Das Buch des Lebens – ein Buch des Glaubens?
Das Buch des Lebens – ein Buch des Glaubens?
Das kennen wir. Wir sitzen vor einem leeren Blatt Papier und fragen uns: wie fang ich jetzt an. In der Schule den Aufsatz. Daheim einen Brief. Wie fang´ ich bloß an. Die ersten Worte sind wichtig. Die Einführung sozusagen. Und eine gewisse Vorstellung, was am Ende zu Papier gebracht werden sollte.
Wie mit so einem unbeschriebenen Blatt Papier beginnt auch das Buch des Lebens eines jeden Menschen, bei seiner Geburt. Aber dann füllt sich das Buch des Lebens, Seite um Seite.
Ich weiß nicht, ob Sie ein Tagebuch führen. Aber eines wissen wir wohl alle: in ein Leben passt viel hinein. Und am Ende ist der Rat der Jüngeren immer wieder hörbar: „Oma, Opa, Du hast so viel erlebt, du könntest ein Buch schreiben.“
Ein Buch über unser Leben, voller Erlebnisse, Erfahrungen und Begegnungen von Mensch zu Mensch. Und mit so vielen Bildern und Eindrücken. In ein Leben passt viel hinein. Wer oder was würde mir auf Anhieb einfallen. … Auch Gott?
Welche Erfahrungen habe ich mit Gott gemacht, was habe ich mit ihm schon alles erlebt…?
Komische Frage? Warum eigentlich! Wir glauben doch an den lebendigen Gott. Aber wo erlebe ich ihn? Was erlebe ich mit ihm? Auf den ersten Blick nicht einfach.
Suchen wir jetzt nach einem Ort, der wie geschaffen ist für die Begegnung mit Gott. Und wir finden uns in unserer Seele wieder. Unsere Seele, die von Gott geschaffen und unsterblich ist. Die unsichtbare und doch so lebendige Mitte unseres Lebens.
Wir haben wohl alle schon gespürt, wie lebendig und empfindsam zugleich unsere Seele ist: Eine gesunde Seele kann sich regen und bewegen. Sie kann sich freuen über die Schönheit der Natur, über die Schönheit der Musik, und jubeln, sie kann trauern und weinen. Eine Seele ist kontaktfähig und kontaktfreudig. Sie kann sich einlassen auf andere, mitgehen mit anderen.
Und sie kann Gott spüren, sich austauschen mit dem, der sie erschaffen hat. Der Heilige Augustinus verweist uns auf diese innere Mitte unseres Lebens und ist davon überzeugt: „Gott ist mir innerlicher als ich mir zuinnerst bin.“
Um Gott zu finden, muss ich darum erst einmal zu mir kommen und bei mir bleiben.
Dann dürfen wir immer wieder erfahren können, wie Gott uns berührt: Wenn wir Hoffnung schöpfen und Trost finden. Wenn wir innerlich Frieden spüren und Freude. Gott leuchtet uns ein, er schenkt uns Einblicke und Durchblick. Ja, Gott erleuchtet uns.
Die Menschen haben es in der Begegnung mit Jesus genauso erfahren. Rein äußerlich hatte er nichts an sich. Wie Jesus ausgesehen hat, wird mit keinem Wort im Evangelium erwähnt. Er hat Menschen nicht äußerlich fasziniert, sondern in ihrem Innern, in ihrer Seele, berührt und sich selbst berühren lassen. Sündern die Erfahrung der Vergebung. Kranken das Gefühl von Heil, Trauernden hat er Trost geschenkt und Suchenden den Weg gewiesen.
Es war auch eine zutiefst innerliche Erfahrung, damals bei Paulus. Obwohl er Jesus nie gesehen hat, hat er ihn doch innerlich so erfahren, dass er davon überzeugt war: „Nicht mehr ich lebe. Christus lebt in mir!“ Seine Glaubenserfahrungen hat er niedergeschrieben und uns in seinen Briefen hinterlassen. Wie wir sie auch im Leben so vieler Heiligen nachlesen können.
Ich glaube, dass jeder von uns schon seine Erfahrungen mit dem Glauben gemacht hat. Erfahrungen, die uns innerlich so berührt haben, dass wir sie nicht vergessen mochten. Und darin erkenne ich einen großen Schatz, ein Erfahrungsschatz des Glaubens
Es wäre eine durchaus spannende Aufgabe, einmal aufzuschreiben, was wir im Leben aus dem Glauben schon alles erfahren haben.
Die erste Seite sollten wir aber freilassen. Und gegen das Licht halten. Und wir sehen, dass die Zeilen unseres Lebens, unsere Lebenslinien auf einer kostbaren Grundlage geschrieben sind, auf einem Wasserzeichen. In der Taufe sind wir hineingetaucht in das Wasser ewigen Lebens. Unverlierbar und unendlich kostbar.
Und ich sehe noch etwas auf der ersten Seite: eine Widmung. Ein kleiner großer Zuspruch: „Du bist mein geliebter Sohn, du bist meine geliebte Tochter.“ Eine Liebeserklärung Gottes an Dein Leben. Amen
Fürbitten
Gott Du bist der Grund unseres Daseins. Wir leben, weil Du uns gewollt hast.
Wir beten für alle, denen es schwerfällt, sich selbst anzunehmen.
Wir beten für alle, die gedankenlos auf den Linien ihres Lebens schreiben.
Wir beten für alle, die sich bemühen, Fehler ihres Lebens zu korrigieren.
Wir beten für Jung und Alt, weil sie im Gespräch miteinander viel voneinander lernen.
Wir beten für uns, dass wir uns immer wieder Zeit nehmen, im Buch unseres Lebens nachzulesen und Erinnerungen gut zu pflegen.
Guter Gott, bei der Taufe am Jordan hast Du Jesus als Deinen geliebten Sohn beglaubigt. Auch wir haben im Wasserzeichen der Taufe ein bleibendes Gütesiegel für unser Leben erhalten. Dafür danken wir Dir. Amen.