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„Es gibt nichts Lebendigeres als tote Heilige“

„Es gibt nichts Lebendigeres als tote Heilige“
Gedanken zum Fest des Hl. Jakobus maj.

„Es gibt nichts Lebendigeres als tote Heilige.“ Wenn das so ist, wie Walter Nigg behauptet, dann ergibt sich eine himmlische Möglichkeit: Wir können unseren Freundeskreis erweitern, wenn wir sie einfach dazu zählen, die da schon im Himmel sind. Und mit ihnen freundschaftlich verbunden sind. Viele Christen sind das auch. Sie stehen mit Heiligen in gutem Kontakt, rufen sie als Fürsprecher an. Oder kommen auf sie zu als Namenspatrone für ihre Kinder und feiern darum Namenstag mit ihnen. Haben Sie einen Lieblingsheiligen?
Einen wollen wir heute alle miteinander feiern. Und das aus gutem Grund: er ist unser Pfarrpatron – und damit ist klar, um wen es sich handelt: es ist der Heilige Jakobus. Wohlgemerkt der Ältere. Denn es gibt auch einen jüngeren Jakobus, den Sohn des Alphäus. Wohingegen Jakobus der Ältere ein Zebedäus-Sohn ist.
Natürlich wurde Jakobus nicht als Heiliger geboren. Sondern dazu berufen, als einfacher Fischer, mitten bei der Arbeit. Zusammen mit seinem Bruder Johannes gehört Jakobus zu den Erstberufenen. Beide hat Jesus am See von Genezareth angesprochen. Kurzentschlossen haben sie alles liegen und stehen gelassen und sind dem Herrn gefolgt.
Wenn auch keiner als Heiliger geboren wird, so sind wir doch alle zur Heiligkeit berufen, wie das II. Vatikanische Konzil betont. Wie das geht, heilig zu werden? Ganz einfach, damals wie heute: wenn wir Jesus folgen und mit ihm den Weg finden zu Gott, führt eigentlich kein Weg daran vorbei, dass wir geheiligt werden, eben Heilige.

Jakobus – ein Erstberufener
Jakobus gehörte von Anfang an zum engsten Freundeskreis Jesu. Immer wenn es ganz wichtig wurde, hat der ihn mitgenommen zusammen mit Petrus und Johannes, dem Lieblingsjünger.
Was einen echten Freund ausmacht: er teilt Freud und Leid, Höhen und Tiefen. Das gilt rein menschlich – und für Heilige trifft das natürlich in Besonderem zu. Insofern hat Jakobus mit Jesus viel erlebt. Und Jesus auch mit ihm.
Ein Höhepunkt war gewiss die Verklärung des Herrn auf dem Berg Tabor. Nach diesem strahlenden Gipfelerlebnis ging es dann aber steil bergab. Der nächste Berg sollte der Ölberg sein. Auch dort begegnen wir wieder Jakobus mit den beiden anderen Jüngern. Dreimal schlafen sie ein, müde vor Angst.
Was war Jakobus für eigentlich für ein Typ? Jesus bezeichnete ihn und seinen Bruder einmal als Donnersöhne. Sie müssen also temperamentvoll gewesen sein. Und bescheiden waren sie auch nicht gerade. Einmal kommen sie gleich mit ihrer Mutter zu Jesus und fordern die besten Plätze im Himmelreich gefordert. „Ihr wisst nicht, um was ihr bittet, Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie sagten zu ihm: wir können es.“ (Mt 20, 22 f) Daraufhin prophezeit ihnen Jesus, dass sie den Kelch trinken werden. Dazu sollte es auch schon bald kommen…
In der Jerusalemer Urgemeinde gehörte Jakobus von Anfang an zu den angesehensten Aposteln. Er tat sich hervor als Missionar vor allem in Samarien. Als König Agrippa I. im Jahre 41, also acht Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung, an die Macht kommt, setzt bald eine schreckliche Christenverfolgung in Jerusalem und dem ganzen Land ein. Jakobus wird als erster der Apostel den Märtyrertod sterben und enthauptet werden.
Sogleich wird er verehrt. Der Tradition nach steht die Jakobskirche in Jerusalem an der Stelle seiner Hinrichtung. Im Jahr 70 rettet man seine Gebeine bei der Zerstörung Jerusalems in das Sinaikloster am Berg Horeb. Irgendwann verlieren sich seine Spuren.

Auf dem Weg nach Santiago
Bis Anfang des 9. Jahrhunderts ein Einsiedler in einer Vision den Heiligen sieht. Es ist auf dem sog. „Sternenfeld“, spanisch „Compostela“ genannt. An diesem Ort erbaut man eine Kirche, in der am 25. Juli 816 die Gebeine des Heiligen beigesetzt werden. Daher auch der Tag seines Festes. Schon lange zuvor wurde überliefert, der Hl. Jakobus habe nach der Himmelfahrt Jesu bis nach Spanien missioniert. Und damit den Auftrag Jesu erfüllt, das Evangelium bis an die Enden der Welt zu verkünden. „Finis terrae“„Das Ende der Welt“– so heißt bis heute der westlichste Punkt am Atlantik. Für viele der Nachgang zur Santiago-Wallfahrt und Herkunft der „Jakobsmuschel“.
Ab dem Mittelalter machen sich Menschen aus ganz Europa auf den Weg zum Grabe des Heiligen Jakobus. Bis ins 15. Jahrhundert zog Santiago dabei mehr Pilger an als Rom und Jerusalem. Ein dichtes Streckennetz aus befestigten Pilgerwegen führte sternförmig ans Ziel nach Santiago de Compostela. Die Muschel, Erkennungszeichen des Heiligen und seiner Pilger weist dabei zielsicher mit ihrer Spitze den Weg. Nicht der Weg ist schließlich das Ziel. Unser Lebensweg hat ein Ziel. Auch dafür stehen alle Heiligen. Besonders aber der Heilige Jakobus. Und was für ein Ankommen! Immer wenn der Festtag auf einen Sontag fällt, wird zudem ein Heiliges Jahr begangen; zuletzt im Jahre 2014 mit 12 Millionen Gläubigen, unter ihnen 300.000 Fußpilger!
1987 erklärte der Europarat den Jakobsweg zum ersten „Europäischen Kulturweg“. Und die UNESCO nahm ihn sechs Jahre später auf in das Weltkulturerbe. Ein Zeichen für die lange Tradition des christlichen Abendlandes. Nicht zuletzt wurde schon im 9. Jahrhundert die Befreiung Spaniens von der Besatzung durch die muslimischen Mauren auf die Fürsprache des Heiligen Jakobus zurückgeführt.

Jakobus – ein Wegweiser durch die Jahrhunderte
„Es gibt nichts Lebendigeres als tote Heilige.“ Der Heilige Jakobus hatte wohl nicht im Traum gedacht, dass wir ihn rund 2000 Jahre nach seinem Leben in Biberbach als unseren Pfarrpatron feiern. Gerade dieser Pilgerpatron zeigt, welchen Weg der christliche Glaube im Laufe seiner zweitausendjährigen Geschichte genommen hat. Und wie tief unser Abendland dabei geprägt wurde. Zugleich ist das Fest des Heiligen Jakobus eine herzliche Einladung, uns mit dem Glauben immer wieder neu auf den Weg zu machen. Genauso wie es Jakobus getan hat: in der Nachfolge Jesu, der auch uns berufen hat, ihm zu folgen. Der Heilige Jakobus ist und bleibt dabei ein wichtiger Wegweiser. Und damit der ideale Wegbegleiter für uns Christen in Biberbach und weltweit. Es ist schon gut, dass es ihn gibt!

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