„Vorsicht Falle!“
„Vorsicht Falle!“
Gedanken zum Evangelium am 29. Sonntag i. J. (Mt 22, 15-21)
Cool bleiben, das ist oft gar nicht so einfach. Vor allem dann, wenn man merkt welches Spielchen da mit einem getrieben wird. Das Spielchen ist im heutigen Evangelium noch dazu richtig durchtrieben. Da machen die Pharisäer mit den ansonsten verhassten Anhängern des Herodes gemeinsame Sache. Sie tun sich zusammen aus dem einen Grund: Sie wollen Jesus ein Falle stellen. Dazu verstellen sie sich, tun Jesus schön. „Meister, wir wissen, dass du die Wahrheit sagst und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst und auf niemanden Rücksicht nimmst, denn du siehst nicht auf die Person“ (Mt 22, 16). Ganz schön scheinheilig.
Jesus erkennt ihre wahre Absicht und entlarvt sie: „Ihr Heuchler!“ (Mt 22, 18). Dann aber wird er schnell wieder sehr sachlich. Er lässt sich einen Denar zeigen. Alle sehen, wer darauf zu sehen ist: der Kaiser. Die Herrscher haben ihr Konterfei natürlich mit Bedacht auf die Münzen geprägt. Damit klar war, wer gerade an der Macht ist. Das Münzrecht liegt in der Hand des Kaisers und das Edelmetall auch. Geld ist Macht! An dieser Stelle ist damit für Jesus die Sachlage klar: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“ (Mt 22, 21). Das nenne ich richtig cool. Er hätte sich auch hineinsteigern können. Aber wie so oft: viel sinnvoller ist es, sachlich zu bleiben. Lass dich nicht provozieren! Auch wenn´s manchmal schwer fällt…
Wem gehört was?
Halten wir an dieser Stelle mit Jesus fest: Es ist erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen. Daran haben sich die Christen auch immer gehalten. Christen waren zu allen Zeiten verlässliche Staatsbürger, die zudem aufgefallen sind durch ihr soziales Engagement, das im römischen Reich bis dahin völlig unbekannt war. Selbst in den Zeiten brutaler Christenverfolgung haben sich die Christen immer als loyale Staatsbürger verhalten und sogar für die Regierenden im Gottesdienst gebetet. Auch hier hat man sich an die Weisung Jesu gehalten: „Betet für die, die euch verfolgen“ (Mt. 5,44).
Also Steuern zahlen ist erlaubt und auch geboten. Damit hätte es Jesus am Ende auch bewenden und die Heuchler stehenlassen können. Aber er fügt noch etwas Entscheidendes hinzu. „Gebt Gott, was Gott gehört“ (Mt 22, 21). Interessant, das hatte die Pharisäer offenbar gar nicht interessiert. Die frühen Christen sehr wohl. Die Steuern haben sie bezahlt. Aber die Ehre wollten sie allein Gott geben. Dem Kaiser haben sie nicht als Gott geopfert. Denn: es gibt nur einen Gott! Diese Glaubensüberzeugung haben unzählige Christen mit ihren Leben bezahlt, aber es gerade dadurch für immer gewonnen. Dessen waren sie sich sicher.
Die Währung Gottes
Bleibt für uns die Frage: Woran kann man eigentlich erkennen, was Gott gehört? Wohl am besten daran, dass wir Menschen es nicht machen und sich nicht kaufen können. Was nicht machbar und auch unbezahlbar ist? Unser Leben allemal. Die letzten Worte von Königin Elizabeth I. (1533-1603) sprechen Bände: „All meinen Besitz für einen einzigen Moment mehr Zeit.“ Gott gehört unser Leben; die Zeit unseres Lebens und vor allem das Zeitlose unseres Lebens: unsere Seele, die Gott mit all ihren Kräften ins Dasein gerufen hat. „Herr, ich bin dein Eigentum, dein ist ja mein Leben! Mir zum Heil und dir zum Ruhm hast du mir´s gegeben“ (GL 435). Vielleicht ist das auch eines ihrer Lieblingslieder aus dem Gotteslob…
Und wie kann man Gott geben, was ihm gehört? Vielleicht gerade dadurch, dass wir ihn loben. Und ihm danken. Und das, was eigentlich ihm gehört – und wir auf Zeit besitzen, nach besten Kräften nützen. Die Gaben, die er uns anvertraut hat, als Aufgaben zu sehen; uns einzusetzen für ein Gelingen des Lebens.
Dafür gibt es sogar eine Währung, mit der man früher noch öfter bezahlt hat. Eine Münze, die unbezahlbar wertvoll ist: das „Vergelt´s Gott“. Ich erinnere mich an eine Klosterschwester in Ursberg mit dem schönen Ordensnamen Rosamunda. Sie hat ein Messgewand vortrefflich schön genäht. Eine Gabe, die ihr von Gott gegeben war. Ich weiß noch heute, wie ich mich damals bei ihr bedankt habe: mit einem herzlichen „Vergelt´s Gott!“ Darauf hat sie mit einem vielsagenden Lächeln geantwortet: „Die sammle ich!“