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Marienmonat Mai

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Marienmonat Mai

„Wer die Wahl hat, hat die Qual…“  Am 1. Mai bekommt man es zu spüren. Es ist ja so viel geboten! Was machen wir aus dem 1. Mai; was machen wir am 1. Mai?

Klar, der 1. Mai gilt als „Tag der Arbeit“. Man schrieb den 1. Mai 1886 als 400.000 Arbeiter in den USA für einen Acht-Stundentag protestierten. Die Arbeit hat schon einen Tag verdient, an dem wir daran denken, was Arbeit kostet und was sie uns wert ist. Früher haben die Menschen länger gearbeitet und zumeist auch härter. Heute ist die Arbeitszeit für viele kürzer geworden, dafür haben sich die Anforderungen geändert, weil sich immer wieder so viel ändert in der Arbeitswelt. Ein Beruf fürs Leben findet sich immer seltener. Mobilität, Bereitschaft zur Veränderung, wird vorausgesetzt. Und dann stellt da die „künstliche“ Intelligenz den Menschen vor ganz neue Anforderungen. Gerade auch am Arbeitsplatz.

Der 1. Mai ist auch ein Tag der Demonstrationen. Heute beteiligen sich bei weitem nicht mehr so viele wie früher an den Maikundgebungen. Aber es ist schon sinnvoll, dass Menschen noch für das, was sie umtreibt, auf die Straßen gehen. So lässt sich schon was bewegen. Die Friedenskundgebungen hatten ja ihren Beitrag geleistet zur friedlichen Wiedervereinigung unseres Vaterlandes. Nur gilt auch hier: „An den Früchten werdet sie erkennen.“ Vermeintliche Friedensdemonstrationen sollten friedlich enden und nicht im Chaos von Gewalt.

Der Mai ist aber vor allem auch der „Wonnemonat“. Die Bezeichnung kommt eigentlich aus dem Althochdeutschen und bezeichnet den „Weidemonat“. Heute fällt uns dazu vor allem Lebensfreude mit der Natur ein, die bei einem so schönen Wetter wie heute hoffentlich keinem schwergefallen ist. Als Geschöpf eintauchen in die Schönheit der erwachenden Schöpfung. „Alles neu macht der Mai“, seit 1820 begleitet uns dieses Sprichwort von Hermann Adam nun schon. Es drückt ein neues Lebensgefühl aus, Erwachen, Erblühen, Zuversicht und Hoffnung. Das tut doch in der Seele gut!

Und der Mai ist natürlich auch ein traditionsreicher Fest- und Feiertag gerade bei uns in Bayern: Maifeiern, Maibäume, Maitanz. Alte Bräuche haben sich deshalb erhalten, weil sie uns zusammenhalten. Bräuche braucht der Mensch. Sie sind ein über Generationen gewachsener Grund, der trägt und hält wie so ein zweiter Boden“.

Und dann ist für uns, die wir heute Abend hier sind, der 1. Mai Mai ein Grund, Gottesdienst zu feiern, die erste Maiandacht, ein Marienlob anzustimmen. In Bayern allzumal. Maria ist „Patrona Bavariae“, als „Schutzfrau Bayerns.

Die Münchner Mariensäule gilt als Mittelpunkt Bayerns, deswegen haben alle ausgehenden Straßen hier ihren metrischen Nullpunkt. Auch heute bezieht sich die Entfernungsangabe auf Wegweisern nach München auf die Strecke bis zur Mariensäule.

Aber doch weist uns die Marienverehrung weit darüber hinaus. Auch über das, was uns als Schöpfung so kostbar ist. Nicht wenige führen den Monatsnamen „Mai“ ja zurück auf eine römische Gottheit der Fruchtbarkeit. Fruchtbarkeit war früher immer immerwährender Kreislauf von Wachsen, Werden und Vergehen.

Der Mai als Marienmonat hat da eine viel schönere Botschaft für uns bereit. Maria hat neues Leben, sie hat Gott auf die Welt gebracht. Die „Endlosschleife“ von Werden und Vergehen ist mit der Auferstehung Jesu durchbrochen. Vergessen wir dabei nie: Gott hätte uns in Christus nicht erlöst, wenn der Mensch Maria nicht offen und empfangsbereit gewesen wäre für ein völliges neues Leben des Menschen. Ein Leben mit Gott!

Maria zeigt uns auch den Weg dorthin. “Was er euch sagt, das tut.“ Sie nimmt uns als eine von uns an der Hand und führt uns zu ihm, um den es am Ende geht: Jesus Christus. Jesus lebte in Maria, sie lebte mit Jesus und lebt nun weiter mit ihm bei Gott.

Das ist wohl der tiefste Grund von Freude, von Lebensfreude, die wir uns Menschen überhaupt nur wünschen können. Die schönen Marienlieder im Mai besingen so viel davon!

Damit ist Maria das Vorbild im Glauben. Wir feiern mit ihr im Licht der Osterkerze. Wir dürfen uns freuen, dass wir nicht mehr im Zwielicht sind, sondern als aufgeklärte Christen leben dürfen in dem Licht, das Jesus uns gebracht hat. Er ist das Licht der Welt. Er öffnet uns die Augen, damit wir das Unvergängliche mehr lieben als das Vergängliche.

Aber weil sich die unsichtbare Welt Gottes so wunderbar in seiner Schöpfung zu erkennen gibt, genießen wir den Wonnemonat.

Und weil uns die Schöpfung als Gabe auch Aufgabe sein muss, denken wir daran, wie wir mit ihr und miteinander gut umgehen.

Weil wir wissen müssen, woher wir kommen, pflegen wir die Bräuche, die wir auch in Zukunft brauchen.

Und weil der Mai uns einlädt, Maria nahezukommen, gehen wir nach der Messe zu ihr an unseren Maialtar. Und mit ihr dann hin zu Christus. „Per Mariam ad Christum“ – „Durch Maria hin zu Christus“. Amen.

Der 1. Mai ist Tag voller Leben und damit ein Tag, der so viele Anliegen des Lebens nahebringt. Guter Gott, wir danken Dir und bitten Dich:

Du hast uns Deine Welt anvertraut, damit wir sie verantwortungsbewusst und in Deinem Sinne weiterentwickeln. Wir bitten für einen guten Umgang mit der Schöpfung und einen gewissenhaften Umgang mit unserem Wissen.

In Jesus Christus hast Du uns einen Frieden angeboten, den die Welt sich selbst nicht geben kann. Lass alle Menschen guten Willens zusammen mit Dir eintreten für eine gerechtere und damit auch friedlichere Welt.

Die Freude im Leben schenkt so viel Lebenskraft. Wir beten für alle, die gerade an ihrem Leben leiden, weil sie Kummer und Sorgen haben oder auf dem Weg der Trauer sind. Lass sie Menschen finden, die ihnen von neuem Zuversicht und Lebensfreude vermitteln können.

In Deiner Menschwerdung holst Du uns heraus aus unserer menschlichen Vergänglichkeit. Lass uns in Jesus Christus den erkennen, der der Weg ist, der uns in Wahrheit zum Leben führt.

In Maria haben wir ein überzeugendes Vorbild im Glauben. Lass uns im Blick auf sie erkennen, was Du mit uns vorhast.

Guter Gott, unsere sichtbare Welt lässt uns gespannt sein, was uns in Deiner unsichtbaren Welt erwartet. Dafür danken wir Dir. Amen.

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