Lohnt sich der Himmel?
Lohnt sich der Himmel?
Gedanken zum Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel
„Was mir droht, ist noch so ein Leben nach dem Tod.“ Der Text eines Liedes der 1996 verstorbenen DDR-Sängerin Tamara Danske. Das Lied macht nicht gerade Appetit auf ein Weiterleben. Nein, vielleicht ist das gar keine so gute Idee mit dem Weiterleben nach dem Tod…
Das sind ja „rosige“ Aussichten!
Wie sieht es denn drüben aus? Zurückgekommen ist bekanntlich noch niemand. Darum blühen die Phantasien. Für den alten Griechen und den alten Römer auf der Straße waren es nicht gerade rosige Aussichten, die er sich ausmalen konnte. Ein Bleistift hätte genügt: Grau in Grau. Ein Schattendasein. Keine Erinnerungen, keine Freuden, aber immerhin auch kein Leiden. Der Mensch im Jenseits, ein Schatten seiner selbst… Das Ganze hatte auch einen Namen. Die Griechen sprachen vom Hades. Bei den Römern hieß es schlicht und ergreifend: „Ab in den Orkus!“ – vorausgesetzt, man hatte liebe Nachkommen, die einem nach dem Tod eine Münze unter die Zunge legten. Denn ohne diesen Obulus ging nämlich gar nichts!
Wenig Erfreuliches konnten sich anfangs auch die Juden von einem Leben nach dem Tod versprechen. Wenn es so etwas gab, was die Sadduzäer vehement bestritten, dann war es eigentlich war kein richtiges Leben. Auch in der Scheol, der Unterwelt, ging es schattig zu: Gottferne. So verstehen wir die trostlose Stimmung eines totkranken Beters im Buch Jesaia: „In der Mitte meiner Tage muss ich hinab zu den Pforten der Unterwelt… Ich darf den Herrn nicht mehr schauen im Lande der Lebenden… In der Unterwelt dankt man dir nicht, die Toten loben dich nicht; wer ins Grab gesunken ist, kann nichts mehr von deiner Güte erhoffen“ (Jes. 38,10f. 18).
Erst Jesus Christus bringt uns Menschen einen Himmel nahe, in dem es sich wirklich zu leben lohnt – und für den sich wirklich zu leben lohnt. Vorfreude ist auf einmal angesagt! Und damit man sich schon im Diesseits alles wunderbar ausmalen kann, gebraucht Jesus die allerschönsten Bilder. Denken wir nur an den lebensfrohen Vergleich vom Hochzeitsmahl – ein fürwahr himmlisches Bild. Jesus malt uns den Himmel aus, um uns Vorfreude auf das zu schenken, „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was Gott aber denen bereitet, die ihn lieben.“ Lust auf Himmel! Ein urchristliches Vergnügen!
Was ist aus dem Himmel geworden?
Jesus hat uns den Himmel nahe gebracht. Und der Mensch? Wie geht der Mensch mit dem Himmel um? Die eine große Gefahr: der Himmel ist so verlockend, dass der Mensch die Erde darunter vergisst. Tatsächlich kam es immer wieder dazu, dass Menschen in schweren Zeiten auf den Himmel vertröstet wurden. Himmel statt Erde. Und umgekehrt wurde immer wieder auch versucht, den Himmel den Menschen auszureden – auszutreiben. Es gibt keinen Himmel. Man hat den Menschen den Himmel geraubt. Was bleibt dann noch für die Seele übrig? Nur noch Erde! Wenn man dem Tod nicht ein Schnippchen schlagen kann, dann muss man aus dem Leben herausholen, was geht. Und aus dem irdischen Leben musst du alles herausholen, was drinsteckt und am Ende fällst du um – mausetot.
Himmel und Erde gehören zusammen
Was bleibt zu tun? Das, was Jesus getan hat. Er hat den Himmel mit der Erde verbunden. Es gibt keinen Himmel auf Erden, aber einen Himmel über ihr. Der Himmel schenkt uns Weite, Größe und einen göttlichen Horizont. Und die Erde unter dem Himmel. Sie lädt uns ein, für diesen Himmel zu leben und diesen Himmel immer wieder zu erleben. Ja es gibt himmlische Augenblicke, die uns einen kleinen Vorgeschmack geben, wie der Himmel ist. Genau darum sagt Jesus auch: „Das Reich Gottes ist nicht da oder dort, sondern es ist mitten unter euch.“ (Lk 17,20) Und Paulus macht es noch einmal deutlich. „Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Friede, Freude, Gerechtigkeit…“ (Röm 14,17). Überall dort, wo Menschen friedensreich und liebevoll leben, erleben sie jetzt schon ein Stück Himmel auf Erden. Ja, das Reich Gottes ist schon mitten unter uns – in uns.
Damit spüren wir, dass wir den Himmel schon in uns tragen. Das sollte uns auch nicht überraschen, denn schließlich sind wir ein Geschenk des Himmels. Unsere Seele ist himmlischen Ursprungs und trägt eine Sehnsucht in sich, dorthin auch wieder zu gelangen. Um des Himmels Willen!