Glaube in stürmischen Zeiten…
Glaube in stürmischen Zeiten…
Zum Evangelium am 19. Sonntag (Mt 14,22-33)
Manche halten uns Christen ja für naiv. „Was haben denn all diese wundersamen Geschichten mit uns zu tun? Wir sind doch aufgeklärt und realistisch.“ Mag sein, oder auch nicht. Jedenfalls hat schon Ben Gurion, der erste Präsident Israels, eine bedeutsamen Satz geprägt: „Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ Diesen Satz find’ ich richtig gut! Das glaube ich auch.
Fangen wir darum ganz realistisch an und begeben wir uns an den See Genezareth. Der liegt über 200 Meter unter dem Meeresspiegel. Im Osten erheben sich hohe Berge. Ein Idealfall für Fallwinde. Dafür ist der See damals wie heute berüchtigt. Fallwinde also peitschen mitten in der Nacht den See auf.
Die Jünger sitzen in einem Boot. In Kapharnaum haben 1986 Archäologen ein Fischerboot aus der Zeit Jesu freigelegt. Keine Nussschale, aber auch kein Hochseedampfer. Es bot Platz für immerhin 15 Personen. Dass das Boot in Seenot geraten kann, ist ausgemacht. Und wenn selbst die erfahrenen Fischer unter den Jüngern Angst bekommen, dann müssen die Wellen schon hochgeschlagen haben.
Von den Realitäten nun aber zum Wunder: Jesus kommt den verzweifelten Jüngern zu Hilfe. Nicht mit einem Rettungsschiff und auch nicht mit Hilfe eines Helikopters. Nein, er geht über den See!
Schon immer gab es vermeintlich kluge Leute, die so ein Wunder erklären wollten. Frei nach dem Motto: „Geht nicht, gibt’s nicht!“. Man verstieg sich zu Erklärungen bis hin, dass Jesus auf großen Steinen unter dem Wasserspiegel geschritten sei. Das natürlich ist zurecht ein Witz…
Nein es ist schon, was es ist: ein Wunder! Und damit von uns Menschen nicht zu erklären. Wunder haben ihren Ursprung schließlich in Gott und sind damit so wunderbar, dass sie nicht in das kleine Gehirn von gescheiten Menschen passen… Gott ist gottlob größer, als Menschen denken können.
Aber wir sollten dennoch versuchen, das Wunder zu verstehen. Nicht damit wir begreifen, wie das geschehen konnte. Vielmehr gilt es zu verstehen, warum es geschehen ist und wie uns das Wunder im Glauben weiterhelfen kann.
Wie reagieren die Jünger? Die waren natürlich auch menschlich gestrickt und glaubten zunächst an ein Gespenst. Jesus dagegen appelliert an ihr Vertrauen. „Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!“
Und Jesus lädt obendrein noch dazu ein, es gleich mal auszuprobieren. „Komm!“ ruft er zu. Petrus lässt sich darauf ein und steigt aus. Aus dem Boot hinein in die Fluten. Unglaublich, aber alles geht gut, zunächst zumindest. Bis, ja bis er sein Vertrauen verliert. Wie das geht? Ganz einfach! Zunächst sieht und hört Petrus allein auf Jesus.
Aber dann hört er den Wind und sieht nur noch die Wellen. Und genau in diesem Moment beginnt er zu versinken. „Herr, rette mich!“, schreit es aus ihm heraus.
Ist es nicht genau so! Der Glaube wird bei so manchen Menschen erst dann aktuell, wenn Untergangsstimmung herrscht. Der Erste der Jünger macht da dankenswerterweise keine Ausnahme. Aber sofort -ja sofort!- streckt Jesus seine Hand aus und ergreift ihn, den Kleingläubigen.
„Was für ein Happy end“, würde die Klatschpresse wohl berichten und dabei unter den Tisch fallen lassen, was dann noch geschrieben steht: „Die Jünger im Boot fallen vor Jesus nieder und bekennen: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du.“ Am Ende steht ein Bekenntnis des Glaubens und: Anbetung.
Bei diesem Wunder geht es, wie immer, auch um uns und um unseren Glauben. Petrus hatte einen „Kleinglauben“. Besser kleingläubig als ungläubig. Aber wie weit trägt ein „Kleinglaube“? Oder anders gefragt: wie viel Glaube braucht der Mensch wirklich? Glauben können wir wohl nie genug haben. Und vor allem: Wenn unser Glaube wächst, wächst Vertrauen immer mit…!
Zu Beginn der Predigt habe ich uns gefragt: „Was haben all diese wundersamen Geschichten mit uns zu tun?“ Am Ende haben wir wohl alle begriffen: es gibt damals wie auch heute viele Ängste. Reale und irreale. Je weniger Menschen glauben, desto mehr angstanfällig werden sie oft. Muss es wirklich erst stürmisch werden im Leben?!
Vertrauen verhütet Angst und ist damit die beste Vorsorge im Leben. Je mehr wir unser Leben in Gott verankern, desto mehr Vertrauen ist gewonnen. Und welches Vertrauen wäre tragfähiger als eben: Gottvertrauen…!
Wir waren Zeugen eines Seesturms. Das allein mag schon dramatisch sein. Am Ende aber werden wir todsicher Zeugen unseres eigenen Todes sein. Ob wir dann untergehen? Who knows… Aber wer glaubt, wird selig. Daran glaube ich fest!
Fürbitten
Leben ist Vertrauenssache. Wir danken Dir, Herr Jesus Christus, dass Du Dich unserer Zweifel und Ängste annimmst und bitten Dich:
Für alle, deren Leben in unsichere Fahrwasser geraten ist.
Für alle, denen es schwerfällt zu vertrauen.
Für alle, die sich mit einem Kleinglauben zufrieden geben.
Für alle, die den eigenen Tod verdrängen.
Herr Jesus Christus, im Blick auf Dich merken wir: Du schaust auf uns. Das schenkt uns Vertrauen. Und dafür danken wir Dir. Amen.