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Damals wie heute?

Damals wie heute?
Gedanken zu Karfreitag

Unser Glaube ist nichts von gestern. Warum? Ganz einfach: weil Jesus lebt – mit ihm auch wir! Christlicher Glaube ist vielmehr eine lebendige Beziehungsreligion mit familiären Zügen. Es geht uns also alle was an, was damals passiert ist. Wir wollen besser verstehen, was sich ereignet hat und heute vor sich geht. Schauen wir dabei am besten auf die Beteiligten von Damals und wir begegnen Problemen von heute.

Im Blick auf das Kreuz bewegt uns wohl alle die Frage, warum Jesus am Ende so allein gelassen wurde. Hatte Jesus nicht zwölf „offizielle“ Jünger und weit mehr Sympathisanten! Seine Jünger hatte er erst gestern zu einem bewegenden Abendmahl eingeladen, ihnen sogar die Füße gewaschen und sich selbst leibhaftig an sie verschenkt. Seinen „Inner-Circle“ –Petrus, Jakobus und Johannes- nimmt er anschießend auch noch mit auf den Ölberg. Dort schlafen sie ein. Und danach sind sie alle untergetaucht. Nur Johannes ist noch übrig. Eine magere Ausbeute, rund acht Prozent. Judas ging es ums Geld – und den anderen? Die hatten wohl Angst vor der Masse, die man mittlerweile mobilisiert hatte. Und davor, dass sie vielleicht das gleiche Schicksal treffen könnte.

Wie viele sind in den letzten Jahren weggeblieben. Vormals praktizierende Katholiken, die einfach nicht mehr kommen. Sie sind weggeblieben, ohne sich zu verabschieden. Aber warum? Ist es der Druck von Außen – es ist halt nicht mehr modern… Oder eine Bequemlichkeit von Innen…? Oder hat sich der Glaube an Jesus Christus tatsächlich „verdünnisiert“? Haben Sie nähere Informationen?

Aber jammern wir nicht, freuen wir uns vielmehr über die wenigen, die bei Jesus geblieben sind. Entlang des Kreuzweges begegnet uns zunächst Maria, wer denn sonst… Für sie war es alles andere als leicht, ihrem Ja-Wort des Glaubens die Treue zu halten. Und das Schlimmste steht ihr noch bevor. Ob mich mein Glaube trägt, ob er hält was er verspricht, finde ich am besten in schweren Zeiten heraus. „Not lehrt beten“, sagt man bekanntlich. Aber ob Beten wirklich hilft, finde ich nur heraus, wenn ich in der Not auch bete. Maria ist immer dabeigeblieben. Sie wusste, warum…

Dann kommt einer dazu, der gar nicht weiß, wie ihm geschieht, Simon von Cyrene. Auf dem Heimweg von der Feldarbeit wird er gezwungen, Jesus zu helfen, sein Kreuz zu tragen. So etwas gibt es. Völlig unversehens wird ein Unbeteiligter zum Beteiligten. Simon trägt den Kreuzbalken mit. Schulter an Schulter spürt er den schweren Atem, das Zittern aus Angst und Erschöpfung. „Der neben mir, der blutet – aus unzähligen Wunden…!“ So etwas geht unmöglich spurlos an Simon vorbei. Das färbt ab. Die Gnostiker gingen tatsächlich so weit zu behaupten, Simon sei am Ende an Stelle von Jesus gekreuzigt worden.

Und auch aus der 4. Sure des Koran erfahren wir, dass nicht Jesus, sondern einer, der ihm ähnlich sah, gekreuzigt worden sein soll… Wahrscheinlicher ist dagegen, dass Simon einer der Männer aus Cyrene gewesen sein könnte, die nach Angaben der Apostelgeschichte in Antiochia der griechisch-sprachigen Bevölkerung das Evangelium verkündet haben. Ja, das gibt es auch heute im Glauben. Menschen, die wie Simon von Cyrene wie auch immer auf einmal mit Jesus in Berührung kommen und nicht mehr von ihm loskommen.

Veronika dagegen wollte unbedingt zu Jesus. Wir wissen nicht viel von ihr. In den Evangelien ist sie gar nicht erwähnt. Sie vertritt am Kreuzweg wohl all die vielen treuen Seelen, die im meist im Verborgenen bleiben, und doch so tief verbunden sind mit Jesus und seiner Kirche. Es sind nicht die Entscheider, die Führer, sondern vielmehr die Beter… Aber in jenem Augenblick nimmt Veronika allen Mut zusammen. Zusehen und nicht helfen können, das ist wohl das Schlimmste, was der Liebe widerfährt. Sie hält es nicht mehr aus und kämpft sich zu Jesus vor. Ein einfaches Schweißtuch wird zum Ausdruck der Liebe des geschundenen Antlitzes Jesu…

Und dann begegnen uns noch die weinenden Frauen. Jesus sieht sie. Ja es gibt Menschen, die (noch) weinen können. Aber Emotionen an sich sind noch keine Tränen wert. „Wisst ihr eigentlich, warum ich den Weg gehe? Wisst ihr wirklich, warum ihr weint?“ Nein damals wie heute geht es schon darum, den tieferen Sinn unseres Glaubens zu erfassen. Das läutert unsere Gefühle und macht sie echt.

Unter dem Kreuz begegnen uns am Ende gerade einmal noch vier Menschen. Ein kläglicher Rest. Und doch so unglaublich stark! Sie waren da und haben bis zuletzt ausgehalten. Bei allen, die Jesus den Rücken gekehrt haben, damals wie heute: Es ist wichtig, dass welche dableiben. Weil sie nicht weg wollen und darum bei ihm bleiben müssen. Und ihr Bleiben führt am Ostermorgen auch hin zum Grab. Ihnen verdanken wir die Frohe Botschaft: „Jesus lebt, mit ihm auch ich!“

Josef von Arimathäa dürfen wir am Schluss nicht vergessen. Er ist Jesus im Geheimem gefolgt. Nun traut er sich aus der Deckung hervor. Das nenne ich mutig! Sein neues Grab wird der bekannte Ratsherr für ihn zur Verfügung stellen. Gewiss hätte er es auch später schön gepflegt. Aber dazu kommt es nicht. Denn wie gesagt: Christlicher Glaube pflegt keinen Totenkult. Sondern wir leben im Hier und Jetzt mit dem, der lebt mit uns: Jesus Christus. Wir sollten ihm die Treue halten, er hat es verdient! Das hilft auch uns am Ende, denn er ist auch unsere Auferstehung, unser Leben. Für viele ist christlicher Glaube gerade nicht aktuell. Aber ins Museum gehört er nie und nimmer. Es braucht keine Museen, sondern vielmehr einen neuen Aufbruch von Menschen, die dem lebendigen Christus auch heute ihren Glauben schenken! Amen.

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