Was nichts kostet, ist nichts wert…

Zu dieser Predigt ist KEINE Tonaufnahme verfügbar

Was nichts kostet, ist nichts wert…

„Was nichts kostet, ist nichts wert.“ Wir kennen den Spruch. Und es stimmt: was uns viel wert ist, das lassen wir uns was  kosten. In Euro und Cent, wenn es sich um teures Hobby handelt. Gemessen in Zeit, wenn es ums Training geht. In dem Maß der Zuwendung und Liebe, weil ein anderer Mensch uns eben viel wert ist.

Aber wie viel ist uns eigentlich der Glaube wert? Manche denken bei dieser Frage sofort an die Kirchensteuer. Und wieviel es denn kostet, aus „diesem Verein“ auszutreten. Kirchenaustritt ist gerade in…

Wenn viele vom Kirchenaustritt reden, reden wir mal vom Eintritt in die Kirche, vom Einsatz für die Kirche. Zuerst und vor allem: Die Kirche ist kein Verein, sondern eine Glaubensgemeinschaft. Man muss auch nicht in der Kirche sein. Man muss das nur wollen. Und es gibt durchaus auch Menschen, die bewusst und aus voller Überzeugung in die Kirche eintreten.

Aber die meisten von uns sind wohl nie „richtig“ in die Kirche eingetreten. Wir wurden in die Kirche hinein getragen und als Kleinkind getauft. So wird man in der Regel Christ. Und ist dann in der Kirche.

Wie gesagt: die Kirche ist kein Verein. Die Kirche ist im besten Sinn des Wortes eine Glaubensgemeinschaft, eine Gemeinschaft von Menschen, die an Gott glauben und durch Jesus Christus als Brüder und Schwestern miteinander verbunden sind.

Diese Glaubensgemeinschaft beginnt immer in einer ganz persönlichen, ja einmaligen Lebensbeziehung von Gott und Mensch. „Seit meiner Taufe lebst Du, Jesus, in mir und ich mit dir.“ Jesus lebt, mit ihm auch ich! Was aus einer Beziehung wird, wie sie sich entwickelt, was sie am Ende aushält: es hängt von jedem einzelnen ab. Wieviel Zeit ich nehmen. Wieviel Interesse ich mitbringe. Eine „passive Mitgliedschaft“ ist jedenfalls nicht vorgesehen.

„Wieviel ist mir der Glaube wert?“ Jesus spitzt die Frage heute noch weiter zu: „Wieviel bin ich dir wert?“ Das will er wissen. Und er zeigt sich anspruchsvoll, denn ihm ist offenbar nichts und niemand vorzuziehen. „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert“ (Mt 10,37).

Aber damit nicht genug. Auch in der Lebensführung setzt Jesus klare Maßstäbe. Er setzt voraus, dass sein Leben auch mein Leben bestimmt. Und dann natürlich auch mit der Bereitschaft, mein Kreuz zu tragen. Nicht ein bequemes Leben ist also der Lebensentwurf eines Christenmenschen. Sondern ein Mittragen an seinem Kreuz, das er ja für uns getragen hat. „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert“ (Mt 10, 38).

Letztlich geht es ja nicht um dieses Leben. Nichts ist vergänglicher als das. In der Taufe sind wir mit Christus gestorben und auferstanden, damit wir mit ihm am Ende ewig leben. Mit ihm, denn ohne ihn sind wir tot. Darum sagt Jesus auch klar und deutlich: “Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen“ (Mt 10, 39).

Ist mir der Glaube das alles wert? Oder verlangt Jesus nicht zu viel von mir? Die Frage ist schon berechtigt. Und sie geht weit über das hinaus, was ein Kirchensteuerbescheid abverlangt. Ja, es geht um´s Ganze. Um´s Ganze des Lebens. Das aber werden wir nur finden, wenn wir möglichst intensiv mit Jesus Christus zusammenleben. Wenn er sich in uns frei entfalten kann und wir mit ihm.

Aber dann sind wir als Christen ja auch dies: eine Glaubens-Gemeinschaft. Jesus will uns in Beziehung bringen, uns beziehungsreich machen. Wenn jeder von uns eine Lebensgemeinschaft mit ihm führt, dann bringt jeder von uns Christus mit. Dieser Austausch ist deshalb so wertvoll, weil wir voneinander erfahren, wie wir mit Jesus Christus zusammenleben.

Zwar lebt in uns allen Jesus Christus; und doch lebt jeder von uns anders mit ihm zusammen. Das sollte uns neugierig machen, empfänglich und füreinander aufnahmebereit. „Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat“ (Mt 10, 40).

Christsein ist bei Gott keine Privatsache. Es ist vielmehr ein gemeinsamer Freundeskreis all derer, denen die Gemeinschaft mit Jesus Christus viel wert ist. Und über alles geht. Amen.