Ruf zur Berufung
Ruf zur Berufung
Gedanken zum 3. Sonntag (Ev. Mt 4, 12-23)
Zu den entscheidenden Fragen im Leben gehört gewiss die Berufswahl. Und da kann heute die Wahl allein deshalb schon zur Qual werden, weil man sich nicht entscheiden kann. Früher hatte man oftmals nicht die Wahl. Auch das konnte zur Qual werden.
Im heutigen Evangelium haben vier aber doch schon ihren Beruf gefunden oder, besser gesagt, ererbt. Alle waren sie Fischer. Am See von Genezareth ein durchaus einträgliches Geschäft. Für ihr Auskommen war also gesorgt. Aber dann kommt auf einmal einer, der sie anspricht. Mitten im Alltag, am helllichten Tag: „Kommt her, mir nach!“ (Mt 4, 19) Diese Worte wirken in einem Augenblick! Sie alle lassen alles liegen und stehen und folgen da einem nach.
Kann man das so einfach machen? Darf man sowas tun? Nicht nur das Boot, sondern auch noch den Vater zurücklassen? Natürlich darf man das eigentlich nicht, so etwas will überlegt sein und besprochen mit der Familie.
Aber dazu kommt es nicht mehr. Der Ruf ist da und damit ihre Berufung: die Berufung des Simon und Andreas, die Berufung des Jakobus und des Johannes. Berufung ist offenbar mehr als ein Beruf. Es geht ihr ein Anruf voraus, dem sie am Ende nicht widerstehen können. Es gibt keine andere Wahl für mich als Dich!
Die Berufung zur Nachfolge Jesu geht immer von ihm selbst aus. Nicht die Jünger suchen Jesus. Jesus sucht seine Jünger. Damals wie heute erwächst daraus ein unbedingter Anspruch, der zugleich ein Zuspruch ist. Der Apostel Paulus bezeichnet dies als „Zwang“: „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde“ (1 Kor 9, 16). Glücklich, wer (s)eine Berufung im Leben gefunden hat!
Berufung kann ich nicht machen. Sie wird mir anvertraut und zugetraut. Sie ist in mir selbst, aber nicht aus mir selbst. Das macht sie so wertvoll – zum Geschenk.
Spüren das nicht auch Menschen, die aus Berufung verheiratet sind, ihre Berufung als Eltern leben oder ihren Beruf als Berufung! Und ist dies nicht auch das wahre Geheimnis der Liebe. „Ich habe Liebe in mir, weil ich geliebt bin. Darum liebe ich!“
Und in unserer Berufung zum Glauben… Kommt es nicht zuerst und vor allem darauf an, dass Gott an uns glaubt, dass Jesus auf uns baut? Und uns darum auch berufen hat! Wie in der Liebe, so ist es auch mit dem Glauben: da ist nichts zu machen. Es geht ums Geschenk!
Die Jünger haben auch erfahren, wozu sie berufen sind: sie sollen von nun an Menschen fischen. Was sie dazu an die Angel hängen müssen, liegt auf der Hand: es ist ihr Herz.
Berufung im Leben wird wohl immer bleiben, was sie ist: keine Überlegung des Verstandes, sondern eine Angelegenheit des Herzens.
In diesen Tagen melden sich junge Christen zur Firmung an. Ein Sakrament, das sie in ihrer Berufung zu einem Leben aus dem Glauben stärken will. Nichts anders heißt übrigens Firmung: „Stärkung“.
Denn eines trifft wohl auf uns alle zu: dass wir Christen heißen, haben wir wohl alle unseren Eltern zu verdanken, die uns zur Taufe getragen haben. Und dann? Wenn man einmal Christ ist? Dann geht es darum, es noch mehr zu werden. Menschwerdung und Christwerdung gehören untrennbar zusammen. Damit sind wir nie zu Ende
In den Ostkirchen werden die Sakramente der Taufe, der Firmung und der Kommunion zusammen gespendet. In der armenisch-apostolischen Kirche dann auch gleich noch die letzte Ölung. Man weiß ja nie, ob in der Todesstunde ein Priester zur Verfügung steht.
In der Katholischen Kirche werden diese Sakramente getrennt. Zumeist werden Kleinkinder hineingetauft in den Glauben. Eltern wollen ja bekanntlich das Beste für ihr Kind.
Kommunionkinder sollten verstehen, dass Brot mehr sein kann als nur Brot. Sondern sich verwandelt in den Leib Christi, den sie dann empfangen. „Du in mir und ich in Dir!“ Ab der dritten Klasse kann das ganz gut gelingen.
Und was sind die Voraussetzungen bei der Firmung? Interesse am Glauben! Firmbewerber sollten sich selbst zu ihrem Glauben stellen und ihn Kraft des Sakramentes weiter vertiefen. „Ich bin ein Christ. Und ich steh dazu! Ja, ich bin auf dem Weg meines Lebens mit Jesus Christus und auch für ihn.“
Weil das Kinder zumeist noch nicht für sich selbst entscheiden können, haben wir die Firmspendung an das Ende der 9. Klasse gestellt. Wir wenden uns nicht mehr an die Eltern, sondern direkt an unsere heranwachsenden Christen.
Freilich muss man nicht gefirmt werden. Die Firmung gehört nicht „einfach dazu“! Es gibt eine allgemeine Schulpflicht, aber keine allgemeine Firmpflicht. Es ist also nicht so, dass alle Jugendlichen der 9. Jahrgangsstufe „durchgefirmt“ werden sollen.
Man kann sich durchaus auch später firmen lassen. Und das das mag durchaus sinnvoll sein. Schließlich wird das Sakrament der Firmung nur einmal im Leben gespendet. Diese Chance gilt es im richtigen Augenblick zu nutzen.
Und was bringt die Firmung? Sie stärkt junge Christen durch die Gaben des Heiligen Geistes. Nicht alle gleich. Die Firmung kennt kein „Gießkannen-Prinzip“. Der Heilige Geist stärkt jeden ganz persönlich mit den Gaben, die jeder Firmbewerber wirklich nötig hat. Worum er auch bittet. Und es gibt viele Geistesgaben!
Unseren heranwachsenden jungen Christen wünsche ich viel Offenheit für den Heiligen Geist. Selten war er so wertvoll wie heute. Begleiten wir sie auf ihrem Weg und lassen wir sie spüren: Leben aus dem Glauben trägt und prägt. Glaube macht Sinn! Amen.
Fürbitten
Guter Gott, Du hast uns ins Leben gerufen, weil Du an uns glaubst. Und Du hast uns Berufungen anvertraut, für die sich wirklich zu leben lohnt. Wir bitten Dich:
Wir beten um eine gute Entscheidung für alle, die vor ihrer Berufswahl stehen.
Wir beten um gespannte Erwartungen für unsere heranwaschsende Christen, die sich auf ihre Firmung vorbereiten.
Wir beten um die Bereitschaft, Dir zu folgen, für alle, die Du in Deine besondere Nachfolge berufen willst.
Wir beten um innere Treue zu all dem, was uns als Berufung im Leben anvertraut ist.
Guter Gott, zeige uns die Wege, die Du mit uns gehen willst und begleite uns mit Deinem Geist. Amen.