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Gedanken zu Erntedank

Gedanken zu Erntedank

Wann war mein letztes Dankeschön? Ich meine das Dankeschön, an das ich mich jetzt erinnere. Wer hat mir zuletzt gedankt? Wann? Und warum? Wann habe ich zuletzt „Danke“ gesagt? Wem, wann und warum?

Wir feiern Ernte-Dank. Eigentlich feiern wir jeden Sonntag Danksagung. Denn „Eucharistie“ heißt „Danksagung“. Und das nicht am Ende, sondern zu Beginn einer Woche. Dank im Voraus. Wir danken zwar nicht für die Ernte des Jahres. Dafür aber für eine Frucht, die jede Heilige Messe hervorbringt: Wir danken für Brot und Wein, die sich durch die Hingabe Jesu verwandeln in seinen Leib und sein Blut. Was für eine Gabe. Das Wort „Eucharistie – Danksagung“ hat schon seinen unvergleichlichen Grund!

Dankbarkeit findet aber auch im alltäglichen Leben viele gute Gründe…
„Ich muss Danke sagen. Ich darf Danke sagen. Und ich will auch Danke sagen.“
Fangen wir mit dem an, was uns seit Anfang an bekannt ist: „Du musst (noch) Danke sagen!“ Diese Aufforderung richten für gewöhnlich wohlmeinende Eltern an ihre Kinder, die gerade was geschenkt bekommen haben und sich zuerst mal nur darüber freuen.
Und die Eltern haben recht. Aber tun sie es auch selbst? Wie sieht es mit dem Danke sagen später im Leben aus?
Ich glaube schon, dass wir Danke sagen müssen, weil es so vieles gibt, was wir uns nicht selbst verdanken.

„Du darfst noch danke sagen!“ Auch das ist wahr und es klingt auch sympathischer. Denn eigentlich ist Dankbarkeit doch was Wunderbares. Wir haben Grund zu Freude. Darum sind wir ja dankbar. „Wer denkt, der dankt.“ Wer nachdenkt, wird auch nachdanken.
Warum das so gut ist? Ganz einfach, weil es uns selbst auch guttut. Dankbare Menschen sind glückliche Menschen und bestimmt auch zufriedener als undankbare Zeitgenossen.

„Du willst doch auch danke sagen!“ Ja, wir sollten es wirklich auch öfter tun wollen. Denn jedes „Danke“ führt zu einer Klimaerwärmung in einer Welt, die zwischenmenschlich doch etwas abgekühlt ist. Es ist spürbar kälter geworden, in vielerlei Hinsicht: in vielen Beziehungen. In geschäftlicher Hinsicht: oft wird kalt berechnet und auch so abgerechnet. Und ist es nicht zur Selbstverständlichkeit geworden, dass es uns allen doch recht gut geht. Wofür dann noch Danke sagen.

Diese Selbstverständlichkeit ist vielleicht auch der größte Feind der Dankbarkeit. Und selbstverständlich kann so vieles werden. Sagen wir doch bitte „Danke“. Nicht weil wir es müssen, sondern weil wir es dürfen und auch wirklich sagen wollen: „Herzlichen Dank!“.

Und wir wissen doch alle, was dieses kleine Wort bewirken kann. In einer Ehe auch nach 40 Jahren, in der Erziehung von Kindern und Enkelkindern. Im Supermarkt an der Kasse oder in irgendeiner Hotline, die freundlich Auskunft gegeben hat…

Und sagen wir auch Gott bitte „Danke“! Es ist ein schöner Ausdruck unseres Lebens. Was wir uns selbst geben, müssen wir nicht extra bedanken. Was wir aber anderen verdanken, ist allemal ein Wort des Dankes wert. Allen voran, was wir Gott verdanken.  Am Ende doch alles. „Dankbarkeit sucht über der Gabe den Geber.“ Dieser Gedanke von Dietrich Bonhoeffer ist auch deshalb so hilfreich, weil er uns Gott näherbringt.

Und auch da geben wir Dietrich Bonhoeffer doch recht: “Der Mensch empfängt unendlich mehr, als er gibt. Dankbarkeit macht das Leben erst reich.” Das gilt vor allem für die Gabe, die wir empfangen in der Eucharistie. In der Feier der Danksagung, in der wir nicht weniger geschenkt bekommen als Gott selbst, der sich in Jesus Christus als Brot des Lebens empfänglich macht für uns.

Und zu guter Letzt: Ein „Danke“ aus Nachfreude, gibt Grund zur Vorfreude. Denn, wenn Menschen danken, haben sie allen Grund auch wieder zu bitten. Das freilich gilt auch für Gott. Stimmen wir darum jetzt ein in das Lied: „Nun danket alle Gott…!“

 

Fürbitten

Guter Gott, wer denkt, der dankt. Dankbarkeit hat dem Leben schon immer gutgetan.

  • Wir danken Dir für die Vielfalt des Lebens, die Deiner schöpferischen Kraft entspringt. Lass uns Menschen angesichts dieser Vielfalt immer wieder staunend innehalten und Dir, dem Schöpfer, dankbar begegnen.
  • Wir danken dafür, dass wir alles haben, was wir brauchen. Bewahre uns davor, uns abhängig zu machen vom Überfluss. Und lass uns Mitsorge tragen für das tägliche Brot derer, die darum bitten müssen.
  • Wir danken Dir für die Ernte dieses Jahres und bitten für alle, die in der Landwirtschaft für uns gearbeitet und die Früchte der Erde eingebracht haben.
  • Wir danken Dir für das Geschenk unseres eigenen Lebens. Lass uns die Gaben, die Du uns mitgegeben hast, in deinem Sinne einsetzen.

Guter Gott, Du willst vollenden, was Du an Gutem begonnen hast: In deiner Schöpfung und in jedem von uns, die wir geschaffen sind aus deiner schöpferischen Liebe. Amen.

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