenen, die einen „Knick in der Optik“ hatten. Ihnen hat der den Blick für das Wesentliche geöffnet. Den Lahmen hat er auf die Sprünge geholfen. Nicht nur körperlich. Er hat Menschen neu in die Gänge gebracht, die im Leben stecken geblieben waren. Aussätzige wurden durch ihn rein. Und dabei ging es weniger um Hautkrankheiten, sondern um den Unrat, der sich in den Seelen der Menschen immer wieder ablagert. Jesus hilft entsorgen. Wenn, ja wenn er zuvor auch die Ohren öffnen konnte. Und Menschen nicht taub blieben, sondern sich von wirklich ansprechen ließen. Wer Ohren hat, der höre!
Müssen wir auf einen anderen warten?
Wie sieht es heute mit Jesus aus? Ist er (noch) der Richtige? Oder müssen wir af einen anderen warten, uns woanders umschauen? Hierzulande ist schon eine gewisse religiöse Verunsicherung spürbar. Umso wichtiger wird es, dass wir uns vergewissern, was Jesus Christus uns tatsächlich gebracht hat. Und das ist eine ganze Menge! Wir alle haben noch eine gewisse Vorstellung, worum sich christlicher Glauben dreht und wie christliches Leben geht, ein „christliches Feeling“.
Christlicher Geist, „christlicher Spirit“ hat unser Abendland über Jahrhunderte nachhaltig geprägt. Wir verdanken dem christlichen Glauben viel: an gesellschaftlicher und kultureller Entwicklung, an innerem Zusammenhalt und mitmenschlicher Solidarität, an Bildung, an Werten und an Moral. Darauf können wir in Zukunft nicht so einfach verzichten. Was bleibt denn übrig, wenn die Mensen eines Tages vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben?
Können wir uns ein Leben ohne Gott überhaupt leisten? Reichen Konsum und Kommerz am Ende aus? Frei nach dem Motto eines Shopping-Centers „Reinschauen- Einkaufen- Glücklichsein“? Sollen wir feiern bis zum Abwinken? Dass es unserer Gesellschaft dadurch letztlich nicht besser geht, können wir tagtäglich den Medien entnehmen. Wenn Christus keinen Platz mehr in unserer Mitte hat, tut sich ein gefährliches Vakuum auf, in dem sich Orientierungslosigkeit, Haltlosigkeit, rücksichtsloser Egoismus und Unmenschlichkeit breit machen. Wo wird es uns noch so richtig warm ums Herz?
Nach der brutalen Tötung am Rande des Augsburger Christkindlmarktes war gewiss ein kurzes Erschrecken. Bei manchen auch eine anhaltende Betroffenheit. Aber den Christkindlmarkt hat man nicht unterbrochen, kein Tag der Besinnung, des Innehalten. Wo kämen wir da auch hin. „Hauptsache, die nehmen mir meinen Glühwein nicht aus der Hand und die Bratwurst nicht von der Semmel…!“
In der Kirche sind wir sicher!
Wir sind in der Kirche. Hier sind wir sicher im Advent. Aber bleiben wir nicht ruhig. Nehmen wir lieber Johannes zum Vorbild. Er war unruhig. Ihm ist es darum gegangen, Menschen zu Jesus zu bringen. Dafür hat er sich hingestellt. Und Jesus nimmt ihn als großes Vorbild: „Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt?“ (Mt 11,7) Damals war Johannes der Wegbereiter des Herrn. Dabei darf es aber nicht bleiben. Jesus braucht immer und zu allen Zeiten Menschen, die im den Weg bereiten. Auch in unserem Leben hat es doch Menschen gegeben, die Jesus den Weg zu mir und mir den Weg bereitet haben zum Glauben an ihn.
Dafür bin ich dankbar. Dankbar all den Menschen, die mich mit dem christlichen Glauben vertraut gemacht haben. Ich möchte meine christliche Erziehung nicht missen. Ich verdanke ihr viele Einstellungen, für die ich dankbar bin: Die Ehrfurcht vor Gott, die ja immer auch die Ehrfurcht vor den Menschen einschließt und auch vor seiner Schöpfung. Und auch den Advent schätze ich so, wie ich ihn als Kind in meiner Familie kennenlernen durfte. Das verpflichtet. Denn ein schöner Gedanke aus dem „Kleinen Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry sagt: „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“
Und wenn wir ehrlich sind: Die meisten von uns sind mit dem Glauben in der Familie vertraut gemacht worden. Christlicher Glaube ist ja zutiefst Familienreligion. Und Familie hält nicht nur unseren Glauben zusammen. Unser Glaube hält auch unsere Familien zusammen. Was uns in der Familie an Glauben gelingt, kommt uns ein Leben lang zu Gute und unserer Gesellschaft bestimmt auch. Darum ist es auch so wichtig, dass unsere Familien wegbereitend für den Glauben sind und bleiben. Dass der Glaube in den Familien gepflegt wird, und das nicht nur im Advent.