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Das Wort ist Fleisch geworden!

Das Wort ist Fleisch geworden!
Gedanken zum 2. Sonntag nach Weihnachten

Was sage ich? Wie sage ich was? „Der redet halt so daher…“ Wenn so was kommt als Reaktion, dann wissen wir schon, was los ist. Und wir lassen ihn halt reden. Aber erreichen wird er mich nie. Man kann es auswendig lernen und dann das Gedicht fehlerfrei aufsagen. Und doch: es bleiben bloße Worte. Denn man kann ein Gedicht auch verinnerlichen und plötzlich kommt da eine ganze Welt ins Schwingen. Ein Vortrag kann rhetorisch noch so brillant sein, aber wenn der Funke nicht überspringt, weil der Redner selbst nicht brennt, wird es ganz schnell ganz schön langweilig. Es spricht uns nicht an. Da springt nichts über.

Umgekehrt kennen wir wohl alle Menschen, denen genau das gelingt: die sprechen uns an – und erreichen uns damit auch. Also einfach so „daherreden“, bringt nichts, auf einen einreden erst recht nichts. Aber wenn es uns gelingt, einen Menschen anzusprechen, dann können wir ihn erreichen. Und er öffnet sich auch. Dann erst kommt Kommunionkation in Gang. Kommunikation hat ja zutiefst mit Kommunion zu tun. Mit einer Gemeinschaft, die sich auftut, weil zwei Menschen wirklich miteinander reden. Und von einer guten Kommunikation hängt viel ab. In der Ehe, in der Familie und im Glauben auch: ob wir im Glauben auch meinen, was wir sagen, weil wir uns dazu bekennen – aus ganzem Herzen.

Immer wieder höre ich von Schülern, wenn wir ein Gebet, das wir gelernt haben, in der nächsten Stunde beten: Darf ich das „Gedicht“ aufsagen.
Das ist freilich zum Schmunzeln. Aber es lässt erkennen, was Gebet nicht ist: etwas zum Aufsagen; und wenn es fehlerfrei geht, setzen: Note Eins.

Früher hat man auch den Begriff noch öfter gehört: der Pfarrer „liest“ die Messe. Heute klingt das schon anders, wenn wir von der Messfeier sprechen, die der Priester mit der Gemeinde zelebriert.

Gebete darf man nicht herunterbeten, und die Messe wollen wir feiern! Und wenn wir gar nicht mehr reden, weil im Gottesdienst Stille einkehrt, dann wird es besonders andächtig, feierlich und tief. Ja, das „Geheimnis des Glaubens“ ist zutiefst ein Geheimnis der Liebe. Wenn Menschen sich aus ganzem Herzen lieben, brauchen sie keine Worte mehr. Es spricht das Herz!

Von Papst Benedikt haben wir ein Wort, das gut zum Reden passt: „Wer nicht ein Stück von sich selbst mitzugeben vermag, hat immer zu wenig geschenkt.“ Etwas umformuliert: „Wer nichts von sich selber sagt, hat immer zu wenig gesagt.“ Besonders aufmerksam werden wir darum, wenn jemand zu uns kommt, der sich einmal richtig aussprechen will. Der schenkt viel von sich mit;  von alldem, was ihn zutiefst bewegt. Mit wem kann ich mich aussprechen? Und habe ich es schon mal getan?

Wenn wir heute zum dritten Mal in dieser Weihnachtszeit den Johannesprolog hören, werden wir wohl verstehen, was es bedeutet: „Das Wort ist Fleisch geworden.“ Nachdem sich Gott ja immer und immer wieder zu Wort gemeldet hat, sicher überzeugend für viele und doch nicht so überzeugend, dass es auf Dauer angekommen wäre, kommt er selbst. Er füllt sein Wort mit seinem göttlichen Leben. Schenkt sich selbst mit. Das sagt doch alles!

Und wir sehen in Jesus Christus, was wird, wenn das Wort Fleisch wird. In seiner Überzeugungskraft: Jesus ging es nie darum, Menschen zu überreden. Er wollte sie gewinnen für Gott. In seiner heilsamen Wirkung: „Herr sprich nur ein Wort und mein Diener wird wieder gesund.“

Natürlich hat das Wort Gottes auch Widerspruch erfahren. Damals wie heute. Es kann gar nicht anders sein. Die Welt hat ihn nicht erkannt. Obwohl er doch in sein Eigentum kam, nahmen ihn die Seinen nicht auf (vgl. Joh 1, 11). Wer sich so einsetzt wie Gott, der setzt sich auch aus wie Jesus. Am Kreuz. Und dann auch in der Hingabe der Eucharistie. Wir sprechen nicht von ungefähr auch von der eucharistischen Aussetzung.

Wenn wir heute also zu dritten Mal nachgedacht haben über diesen tiefen Anfang des Johannesevangeliums, mag uns einiges aufgehen, das wir nicht vergessen wollen: In Jesus spricht sich Gott aus. Das zeugt von Vertrauen uns gegenüber. Hören wir gut ihm zu. Damit sein Wort in uns eindringen und Fleisch annehmen kann. Es geht nicht um viele Worte, vielmehr um diese eine Bitte: Sprich nur ein Wort – für mich!

Und bleiben wir aufmerksam für das Geheimnis der Eucharistie, in der das Wort immer wieder leibhaftig gegenwärtig wird. So groß ist dieses Geheimnis, weil Gott sich in der Wandlung so klein macht. Damit wir ihn empfangen können. Bleiben wir empfänglich für ihn. Nehmen wir ihn auf. Das ist der weihnachtliche Wunsch Gottes für seinen Sohn und auch für uns. Denn „allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“.

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