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Schluss mit lustig!?

Schluss mit lustig!?
Gedanken zum 18. Sonntag i. J. (Evangelium: Mt 14, 13-21)

„Schluss mit lustig.“ Ein Besteller von Peter Hahne. Ja genau! Sie erinnern sich richtig, der Nachrichtenmann vom ZDF. Da macht einer offenbar ernst. Eben: Schluss mit lustig! Und was das Allerlustigste ist: Das Buch stand lange Zeit ganz weit oben auf den Bestsellerlisten. Eine geeignete Urlaubslektüre? Leute, die sich auf dem Ballermann mit Sangria volllaufen lassen, werden wohl anderes im Gepäck haben als dieses Buch. Aber so mancher, der die Ferien auch dazu nutzt, etwas nachzudenken über Gott und die Welt, der kann es getrost mitnehmen. Und unterhaltsam zu lesen ist es auch!

Werte sind gelebte Begegnung
Was das Buch verspricht: keine dummen Sprüche, die Lage ist ernst. Peter Hahne –so ist es auf dem Bucheinband zu lesen- fordert die Rückkehr zu stabilen Werten in einer labilen Gesellschaft. Mehr Werte, nicht bloß Worte. Und Vorbilder, die echte Werte vorleben. Auch darum fordert Peter Hahne: „Holt Gott zurück in die Politik!“ Übrigens: Im Bibelkreis am vergangenen Donnerstag hat eine Teilnehmerin gesagt, dass sie darum betet, dass die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft Gott wieder mehr in die Mitverantwortung nehmen.

„Werte sind gelebte Begegnung“. Wo Menschen nicht nebeneinander leben, sondern miteinander, aufeinander schauen und füreinander da sind, wird das Leben lebens-wert. Von dort ist auch der Weg zu Gott nicht mehr weit. Denn so, wie wir Gott in Jesus Christus erleben, ist er vor allem eins: Gelebte Begegnung.

Im heutigen Evangelium begegnen wir Menschen, die genau das erlebt haben: wie wertvoll gelebte Begegnungen sind. Und wir begegnen Jesus viermal. Zu Beginn voller Trauer. Herodes hatte Johannes den Täufer aus Lust und Laune heraus einfach enthaupten lassen. Die Spaßgesellschaft lässt schon damals grüßen. Nach der Todesnachricht will sich Jesus einfach nur zurückziehen. Der Trauer in seiner Seele Raum geben. Das ist die erste gelebte Begegnung im heutigen Evangelium. Da trauert einer wirklich. Wie viele Menschen werden ihn verstehen, die nichts mehr hören und nichts mehr sehen können, weil sie Zeit brauchen für ihre Trauer. Gebt der Trauer Raum! Damit die Liebe loslassen kann, um einen geliebten Menschen neu zu finden.

Aber da folgt schon die zweite Begegnung. Viele Menschen suchen ihn zu Fuß auf. Darunter viele Kranke. Und: Jesus hatte Mitleid. Im griechischen Urtext erfassen wir besser, was er wirklich empfand: es tat ihm im Innersten weh! Haben wir das auch schon einmal erlebt? Der zweite Wert gilt echtem Mitgefühl. In unserer Zeit ist ja viel von Emotionen die Rede. Aber welche Gefühle sind eigentlich noch echt? Vor allem unseren kranken und leidenden Mitmenschen gegenüber? Jesus hat sich ihrer wirklich angenommen aus echtem, inneren Mitgefühl.

Und dann lehrt er die Menschen und verkündet das Reich Gottes. Nicht was ankommt, ist ihm wichtig, sondern allein, worauf es ankommt. Er redet den Menschen nicht nach dem Mund. Wahrheit schafft Klarheit. Ist das nicht auch ein Wert, der in unserer Zeit so wichtig wäre!

Danach die vierte gelebte Begegnung mit Jesus. Nachdem die Menschen Jesus lange zugehört haben, bekommen sie Hunger. Die Jünger wollen sie nach Hause schicken. Jesus lehnt das ab. „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Und er nimmt das wenige, das seine Jünger haben und hergeben. Er nimmt die fünf Brote und die beiden Fische -das ist wirklich wenig- blickt zum Himmel, spricht das Dankgebet und dann teilt Jesus aus an seine Jünger – und seine Jünger teilen aus an all die vielen anderen. Wir spüren, welcher Wert aus dieser Begegnung erwächst: Der Mehrwert des Teilens. Eigentlich wäre ja für alle genug da. Wenn die Menschen mehr teilen. Da wäre Segen drauf…!

Wir wissen, dass es dabei nicht bleiben wird. Am Ende wird er sagen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer von diesem Brot isst, wird nie mehr Hunger haben, sondern das ewige Leben. Gesagt und dann auch getan im Abendmahlsaal.

Unter all den Werten, die im Leben wichtig sind, erscheint mir dieser am wertvollsten: die Hingabe. Mir gehört am Ende nur das, was hergebe, hingebe. Das macht mein Leben, das macht die Welt reicher.

Aber was kommt eigentlich am Ende dabei heraus, wenn man sich auf diese Werte einlässt? Wenn man Schluss mit lustig macht und versucht Jesus nachzufolgen? Einen, der es getan hat, haben wir in der Lesung gehört: Paulus. Was hat dieser Paulus nicht alles drangegeben: eine sichere Existenz, ein angenehmes Leben, Lob und Anerkennung. Nein, sein Leben war alles andere als eine Spaßveranstaltung. Schon eher das glatte Gegenteil. Wie schreibt er doch selbst:

„Fünfmal erhielt ich von Juden die neununddreißig Hiebe; dreimal wurde ich ausgepeitscht, einmal gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See. Ich erduldete Mühsal und Plage, ertrug Hunger und Durst häufiges Fasten, Kälte und Blöße.“ (2. Kor 11, 23-28)

Warum hast Du das getan, Paulus? Du warst doch noch dazu selbst krank. Aus Hingabe für den, der sich hingegeben hat für mich: Jesus Christus. In ersten Brief an die Korinther schreibt Paulus: „Nehmt mich zum Vorbild, wie ich Christus zum Vorbild nehme“ (1 Kor 11,1). Das war gewiss nicht immer „lustig“. Das hat einen tiefen Lebensernst. Das Leben ist ja auch keine Spaßveranstaltung. Wer glaubt, der nimmt das Leben ernst. Aber nur so wird es am Ende auch viel wert, prägt und trägt. Wie hat es Paulus ausgedrückt:

„Ja, ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben,
weder Engel noch Mächte,
weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,
weder Gewalten der Höhe oder Tiefe
noch irgendeine andere Kreatur
können uns scheiden von der Liebe Gottes,
die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8, 38 f.)

 

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