l

Allerheiligen – ein Fest mit Zukunft

Allerheiligen – ein Fest mit Zukunft (Ev. Mt. 51,-11a)

„Nimm dich nicht so wichtig.“
Vielleicht ist das der wichtigste Wegweiser zu Heiligkeit. Der Heilige Papst Johannes XXIII. hat sich das selbst gesagt. Vielleicht auch für uns ein guter Tipp. Manchmal nehmen wir uns schon ziemlich wichtig. Wie‘s uns geht und was wir wollen. Aber am wichtigsten ist und bleibt doch Gott. Und was er will. Wenn’s nach ihm geht, geht‘s uns gut. „Dein Wille geschehe.“ Darum bitten wir schließlich auch im Vaterunser.

Aber was gewinnen wir, wenn wir Gott wichtiger nehmen als uns selbst? Ich denke vor allem eins: Gelassenheit durch Gottvertrauen. „Wer glaubt, der zittert nicht“, höre ich Johannes XXIII. Ob das wohl stimmt? Der Heilige Papst Johannes-Paul II war in den letzten Jahren von Parkinson gezeichnet. Äußerlich hat er mehr als gezittert, es hat ihn buchstäblich geschüttelt. Aber innerlich blieb er ganz ruhig. „Ich bin froh, seid ihr es auch!“, rief er der Welt am Ende seines Lebens zu; mit gebrochener Stimme, aber in ungebrochener Zuversicht. Glücklich, wenn wir das auch einmal sagen können, wenn der Tod kommt: „Ich bin froh, seid ihr es auch!“ Und dann seine letzten Worte, sechs Stunden vor seinem Tod: „Lasst mich in das Haus des Vaters gehen.Da wollte einer endlich heim…

Johannes XXIII, Johannes-Paul II, Mutter Teresa oder Pater Pio gehören zu Heiligen, die viele von uns noch erlebt haben. Heilige sind ja nicht was von gestern. Heilige gibt‘s auch heute. Und wir brauchen sie auch in Zukunft!

Was macht Heilige eigentlich heilig?
Die Antwort darauf ist ganz einfach: Gott! Denn heilig wird der Mensch ja nicht aus sich selbst. Heilig wird der Mensch durch Gott. Der Allerheiligste ist Gott, daran haben alle Heiligen geglaubt. Und aus diesem Glauben heraus haben sie auch ihr Leben gelebt. Ein Leben mit Gott. Der Heilige Pfarrer von Ars bemerkt dazu: „Nicht alle Heiligen haben den gleichen Weg. Aber alle kommen bei Gott an.“

Es gibt nichts Spannenderes zu lesen als Heiligenbiographien. Glaube bewegt so viel: Er bringt auf gute Ideen, schenkt klare Ziele und dann auch die Kraft, sie mit Gottes Hilfe zu verwirklichen. Oder glauben Sie, dass Mutter Teresa ihre weltweite Ordensgemeinschaft aus eigener Kraft auf den Weg gebracht hat! Ein Papst Johannes Paul II. der Welt Mut machen konnte, obwohl er selbst schwer von Parkinson gezeichnet war. Die Lebensgeschichten der Heiligen zeigen uns, wie es geht – und was geht, wenn Menschen glauben. Genau dafür stehen alle Heiligen; damals wie heute. Jeder unvergleichlich auf seine und ihre Weise: Ob sie uns Gottes Liebe in tiefgründigen Gedanken nahegebracht haben, wie der Hl. Augustinus. „Ama et fac, quid vis!“ – „Liebe und dann tu, was du willst!“ Ob sie sich für die Kranken aufgeopfert haben, wie der Hl. Johannes von Gott, der Gründer der Barmherzigen Brüder. Ob sie junge Menschen geholfen haben, ins Leben zu finden wie der Hl. Johannes Bosco mit dem wunderbaren Grundsatz: „Erziehen ist vor allem Sache des Herzens.“ Oder sich der Todesdrohung von Krieg und Diktatur entgegengestellt haben, wie Pater Alfred Delp oder Pater Rupert Mayer, der am Allerheiligentag 1945 gestorben ist…

Heilige sind Menschen, die glauben
All das lässt sich in einem einzigen kleinen Merkspruch zusammenfassen: „Wer glaubt, wird selig!“ Genau darum passt das Evangelium von den Seligpreisungen auch so gut zum heutigen Fest. Denn es werden da keine stolzen Eigenleistungen gewürdigt. Vielmehr werden seliggepriesen, die arm sind vor Gott, die Sanftmütigen, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, die Barmherzigen, die reinen Herzens sind, die Friedfertigen und die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden. Die sind selig zu preisen, die nicht schon alles haben und nicht alles selbst vermögen. Unsere Welt würde wohl selig preisen die Reichen und Einflussreichen, die es zu was gebracht haben, die erfolgreichen Sieger und durchsetzungsstarken Macher. Aber ob uns die Welt da nicht was vormacht?!

Die größte Lebenslüge des modernen Menschen ist und bleibt, dass der Mensch glaubt, Gott nicht mehr nötig zu haben. Aber ohne Gott werden wir am Ende nicht überleben können. Wir werden es gleich sehen, wenn wir stehen – am Grab. Wir schauen hinein… aber wer hilft uns da raus? Wir brauchen schon einen Blick aus dem Grab heraus – in den Himmel. Genau dafür waren alle Heiligen offen. Offen für en Himmel. Und eben darum sind die Heiligen auch in Wahrheit die Überlebenden bei Gott. Sie alle feiern wir heute an Allerheiligen. Und Gott, an den sie alle geglaubt haben. Wer glaubt, wird selig. Und vor allem: Wer glaubt, überlebt! Das hat uns Jesus selbst versprochen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?“, fragt er Martha im Angesicht ihres toten Bruders Lazarus. Und die antwortet: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der in die Welt kommen soll.“ Der Glaube an Gott ist letztlich lebensentscheidend und überlebenswichtig. Mein Gott, ich brauche dich!

Heilige sind nicht von gestern
Wer sind dann die Heiligen von morgen? Und wer sind wir? Eine überzeugende Antwort haben wir von den ersten Christen. Die haben sich gegenseitig als Heilige angesprochen. Paulus beginnt seinen Römerbrief “An alle in Rom, die von Gott geliebt sind, die berufenen Heiligen.” (Röm 1,7) Genauso gut könnte ich Sie als Heilige anreden, die Sie Christen in Biberbach sind. Und das aus gutem Grund. Wir alle sind geheiligt. Durch die Taufe gehören wir Christus an. Er ist der Allerheiligste. „Christ, erkenne deine Würde!“, hat der heilige Papst Paul VI. aufgerufen. Und damit Mut gemacht, dass wir gemäß dieser Würde leben und damit mehr und mehr werden, was wir sind: Heilige. Jeder von uns hat wohl seine Unheiligkeiten. Aber jeder von uns hat auch seine heiligen Seiten. Auch dafür gilt es heute zu danken. Schauen wir mit dieser Dankbarkeit aber auch einmal ganz bewusst in den Heiligenkalender unseres eigenen Lebens. Suchen wir nach Menschen, die uns im Leben gutgetan haben, die für uns heilsam waren. Und danken wir ihnen dafür. Der Blick an Allerheiligen ist ein schöner. Nach allen Seiten und besonders mitten hinein in den Himmel. Amen.

Share