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400 Jahre Blasmusik in Biberbach!

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400 Jahre Blasmusik in Biberbach!

Immer was Neues. Sie kennen das…
Aber darf es auch mal was Altes sein? Das ist eine Frage von Qualität!
Beim Brot kann man das schmecken. Gutes Brot schmeckt mit der Zeit immer besser. Beim längeren Kauen. Und nicht nur frisch, sondern auch noch nach Tagen. Bei gutem Wein ist das ebenso. Und sonst?

Die Halbwertszeiten werden immer kürzer. Nicht nur das Verfallsdatum bei Produkten des täglichen Lebens. Auch in den Lebensbeziehungen und im Engagement. Projekte ja, aber dranbleiben, sich auf Dauer binden? Lieber öfter was Neues anfangen, was andres ausprobieren? Irgendwie ist alles so kurzlebig geworden…

Da kommen 400 Jahre gerade recht! 400 Jahre Blasmusik in Biberbach. Klingt irgendwie uralt.  Aber dann, wenn Sie hinter mich schauen, kommen die 400 Jahre doch ganz jung rüber…
Aber bleiben wir erst mal bei den 400 Jahren. Die tun ganz einfach gut. Denn irgendwie brauchen wir auch was, was bleibt. Wir brauchen Wurzeln, die unserem Leben Halt geben und einen längerem Atem – in einer Zeit, in der sich so vieles immer schneller ändert. Tradition verwurzelt unser Leben in Geschichte.

Als ich in New York war, traf ich mitten in Manhattan auf ein altes romanisches Kloster mit allem, was dazu gehört. Nicht etwa eine Nachbildung – nein ein Original. Irgendwie hat es der neuen Welt an Geschichte gefehlt! Und aus Verlegenheit ist man einfach hergegangen und hat ein altes Kloster in Südfrankreich abgetragen und in Manhattan wieder aufgebaut. So kann man´s machen, wenn´s nicht anders geht.

In Biberbach geht´s anders. Denn wir leben auf einem Boden mit viel Geschichte. Auch die Blasmusik. Vor 400 Jahren stand ein Mann, von dem wir wissen, wie er heißt: „Hanns Wehler, leediger Gesell und Pfeiffer von Biberbach“, wie zudem noch vermerkt ist.
Am Anfang braucht es immer Menschen, die anfangen. Und dann braucht´s Menschen, die dranbleiben und weitermachen. Von den wenigsten kennen wir noch die Namen. Aber sie alle waren wichtig und Sie sind es. Für eine lebendige Blasmusik.

Und was mich besonders beeindruckt, ist diese Jahreszahl am Anfang: 1618. Genau in diesem Jahr brach der Dreißigjährige Krieg aus, der auch Biberbach zweimal so schwer heimsuchte. Ulrich Zusamschneider, dem damaligen Pfarrer, kostete es 1633 das Leben, weil er unser Liab´s Herrgöttle vor den marodierenden Schweden schützen wollte.
400 Jahre sind eben auch darum eine lange Zeit, weil es zwischendurch immer wieder auch schwere Zeiten gab. Immer was Neues erfinden mag eine Kunst sein. Aber noch höher ist die Kunst, etwas zu hegen und zu pflegen über die Jahrhunderte hinweg. Der Blasmusik in Biberbach ist das gelungen.

Und wie schafft man das? Allein dadurch, dass man die Tradition lebt. Und so lebendig hält. Wenn wir Tradition leben, brauchen wir uns keine Gedanken über Traditionen zu machen. Und vor allem, wir brauchen keine Traditionalisten.
Das gilt auch für unser Brauchtum. Ein Brauchtum das man nicht mehr braucht, kann gut und gern ins Museum wandern. Eine Tradition, die nicht mehr lebt, gerät in Vergessenheit. Eine Tradition aber, die lebt, wird immer überleben. Die Blasmusik hat überlebt wegen der Blasmusiker. Und sie lebt weiter zusammen mit ihnen. Ganz einfach.

Und der Musik dürfte es auch nicht schwer fallen. Weil Musik ganz einfach hörbar Freude macht. Und diese Freude an der Musik ist immer auch der beste Grund, Musik zu machen und Musik zu hören.
Was Freude macht, macht oft Freunde. Denn geteilte Freude ist doppelte Freude. Darum ist es nicht verwunderlich, dass sich Musikfreunde zusammenfinden. Musik verbindet eben.

Von der Musik ist der Weg zum Glauben dann nicht mehr weit. Auch der Glaube verbindet. Und es gibt so was wie echte Glaubensfreude. Die musikalisch mit am besten zum Ausdruck kommt. Musik gilt nicht von ungefähr als Sprache des Glaubens. Darum gibt es auch so viel Kirchenmusik. Und Kirchenmusik ist eine besondere Form des Gotteslobes. Schon vor 2500 Jahren wurden Psalmen gesungen und instrumental begleitet. Manche Kirchenlieder singen wir Christen schon über 1000 Jahre. Das müssen die Hits in den Charts erstmal schaffen.
Und Musik hat einen besonderen Zugang zum Herzen des Menschen und damit zu Gott, der ja in unserem Innern wohnt. „Wer singt, betet doppelt.“
Und was den Glauben mit  der Musik zuinnerst verbindet. Es ist das hörende Herz, um das der junge König Salomo Gott gebeten hat. Ein hörendes Herz brauchen wir in der Musik und im Glauben auch. Bei der Taufe ergeht darum auch der Ruf „Effata“ an den frisch getauften Christen: „Öffne Dich!“„Der Herr öffne dir die Ohren, damit du das Wort Gottes hörst, dein Herz damit du es verstehst und deinen Mund, damit du es dann auch bekennst. Zum Lob Gottes und zum Heil der Welt!“ Ein offenes Ohr haben für die Musik und den Glauben. Beides verlangt immer auch nach einem offenen Herzen. Und dann tut sich der Mund von alleine auf. Um zu singen oder –wie man das im Blasorchester besser tut: um zu spielen. „Alles zur Freude des Menschen und zur höheren Ehe Gottes.“
Amen.

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