l

Das Programm Jesu – oder: worum geht es im Glauben wirklich?

Das Programm Jesu – oder: worum geht es im Glauben wirklich?
Glaubwürdige Antworten darauf finden sich nicht zunächst in Sitzungen und theologischen Schriften, auch nicht in synodalen Prozessen, sondern auf dem Wege der persönlichen Begegnung mit ihm, Jesus Christus. Daran führt kein Weg vorbei – wenn christlicher Glaube in unserem Land Zukunft haben soll. Unser Glaube ist ja nicht abstrakt, sondern ganz lebendig, menschlich eben. Und es sind auch nicht die großen Massen, die Jesus ansprechen will. Er sucht den einzelnen Menschen. Er will persönlich begegnen: dir und mir. Das führt dann auch zusammen: Jesus verbindet uns.

Heute am Fest der Darstellung des Herrn, „Mariae Lichtmess“, wird das -40 Tagen nach Weihnachten- besonders spürbar. Jesus ist noch ganz klein. Und doch bringt er Menschen in Bewegung und in Begegnung.  Zunächst seine Eltern. Maria und Josef machen sich auf den Weg nach Jerusalem. Zum einen wollen sie für den Erstgeborenen danken und Gott weihen. Zum anderen will Maria sich der für diesen Tag vorgeschriebenen Reinigung unterziehen.

Jesus begegnen
Aber bevor wir weitersehen, hören wir auf einen wichtigen Rat des Heiligen Ignatius. Ignatius von Loyola empfiehlt, sich die Begebenheiten des Evangeliums möglichst lebendig vorzustellen: das Evangelium nicht nur nachzulesen, sondern es vielmehr nachzuerleben. Damit die Botschaft nicht nur unseren Verstand, sondern unser Herz erreicht. Und so aus der Begegnung mit dem Evangelium eine Begegnung mit Jesus werden kann, die uns innerlich bewegt. Stellen wir uns darum mitten hinein in den Jerusalemer Tempel. Vor 20 Jahren hat König Herodes damit begonnen, ihn großartiger denn je aufzubauen. Und dann versetzen wir uns in dieses junge Paar. Die schwere Geburt ist Gott sei Dank gut gegangen. Jetzt wollen sie ihren Sohn bewusst Gottes Schutz anvertrauen, ihn Gott weihen. Junge Eltern bringen mit diesem Anliegen auch heute ihre Kinder zur Taufe…

Aber wir begegnen nicht nur dem Lebensbeginn, sondern auch zwei Menschen an ihrem Lebensende. Simeon und Hanna, mit ihren 84 Jahren. Ältere Kirchenbesucher werden es wohl nicht schwer haben, gerade diesen beiden näher zu kommen. Simeon ist freilich keineswegs am Ende. Ganz im Gegenteil! Je älter er wird, desto größer wurde seine Lebenserwartung. War ihm doch durch den Geist verheißen worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias gesehen haben wird. Man mag sich die Spannung vorstellen, die sich in diesem alten Mann aufgebaut hat. Und wir treffen die Prophetin Hanna. Früh hat sie geheiratet, nach sieben Jahren schon ist sie verwitwet. Aber sie hat ihren Lebensinhalt gefunden. Sie weiß wo sie hingehört. Tag und Nacht hält sie sich im Tempel auf, um Gott zu dienen. Mit Fasten und Beten – eine echte Gottesdienerin!

Unterschiedliche Generationen begegnen sich. Nicht durch Zufall. Was sie zusammenführt ist ihr gemeinsamer Glaube, den sie ernst nehmen. ihr Gottvertrauen und ihre Treue zum Gesetz, wie immer wieder betont wird. Aber vor allem sind sie alle voller Erwartung, und sie werden nicht enttäuscht!

… das verändert
Und dann lassen wir uns ansprechen. Von Simeon etwa. Auch im Alter darf man Lebenserwartung haben. Gerade im Alter! Nicht im Blick auf das, was war. Sondern auf das, was kommt. Die Begegnung mit diesem kleinen Kind wirkt auf Simeon und Hanna geradezu erlösend. Simeon begreift es sofort: „Nun lässt du deinen Knecht in Frieden scheiden, denn meine Augen haben das Heil gesehen. Ein Licht das alle Menschen erleuchtet.“  Dieses Lebenslicht, das mit Jesus in die Welt gekommen ist, trägt in seinem Namen eine große Verheißung. „Jesus“ wird er genannt. Das bedeutet: „Gott rettet“. In der Begegnung mit Jesus haben sie ihren inneren Frieden gefunden. Und ist das nicht etwas zutiefst Erlösendes. Am Ende diesen inneren Frieden gefunden zu haben, um dann gehen zu können – heim zu Gott!

Die Begegnung mit Jesus verändert Menschen. Auch Hanna wird auf Jesus aufmerksam. Sie preist Gott und spricht über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Es ist bemerkenswert, dass gerade diese beiden alten Menschen Jesus auf den ersten Blick erkennen. In ihrer inneren Weisheit, die herangewachsen ist aus ihrem Glauben.

Im Licht seines Lebens
Und Maria und Josef? Die beiden haben ihr Kind Gott geweiht. Das war ihnen wichtig. Sie werden ihr Kind wieder mitnehmen nach Nazareth. Und alles dafür tun, dass Jesus behütet aufwachsen kann. Das wird ihnen auch gelingen. Erst als 12-ährigen treffen wir ihn wieder im Tempel. Dann ist er bereits gut herangewachsen und von Weisheit erfüllt, wie es am Ende unseres heutigen Evangeliums vorausgesagt wurde. Aber erst 18 Jahre später wird er sich auf den Weg machen. Er wird Licht hineinbringen in das Zwielicht der Welt. Licht in das Herz der Menschen. Damit sie klarer sehen und erkennen können, was wirklich zum Heil dient. Ja, „er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Aber genau so werden die Gedanken vieler Herzen offenbar.“   

Die bewegte Begegnung heute im Tempel ist eine Einladung, uns immer wieder auf Jesus einzulassen. Auf seine Worte, die uns ansprechen wollen und auch herausfordern. Aber vor allem eine echte Hilfe sind, die Entscheidungen im Leben richtig zu treffen. Lassen wir uns ansprechen, ihm zu begegnen, mit ihm zu leben. Erwartungsvoll.

Dafür werden wir morgen auch die Kerzen segnen. Sie sind Zeichen dafür, dass wir in Jesus ein Licht fürs Leben geschenkt bekommen haben. So unterschiedlich die Kerze auch verwendet werden. Als Taufkerzen, Kommunionkerzen, als Opferlichter oder Trauerkerze – Immer ist es sein Licht, das sie erleuchtet. Sein Lebenslicht ist ein Lebenslicht für alle Lebenslagen. Und dieses eine, sein Licht, ist es auch, das uns einleuchten will. So wie es damals eingeleuchtet hat den Menschen, die Jesus im Tempel von Jerusalem geschaut haben. Damit auch wir Licht sind für die Welt. Darum wollen wir ihn auch bitten: „Jesus, Du Licht, das die Menschen erleuchtet. Leuchte auch uns ein, damit wir in Deinem Licht sehen, was recht ist und dich dann auch ausstrahlen.“

Amen.

Share