Der beste Einfall…
Der beste Einfall…
Gedanken zum 28. Sonntag i. J. (Mt 22,1-10)
Der beste Einfall des Lebens ist der Tod
Gäbe es einen Heiligsprechungsprozess in der Computercommunity, sie hätte ihn schon längst in den Himmel erhoben. Unsterblich ist der ohnehin schon für viele. Er lebt weiter in Apple. US Präsident Obama sprach wohl vielen Computer-Freaks aus dem Herzen: „Die Welt hat einen Visionär verloren.“ Die Rede ist von Steve Jobs.
Apple lebt weiter, aber Steve Jobs ist schon seit neun Jahre tot. Er starb im Alter von nur 56 Jahren. Die Diagnose „Bauspeicheldrüsenkrebs“ hat er um sieben Jahre überlebt. Das allein grenzt fast schon an ein Wunder.
Was hat er nicht alles erfunden! Den Macintosh, den MP3-Player, das iPod, das iPhone, das iPad. Auf einer Vorlesung in der renommierten Stanford University aber erklärte er, ein Jahr nach seiner Krebsdiagnose, was der beste Einfall des Lebens ist: „Der beste Einfall des Lebens ist der Tod.“ Und er gab seinen Studenten den Rat: „Eure Zeit ist begrenzt, vergeudet sie nicht!“
Das sagte er nicht resigniert, sondern im vollen Brustton seiner Überzeugung, ja fast schon begeistert: „Der Tod verändert das Leben. Er räumt mit dem Alten auf und ebnet den Weg für das Neue.“ Der Tod als Innovation?! „Am wichtigsten ist,“ – so Jobs zu seinen Studenten – „Ihrem Herzen und Ihrer Intuition zu folgen. Alles andere ist nebensächlich.“ Sein Erfolg gerade in den letzten Jahren, den Tod vor Augen und doch mitten im Leben, gibt ihm Recht. Und ich ihm auch: Der Tod öffnet uns die Augen für das Leben und für das, was wirklich wichtig ist. Im Angesicht des Todes lernt manch einer erst so richtig leben.
Wir alle wissen, wie groß die Gefahr ist, unverbindlich und ungebunden, einfach drauf los zu leben, als ginge es immer so weiter. Aber das ist ein großer Irrtum. Irgendwann geht es nicht mehr einfach so weiter. Und wir spüren: Leben ist einmalig und eben nicht beliebig. Eigentlich schade, dass es oft schmerzliche Einschnitte im Leben braucht, die den Menschen zur Einsicht bringen und so manche dann auch zum Umdenken.
Ein besserer Einfall ist die Liebe
Steve Jobs, ein beeindruckender Mann, der die Zeit seines Lebens genutzt hat. Und auch seine Gedanken gehen mir nahe. Aber wenn ich weiterdenke, möchte ich doch dem Leben einen noch besseren Einfall zutrauen: Ich glaube, der beste Einfall ist nicht der Tod. Ein noch viel besserer ist die Liebe!
Liebe macht erfinderisch! Nehmen Sie nur zwei frisch Verliebte und die möglichen und unmöglichen Ideen auf die sie kommen…
Liebe ist kreativ! Nicht nur Künstlern haben die Liebe gemalt, sie beschrieben und besungen… Wer seinen Beruf liebt, der wird kreativ damit umgehen. Ein Beruf aus Liebe wird zur Berufung.
Liebe macht Mut, dem Ruf des Herzens zu folgen -ohne falsche Rücksichtnahme und halbfertige Kompromisse. Mutterliebe geht durch dick und dünn…
Und: Die Liebe handelt immer richtig! „Ama et fac, quod vis“, sagt Augustinus. Und hat er nicht Recht! Hat die Liebe nicht immer Recht? Alles können wir aus Liebe tun. Und alles, was wir aus Liebe tun, tut gut.
Aber was das Allerschönste ist: Liebe schenkt Leben!
Die Lebenseinstellung zur Liebe ist auch die Grundeinstellung unseres Glaubens: „Denn Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,8). Ist das nicht eine wunderbare Offenbarung unseres Glaubens, dass der Gott unseres Lebens ein Gott der Liebe ist!
Die Schöpfung ist ein durch und durch kreativer Ausdruck der schöpferischen Liebe Gottes. Und auch wir selbst sind ja kein Produkt des Zufalls. Wir sind da, weil Gott da ist. Und als erster an uns gedacht hat. Ja, wir sind Wunschkinder der Liebe Gottes.
Wie weit Gott in seiner Liebe geht, zeigt sich in seiner Lebensentscheidung für uns Menschen: Gott wird Mensch. In Jesus Christus ist die Liebe Gottes unter uns sichtbar geworden, „damit wir durch ihn leben können“ (1 Joh 4,9).
Er ist gekommen, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben (vgl. Joh 10,10). Und er hat uns ein Vermächtnis hinterlassen: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“ (Joh 13,34). Die Liebe ist der Herzschlag unseres Glaubens.
Der beste Einfall im Leben ist das Überleben.
Ich glaube darum nicht, dass der beste Einfall des Lebens der Tod ist. Ich glaube, dazu leben wir einfach zu gern und dazu liebt uns Gott auch zu sehr. Und auch Gott ist ein Freund des Lebens. Gott liebt das Leben; und er will, dass dieses Leben überlebt. Dafür hat er alles getan und am Ende alles gegeben.
So verstehen wir das heutige Evangelium richtig, als eine Einladung zum Überleben. Das Gleichnis vom Hochzeitsmahl bring es ins Bild. Gott zwingt nicht. Er lädt herzlich ein, mit ihm das Leben am Ende für immer zu feiern. Und diese Einladung erreicht uns schon hier und heute, wenn wir die Worte der Wandlung hören: „Nehmt und esst, das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“
Davon war Carlo Arcutis vollauf begeistert. Kennen Sie ihn? Carlo Acutis wurde 1991 in London als Sohn italienischer Eltern geboren. Schon als Kind zeigte er ein tiefes religiöses Empfinden. Mit sieben Jahren ging er zum ersten Mal zur Heiligen Kommunion. Als Jugendlicher blieb er dran am Glauben und engagierte sich in seiner Pfarrei. Aber er war auch ein Genie in Informatik, ein kleiner „IT-Freak Gottes“. Bereits als Zehnjähriger schrieb er Algorithmen und stellte seine ersten Webseiten ins Netz. Er erstellte ein Online-Verzeichnis, das 136 von der katholischen Kirche anerkannte eucharistische Wunder ausweist und eine Internetseite über Marienerscheinungen.
Anfang Oktober 2006 wurde bei Carlo akute Leukämie festgestellt. Schon im Sommer davor hatte Carlo in einer Videoaufnahme mit einem Lächeln auf den Lippen in die Kamera gesagt: „Sono destinato a morire” – „Ich bin dazu bestimmt, zu sterben“. Am 10. Oktober 2006 bat er im Krankenhaus um die Krankensalbung und die Heilige Kommunion. Am Tag darauf, es war der 11. Oktober, fiel er ins Koma und ist gestorben. Gerade einmal 15 Jahre alt. Gestern ist er in Assisi selig gesprochen worden.
Der Tod öffnet die Augen für das Leben in dieser Welt. Aber noch viel mehr in der kommenden Welt, denn kein Auge hat gesehen, „das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ (1 Kor 2,9). Das ist und bleibt der allerbeste Einfall. Ja, wir sind bestimmt zu sterben, um für immer zu leben. Dafür hat Gott in Jesus Christus alles gegeben. „Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind.“ Die Einladung gilt!