Johannes Paul II – zum 100. Geburtstag am 18. Mail 2020
Johannes Paul II – zum 100. Geburtstag am 18. Mail 2020
Wer bin ich?
Gesucht wird eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens.
1994 wurde er vom renommierten amerikanischen „Time Magazine“ zum Mann des Jahres gewählt. Von ihm sagt Helmut Schmidt: „Wenn ich katholisch wäre, wollte ich bei ihm beichten.“ Mit Ende 70 begeistert er 2 Millionen Jugendliche live in Paris.
Richtig: es ist Johannes Paul II. – wer sonst. Am 14. Oktober 1978 um 17.15 Uhr wurde mit dem Erzbischof von Krakau nach 455 Jahren zum ersten Mal wieder ein Nichtitaliener Papst.
Ein populärer Papst
Wir alle haben ihn ganz lebendig vor Augen: Seine Ausstrahlung, sein Charisma; sine menschenfreundliche Art, seine Volksnähe, seine gewinnende, spontane Art. Und seine Sprachbegabung…; all das hat ihn schnell zu einem ungemein populären Papst werden lassen. Überall auf der Welt war er zuhause. 104 Auslandsreisen hat er unternommen, um möglichst vielen Menschen in der Weltkirche möglichst nahe zu kommen. „Der Weg der Kirche ist der Mensch“, hat er einmal gesagt. Und man hat es ihm sofort geglaubt. Ein wahrer Völkerapostel. Seine Popularität erlangte er trotz, oder vielleicht gerade wegen seiner eindeutigen Stellungnahmen. Nicht das, was ankommt, verkündigt er, sondern das, worauf es ankommt. Eben genau so wie es der 1. Petrusbrief verlangt: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1 Petr. 3,15).
Mit dem Mut zur Wahrheit
Die Wahrheit des Evangeliums zu verkünden, ob gelegen oder ungelegen -diesem Grundsatz wusste sich Johannes Paul II immer verpflichtet. Er war davon überzeugt:: „Wenn die Lehre der Kirche unpopulär ist, ist es nicht erlaubt, eine leicht zu erreichende Popularität zu gewinnen.“ Er war populär, aber kein Populist! Aber ein Mann der klaren Ansagen: Etwa in Punkto Treue bei seinem Deutschlandbesuch 1980 „Man kann nicht auf Probe leben. Man kann nicht auf Probe sterben. Man kann nicht nur auf Probe und Zeit einen Menschen annehmen.“
In seiner Enzyklika „Veritatis splendor“, „Der Glanz der Wahrheit“, spricht er von der göttlichen Wahrheit, der absoluten Wahrheit. Der Wahrheit nicht nur das Wort reden, sie auch selbst beherzigen und wahrhaftig leben, darauf kommt es an. Als ein Freund ihm riet, doch trotz seiner Schmerzen zu lächeln, weigerte er sich mit den Worten: „Soll ich denn lügen.“ Das nenne ich authentisch. Authentisch war auch sein Besuch im Gefängnis. Mit seinem Attentäter führte er ein langes Gespräch, das nur ein Ziel hatte: Vergebung. Ali Agca fragte den Papst dabei mehrmals, welche Königin ihn denn so wunderbar beschützt habe. Für Johannes Paul II. war das klar. Das Projektil der Schusswaffe ließ Papst Johannes Paul dort einarbeiten, wo es seiner Überzeugung nach hingehörte: In die Krone Unserer Lieben Frau von Fatima. Maria war für ihn ein großes Vorbild im Glauben. In seinem schlichten Wappen war das goldene „M“ der einzige Schmuck.
Ein politischer Papst
Seine klare Überzeugung, machte ihn auch zu einem politischen Papst. Auch das Attentat 1981, verübt von Ali Agca wohl im Auftrag eines osteuropäischen Geheimdienstes, konnte ihn nicht zurückschrecken, unerschrocken Stellung zu beziehen für die Würde des Menschen und seine Freiheit.
Bei seinem Amtsantritt hatte er den jubelnden Menschen auf dem Petersplatz zugerufen: „Habt keine Angst!“ Diese Freiheit von Angst im Vertrauen auf Gott machte vielen Menschen Mut, sich politisch zu engagieren. Die Gewerkschaft Solidarnosc formiert sich in Polen. Mit ihrem Aufstieg begann der Niedergang des Kommunismus, und am Ende wurde der Eiserne Vorhang niedergerissen.
Die neue gewonnene Freiheit kann nur der Friede sichern. „Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit.“ Dieses Wort verpflichtet zum Frieden alle Menschen, die guten Willens sind. Darum lud Johannes Paul II alle Religionen zu einem Friedensgebet nach Assisi ein.
Ein frommer Papst
„Habt keine Angst!“ Welche Botschaft bräuchte unsere Welt dringender als gerade diese! Angst war schon immer ein schlechter Ratgeber. Vertrauen dagegen nie. Dieses Vertrauen erwuchs aus dem tiefen Glauben eines tieffrommen Menschen, der viel gebetet hat. Auch das wollen wir nicht vergessen: wir verdanken ihm den lichtreichen Rosenkranz und die weltweite Verehrung des Barmherzigen Jesus.
„Die Gott lieben, müssen Großes vollbringen“, sagt Theresa von Avila. Vielleicht ist es mehr als ein Zufall, dass der Tag seiner Wahl gerade auf den Tag dieser großen Heiligen fällt. Und das ist wohl auch das innerste Geheimnis dieses großen Papstes. Der sich zum Wahlspruch erwählt hat: „Totus tuus“ – „Ganz Dein“.
So kraftvoll Papst Johannes Paul II in seinem langen, über 26jährigen Pontifikat gewirkt hat, am kraftvollsten wurde seine Verkündigung in den letzten Jahren, als er selbst körperlich immer schwächer wurde. Sein Geist aber wurde es nicht. Im Gegenteil. Mit letzter Kraft trug er mit am Kreuz Christi, durch den er selbst sein Leben und Wirken getragen wusste. In seiner äußeren Schwäche offenbarte sich ungemein geistliche Kraft, an der sich gerade die Alten und Kranken aufrichten konnten. Unvergessen sind die letzten Bilder, die sich eingeprägt haben in die Seele der Menschheit. Und seine letzten Worte: „Ich bin froh, seid ihr es auch!“
„Santo subito!“ forderten die Menschen bald nach seinem Tod. Schon neun Jahre später wurde Papst Johannes Paul II er am Barmherzigkeitssonntag zu den Ehren der Altäre erhoben. Das zweite dafür erforderliche Wunder ereignete sich genau am Tag seiner Seligsprechung, als auf die Fürbitte hin eine Frau in Costa Rica von einem Aneurysma im Gehirn geheilt worden war. Morgen vor 100 Jahren wurde Karel Wojtyla in Wadowice geboren. Heute wissen wir ihn bei Gott vollendet. Ein Wort aus seinem Mund, das wie so vieles von ihm bleibt. „Wir müssen mit Wort und Herz glauben.“ Das ist ihm selbst glaubwürdig gelungen.