l

Auf dem Weg nach Ostern

Auf dem Weg nach Ostern
Gedanken zum Ostermontag (Lk 24, 13-35)

Ostermontag, der Tag danach.
Für manche Tag der Ostermärsche…  Oder gehen Sie lieber Spazieren? Das hat christliche Tradition. Erst heute Morgen wurde ich gefragt: Herr Pfarrer, was machen Sie in „Corona-Zeiten“ eigentlich mehr als sonst, wenn so vieles nicht mehr geht? Ja, was machen wir zur Zeit mehr als sonst? Mehr Spazierengehen…? Mehr miteinander reden, weil mehr Zeit füreinander bleibt…?
Übrigens: Wann haben wir uns eigentlich das letzte Mal über unseren Glauben unterhalten? Über die Glaubensfragen, die uns bewegen, vielleicht sogar umtreiben? Über Antworten, die uns der Glaube schon gegeben habt? Über die Glaubenserfahrungen unseres Lebens?
Oder behalten wir all das nicht doch lieber für uns? Manchmal hat man fast den Eindruck, selbst Christen hüten ihre Glaubenseinstellung besser als die Scheckkartennummer… Warum eigentlich? Und warum all diese Fragen ausgerechnet heute, am Ostermontag…?
Heute, am Ostermontag, begleiten wir zwei Jünger von Jerusalem nach Emmaus. Sie haben nur ein Thema auf ihrem gemeinsamen Weg: ihren Glauben – oder besser gesagt: ihn, an den sie geglaubt haben: Jesus von Nazareth. Die beiden gehen ihren Glaubensweg nicht allein, sie gehen ihn miteinander. Das macht schon einen Unterschied!
Und weil sie offen miteinander über ihren Glauben sprechen, kann einer mit ihnen ins Gespräch kommen: Jesus. Sie begegnen ihm, dem Auferstandenen – anfangs noch unerkannt. Aber wir erinnern uns: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen…“

Zurück zu uns. Wären nicht gerade die Tage um Ostern, der ideale Zeitpunkt, sich wieder einmal über den Glauben auszutauschen? Ich denke, Gesprächsstoff bieten diese bewegenden Tage von Tod und Auferstehung allemal mehr als genug in diesen Zeiten. Würde nicht auch uns ein Emmaus-Spaziergang wieder einmal gut tun? Vielleicht gleich heute Nachmittag…? Gerade in diesen bewegten Zeiten…? Um mehr Vertrauen zu finden, Wegweisung, Zuversicht und Orientierung? Vergessen wir nicht: Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind…

Glaube kommt nach…
Nach Ostern begegnen wir immer wieder Menschen vor Ostern. Menschen die noch vorösterlich gestimmt sind. Aber was ist das eigentlich für eine Stimmung? Vor Ostern war doch Karfreitag… Karfreitagsstimmung… Was wäre eigentlich, wenn Ostern ausgefallen wäre, weil Jesus am Ende doch tot geblieben ist…? Immer wieder hört man ja solche Einwände: Jesus, sei im Grab geblieben… Wie dann aber all die vielen Begegnungen mit einem „Auferstandenen“… Oder die Jünger hätten den Leichnam klammheimlich gestohlen. Fragt sich nur: warum hätten sie das tun sollen? Oder war Jesus am Ende nur „scheintot“? Bei einer Kreuzigung wohl nie und nimmer vorstellbar. (Erhellende Infos hat Diakon Alexander Toussaint zusammengestellt. Googeln Sie ruhig mal: „Auferstehung: ja oder nein“).

Aber bleiben wir beim heutigen Evangelium: Zwei Jünger machen sich nach Karfreitag auf den Weg nach Hause. Sie sind enttäuscht, tieftraurig, resigniert. Sie haben Jesus, ihre Hoffnung, begraben. Und heute ist schon der dritte Tag. Da ist alles aus. Ein Eingreifen Gottes in letzter Minute ist da nicht mehr zu erwarten…

Aber in ihrer Trauer sind sie nicht verstummt. Sie reden über ihn. Gerade jetzt bringen sie ihren Herrn noch einmal zur Sprache. Und da geschieht, was immer geschieht, wenn zwei oder drei in seinem Namen beisammen sind: Er tritt in ihre Mitte. Anfangs noch unerkannt geht er so spürbar mit und auf sie ein. Und langsam wird aus einem traurigen Heimgang ein Pilgerweg, ein behutsamer Aufbruch zu österlichem Glauben. Der mit ihnen geht, erklärt den beiden Jüngern anhand der Schrift, dass es doch so kommen musste. Und langsam entzündet die glimmende Glut neues Feuer… es beginnt wieder zu brennen!

Als es Abend wird dämmert in Emmaus der Ostermorgen. „Bliebe bei uns, denn es will Abend werden!“ bitten sie ihn, als er weitergehen möchte. Offenbar, will der Herr schon gebeten werden. Und dann bleibt er bei ihnen. Und er nimmt das Brot, bricht es mit ihnen und gibt sich ihnen. Und auf einmal gehen ihnen die Augen auf. Und sie erkannten IHN.

Einmal mehr sind wir Menschen vor Ostern begegnet. Und wieder ist er dazugekommen. Er hat ihnen erklärt, damit Unerklärliches klar wird. Er hat sie angefasst, damit Unfassbares fassbar wird. Er war mit ihnen unterwegs. Am Ende ist er gegangen und blieb doch bei ihnen. Am kommenden Sonntag wird er wieder kommen und dem Zweifel eines Thomas begegnen. Der wird am Ende nur noch eines antworten können: „Mein Herr und mein Gott!“

Jesus tritt auch immer wieder in unsere Mitte. Geht mit uns, bleibt bei uns. Im Teilen der Schrift spricht er zu uns, teilt sich uns mit. Wo zwei oder drei in seinem Namen beisammen sind, da ist er mitten unter uns. Damals wie heute. Und er will das Brot brechen – auch mit und für uns. Damals wie heute haben wir im Sakrament der Eucharistie lebendige Gemeinschaft mit ihm. Kommunion heißt Gemeinschaft. Wie sehr wir sie brauchen, wir spüren es an diesem Osterfest besonders schmerzlich.

Alles braucht seine Zeit. Und Ostern überrumpelt nicht. Ostern holt Menschen ab, die auf der Suche nach Jesus sind. Und nimmt so mit auf den Weg. Auf den Weg zur Auferstehung. Er –der Auferstandene- will auch uns begegnen in dieser Osterzeit. Und uns mitnehmen auf seinen Weg, der in Wahrheit zum Leben führt. Amen.

Share