Die Weihnachts-Botschaft
Die Weihnachts-Botschaft
Gedanken zu Heiligabend 2023
Alle Jahre wieder wird man als Pfarrer telefonisch angefragt, was man heuer den Menschen an Weihnachten denn mitgeben wolle. „Was ist Ihre Weihnachtsbotschaft?“ Möglichst kurz und möglichst knackig sollte man auf derartige Presseanfragen antworten. Schließlich sind es dann oft nur ein oder zwei Sätze, die abgedruckt werden. Was soll man also dazu sagen?
Als Pfarrer sollte man ja zu allem Möglichen alles Mögliche sagen können. Gilt das auch an Weihnachten? Für mich nicht! An Weihnachten kommt es bestimmt nicht darauf an, was da irgendein Pfarrer sagt… Die Weihnachtsbotschaft kommt von ganz woanders her! Alle Jahre wieder vernehmen wir sie. Daran sollen und wollen wir auch nichts ändern! Wir alle freuen wir uns doch gerade deshalb alle Jahre wieder auf das Weihnachtsevangelium, weil wir spüren, wie gut es uns tut: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind.“ Das sind fürwahr Good news!
Die Botschaft von Weihnachten fängt im besten Sinn des Wortes bei Gott an. Es geht schließlich seine Menschwerdung. So gesehen gibt zunächst Gott dem Menschen die Ehre: In einem völlig unbedeutenden Ort richtet sich die himmlische Botschaft an ein bis dahin völlig unbekanntes Mädchen: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit Dir.“ Und weiter: „Fürchte dich nicht, denn du hast bei Gott Gnade gefunden.“ Die Initiative liegt wie immer bei Gott. Und Gott gibt dem Menschen Maria die Ehre, ihn zu empfangen. So wird sie ein Mensch voll der Gnade.
Maria hat alles richtig gemacht! Sie hat über das Wort des Engels nachgedacht. Vertrauen ist gewachsen und sie willigt ein: „Mir geschehe, wie du gesagt hast.“
Ob das „Projekt Menschwerdung“ aber gelingt, hängt immer auch von uns Menschen ab. Darum richtet sich die Botschaft von Weihnachten auch ausdrücklich an Menschen, die guten Willens sind. Davon hängt doch immer so viel ab: Vom guten Willen aller Beteiligten. Gott hat gewollt. Er wollte Mensch werden. Maria hat gewollt. Sie wollte das Kind. Josef hat gewollt. Er wollte Maria auch mit diesem Kind. Viel guter Wille, also!
Herodes wollte dagegen nicht. Den Weg zur Krippe hat er nie gefunden. Auch die Pharisäer und Sadduzäer waren nicht in Betlehem. Längst hatten sie ihre festen Vorstellungen im Kopf, wie der Messias kommen werde: Mit Macht und Herrlichkeit. Ein kleines, hilfloses Kind in der Krippe hätten ihnen allenfalls ein müdes Lächeln abgenötigt, aber bestimmt keine Freude.
Ganz anders die Hirten! Die Botschaft von Weihnachten wendet sich nicht von ungefähr zuerst an sie: „Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr.“ Wir spüren wiederum innere Ehrfurcht, die erst empfänglich macht für die Botschaft des Himmels. Und dann Grund gibt zu großer Freude.
„Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll. Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“
Das war damals wie heute eine ganz unglaubliche Nachricht. Wie leicht hätten die Hirten all das abtun können. Waren sie nicht gerade auf Nachtwache bei ihrer Herde!
Aber es war ja auch mehr als nur eine Botschaft, da wartet auch ein Lebenszeichen: „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“
Ja, auch die Hirten sind guten Willens. Sie wollen das Kind finden, das da in einer Krippe lag.
Sie machen sich auf den Weg und nehmen alles in Augenschein. Und dann erzählen sie gottlob auch von allem, was sie gehört und gesehen haben. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. Auch Staunen gehört zu Weihnachten!
Das also war die ganze Botschaft von Weihnachten. Damals. Und sie ist es auch heute noch. Aber wer kennt sie noch? Wem geht es Weihnachten noch darum, worum es an Weihnachten geht?
Die Botschaft von damals ist zeitlos und heute aktueller denn je. Halten wir darum heute, an Heiligabend, fest:
„Ehre sei Gott in der Höhe!“ Wenn es uns Menschen gelingt, Gott die Ehre zu geben, wird das vor allem auch uns Menschen zu Gute kommen. „Fürchtet euch nicht!“
Wenn aber Menschen keine Ehrfurcht mehr haben vor Gott, wird es oft fürchterlich für den Menschen. Vergessen wir nicht, was gnadenlos an Gottes Stelle tritt: die Klasse oder die Rasse. Natürlich kann es auch an der Gedankenlosigkeit liegen. Haben ist mehr als sein. Die Konsumgesellschaft feiert fröhliche Urständ. „Eine Gesellschaft braucht den Glauben, sonst zerbricht sie“, hat Marion Gräfin Dönhoff einmal zurecht gewarnt.
Und dann braucht es immer Menschen guten Willens. Und die gibt es auch! Weihnachten wird schließlich weltweit gefeiert. Auch von Menschen, die zwar keine Christen sind, aber doch guten Willens. Menschen, die sehr wohl spüren, dass Weihnachten einer ganzen Welt ganz einfach guttut.
Und wie ist es mit dem Frieden auf Erden? Ist Frieden geworden? Die Sehnsucht ist da in den Herzen der Menschen, die guten Willens sind. Dafür brennt ein Licht in unserer Kirche, das Licht von Betlehem. In diesem Jahr flackert es gefühlt ängstlicher als sonst. Aber es ist nie ausgegangen, im Gegenteil. Je dunkler die Welt, desto heller dieses Licht. Es will uns einleuchten, nicht nur als Friedenslicht von Betlehem, sondern als Lebenslicht Jesu Christi. Fürchtet euch nicht, denn: ja, Christ der Retter ist da!
Wir spüren an Weihnachten, wie sehr die Welt sich nach einem Frieden sehnt, den die Welt sich selbst offenbar nicht geben kann. Genau darum ist die Botschaft von Weihnachten auch so unzertrennlich: „Ehre sei Gott und den Menschen Frieden auf Erden, die guten Willens sind.“
Weihnachten hängt schließlich dann auch von uns ab. Wenn wir wollen ist Weihnachten. Amen