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Wertschöpfung durch Wertschätzung

Wertschöpfung durch Wertschätzung
Gedanken zum Fest der Taufe des Herrn

„Ich bin nichts wert.“ Mangelndes Selbstwertgefühl ist schon eine traurige Angelegenheit. Und Menschen, die kein Selbstwertgefühl haben, sind arm dran. Sie brauchen Hilfe!
Aber was hebt das Selbstwertgefühl? Was macht das Leben eigentlich wertvoll?
So manche blicken da gleich auf die Habenseite. Und sie können mehr oder weniger vorweisen: auf dem Konto, der Karriereleiter… oder in ihrer Garage.
Manchmal mutet es wie ein Armutszeugnis an. Es scheint, als werde da versucht zu kompensieren, was andererseits anscheinend doch fehlt. Denn Hand auf´s Herz: das Haben an sich ist ja noch nicht wertvoll. Gewiss, vieles ist „good to know“ und auch „good to have“, wie die Amerikaner zu sagen pflegen. Gut, dass man´s weiß; gut, dass man´s hat. Aber macht all das mein Leben wirklich wertvoll?
Luise Rinser gibt einen hilfreichen Tipp: „Am kostbarsten sind immer die Dinge, die keinen Preis haben.“ Irgendwie logisch: was keinen Preis hat, ist unbezahlbar. Und/ oder man bekommt es geschenkt. So wird es dann auch für alle erschwinglich. Was das sein könnte? Frag´ dein Herz! Überhaupt meint Goethe: „Unter allen Besitzungen auf Erden ist die, ein Herz zu haben, die jKostbarste.“ Und ein Herz hat doch ein jeder Mensch. Unser Glauben rät uns, gut darauf zu achten. „Mehr als alles hüte Dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus“ (Spr. 4, 23) lesen wir etwa im Buch der Sprichwörter.

Heute endet die Weihnachtszeit. Ich hoffe, Weihnachten ist uns zu Herzen gegangen. Das gelingt Weihnachten irgendwie alle Jahre wieder. Nicht nur bei Kindern… Es liegt wohl an dem Kind in der Krippe, das uns Weihnachten so unverkennbar ans Herz legt. Von dem ein ganz besonderes Lebenslicht ausstrahlt, das Licht von Bethlehem. An Weihnachten geht uns das Leben mehr als sonst zu Herzen. Und wir spüren insgeheim, wo wir unsere Krippe finden: in unserem Herzen. Darum geht es an Weihnachten, wenn wir den Mystiker Meister Eckart sagen hören: „Wir feiern Weihnachten, auf dass diese Geburt auch in uns Menschen geschieht. Wenn sie aber nicht in mir geschieht, was hilft sie mir dann? Gerade, dass sie auch in mir geschehe, darin liegt alles.“

Was bin ich wert? Ich? Nichts! Das sagt da einer, der am Jordan steht. Zu ihm, Johannes, sind die Menschen geströmt, um sich zum Zeichen der Umkehr taufen zu lassen. Und doch sagt er von sich: „Ich bin nicht einmal wert, mich zu bücken und die Riemen seiner Sandalen zu lösen.“ Das „Ich“ kann kleiner wohl keiner schreiben als Johannes. Warum er das kann? Weil er weiß, was ihm wertvoll war: Er, der nach ihm kommt und doch vor ihm war, Jesus Christus, das Lamm Gottes. Zu ihm bekennt sich Gott dann auch in aller Öffentlichkeit: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ Das sagt alles. Ein Kind an sich war in der Antike nichts wert. Alles hing einzig und allein davon ab, ob sich sein Vater öffentlich zu ihm bekennt. Es annimmt. Und genau das geschieht heute, am Tag der Taufe des Herrn – im Blick auf Jesus – Gottes Sohn.
Johannes weiß das zu deuten: „Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen“ (Mk 1,8). Und dieser Geist ist es, der uns zu Kindern Gottes macht, wie Paulus in seinem Brief an die Römer verkündet (vgl. Röm 8,15). Und daraus folgt eine unendlich wertvolle Wahrheit. „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir!“ (Gal 2, 20).

Weihnachten erinnert uns an ein Kind in der Krippe, in dem Gottes Wort Fleisch geworden ist. In der Menschwerdung seines Sohnes hat Gott unsere menschliche Natur mit seinem göttlichen Wesen für immer verbunden. Zum Abschluss der Weihnachtszeit dürfen wir uns darüber freuen, dass Jesus auch in uns geboren wurde, bei unserer Taufe. Ich bin nicht es nicht wert!  Aber du machst mich unendlich wertvoll. „Christ, erkenne deine Würde!“, ruft uns Papst Paul VI. zu. Und achten wir darauf, dass Jesus hineinwachsen kann in unser Leben. Alle Jahre wieder… ein Jahr mehr.
Denken und danken wir heute für das Geschenk unserer Taufe. Es ist das Geschenk des Lebens, unendlich wertvoll, weil unbezahlbar und doch für alle erschwinglich, weil es uns geschenkt ist. Wertvoll ist für mich, was ich auch wertschätze. „Wertschöpfung durch Wertschätzung“. Und was wir Gott wert sind, macht unser Leben so wertvoll. Und alles ist sein Geschenk.

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