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Fronleichnam ohne Prozession?

Fronleichnam ohne Prozession?
Gedanken zum Hochfest des Leibes und Blutes Christi

Mehr als Tradition
Traditionen sind wichtig. Aber wir sind keine Traditionalisten. Und die Kirche kein Traditionsverein. Nach dem Motto: wir pflegen unsere Traditionen- aber wissen eigentlich gar nicht mehr so recht, warum… Fronleichnam steht für gewöhnlich unter diesem Verdacht. So manche Passanten stehen an den Straßen, machen nette Fotos und fragen sich: was machen die da eigentlich? Und warum tun sie das nur? Fronleichnam muss man heutzutage schon erklären…

Nun fällt heuer die Prozession ja aus. Fronleichnam – ohne den gewohnten Rahmen. Leider! Was gehört nicht alles zu diesem Prangertag katholischen Glaubens! Der Rahmen ist ganz einfach prächtig. Daran ist nichts auszusetzen. Aber all das ist nur der äußere Rahmen. Und der Rahmen ist nicht das wichtigste.

Wie eben auch der Rahmen zum Bild erst dann gesucht wird, wenn das Bild fertig gemalt ist. Der Rahmen sollte zum Bild passen. Ob er passt? Das hängt vom Bild ab! Aber was ist eigentlich der Inhalt von Fronleichnam, worum geht´s wirklich. Fronleichnam bedeutet: Der Leib des Herrn. Und offiziell feiern wir heute das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. Im Mittelpunkt des prächtigen Rahmen finden wir: Eine einfache Hostie – für Unkundige eine weiße „Oblate“. Aber die strahlt was aus: Einfachheit. Der wahre Glanz des Glaubens ist eigentlich immer einfach…

Auf den Inhalt kommt es an!
Jede Krise hat bekanntlich ihre Chance. Das gilt auch für Fronleichnam. Wir schauen uns das Bild genauer an, weil der Rahmen diesmal etwas einfacher ausfällt. Und auf die Mitte kommt es bekanntlich an! In der Mitte von Fronleichnam entdecken wir also ein einfaches Lebensmittel. Keinen „Riesenburger“ mit allem, was draufpasst. Nein, da ist ein einfaches Mittel zum Leben, das man auch zum Überleben braucht: Ein Stück Brot. Die Einladung zur Konzentration auf das Wesentliche.

Aber dieses Brot ist zuvor gewandelt worden in den Leib Christi. Das Wesentliche der Hl. Messe ist ja nicht eine gelungene Predigt und auch nicht die schöne Musik: es ist und bleibt die Wandlung. Auch in jeder Festmesse kommt es genau darauf an: Dass immer in den gleichen und so einfachen Worten Jesus uns zusagt: „Das ist mein Leib – das ist mein Blut. Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Ob bei uns in unserer prachtvollen Wallfahrtskirche oder in einer Hütte, die in einer Favela in Lateinamerika als Kirche dient. Auch dort feiern Katholiken heute Fronleichnam…

Den kostbaren Rahmen haben im katholischen Bayernland Gläubige erst später hinzugefügt, weil ihnen dieses einfache Zeichen in der Mitte drin so wertvoll war. Die Eucharistie. Das Allerheiligste Altarsakrament.

Fronleichnamsprozession – einmal anders
Und was ist mit unserer Prozession, die heuer an Fronleichnam ausfallen muss? Und die Monstranz, die wir mit auf den Weg nehmen, unter einem kostbar gestalteten Himmel? Fronleichnam ist und bleibt eine Demonstration des Glaubens mit einer klaren Botschaft: Jesus will unter die Leute – nicht nur hier in der Kirche – er will mitten hinein in unsere Gemeinde. Dorthin, wo wir leben und arbeiten. Damit wissen wir auch, welche Monstranz er braucht: Uns! Seine Monstranz, das sind wir! Nicht nur an Fronleichnam.

Vielleicht überlegen wir uns nach dem Amen der Predigt einmal in aller Stille, wohin wir ganz persönlich Jesus hintragen möchten. Vielleicht noch heute, oder in den nächsten Tagen. Das können wir übrigens immer tun. Nach jeder Heiligen Messe, nicht nur an Fronleichnam. Wie hieß früher nach dem Schlusssegen so schön: „Ite missa est!“ Jetzt geht auf Sendung!

Unser Glaube ist reich an Traditionen. Traditionsreich. Das ist ein Schatz. Aber wenn am Ende nur noch Traditionen übrig bleiben und der eigentliche Inhalt verloren geht…. Irgendwann wird alles hohl. Und am Ende hängt man den Rahmen auch noch ab, weil das Bild nicht mehr erkennbar ist.

Was für das Fronleichnamsfest gilt, das gilt auch für andere kirchlichen Feiern, auch für die Erstkommunion. Der Rahmen soll schön sein und feierlich. Aber machen wir nicht zu viel „drumrum“. Auf den Inhalt kommt es an, diese erste Begegnung mit dem Herrn in der Eucharistie… Und bei Trauungen? Man hört von Hochzeitsdienstleistern, die derzeit kein Geschäft machen. Wir von der Kirche sind natürlich keine Hochzeitsdienstleister. Und worauf es ankommt bei der Trauung: Dieses einfache Wort der Liebe: Ja-Du! Dem man dann auch die Treue hält. Das Drumherum ist nicht entscheidend. Nochmals zu Fronleichnam: Da steckt Jesus drin. Und der will raus – hinein in unser Leben! Amen.

 

Fürbitten an Fronleichnam
Fronleichnam führt uns hin zur lebedigen Mitte unseres Glaubens.
Wir bitten Dich:

  • Fronleichnam wurzelt tief in der Tradition unserer schwäbischen Heimat. Gott des Lebens, lass uns die Wurzeln unseres Glaubens lebendig halten, damit auch künftige Generationen daraus Halt und Orientierung schöpfen können.
  • Fronleichnam verweist uns auf die Mitte. Guter Gott, schenke unserem Leben die nötige Konzentration, damit wir erkennen, worum es am Ende wirklich geht.
  • Fronleichnam zeigt uns, dass Du Dich nicht heraushalten willst aus unserer Welt. Lass uns Christen gemeinsame Sache machen mit Dir und die Welt in Deinem Sinn mitgestalten.
  • Fronleichnam will uns in Bewegung bringen. Hilf uns Wege zu gehen, die uns im Glauben weiter bringen und am Ende heim zu Dir.

Dreifaltiger Gott, in Jesus Christus bist Du leibhaftig in unserer Mitte.
Er ist mit uns unterwegs. Mit ihm kommen wir an bei  Dir. Und dafür danken wir. Amen.

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