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Alles zu seiner Zeit!

Alles zu seiner Zeit!
Gedanken zum 16. Sonntag im Jahreskreis (Lk 10, 38-42)

„Heute bleibt die Küche kalt – wir gehen in den Wienerwald!“ Mit diesem Slogan machte die Hendlbraterei des Jahn Jahrelang ein gutes Geschäft. Heute gibt es nur noch wenige Exemplare der Wienerwaldkette. Sehr zum Leidwesen alle Grillhendl-Freunde.
So verlockend das ist, die Küche einfach kalt zu lassen. Auf die Dauer wäre das bestimmt auch nichts. Und damit wollen wir auch Martha ein wenig in Schutz nehmen. Denn wo kämen wir da hin, wenn wir unsere Hände in den Schoß legten und andere dafür arbeiten ließen. Unser Schöpfer hat uns schon auch darum Hände mitgegeben, damit wir etwas damit anfangen. Eben das machen, was in unseren Händen liegt. Und uns freuen, wenn es am Ende gut gelingt.

Das Evangelium von Maria und Martha kann also nicht als religiöse Rechtfertigung fürs Nichtstun gelten. Das Evangelium ist nicht gedacht für Leistungsverweigerer und Faulenzer. Immer wieder versucht Jesus ja zu motivieren, Talente nicht zu vergraben, sondern sie zu entfalten, ja mit ihnen zu wuchern. Jesus fordert unseren Einsatz für das Reich Gottes und auch ganz irdisch, wenn es darum geht, seinen Lebensunterhalt mit seiner Hände Arbeit zu verdienen: Vor kurzem erst hat er seine Jünger ausgesandt. Sie sollen nichts mitnehmen. Dafür sollen sie bei den Menschen einkehren, bei ihnen bleiben und mit ihnen arbeiten. Denn wer arbeitet, hat einen Recht auf Unterhalt.

Müßiggang wird gerade auch von Paulus in seinen Gemeindebriefen scharf kritisiert. „Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen.“ Nein, es geht schon darum das Leben anzupacken und was draus zu machen. Wir sind Mitarbeiter Gottes. Und der hat uns seine Welt anvertraut, damit wir sie hegen und pflegen und ihr ein menschen-freundliches Antlitz geben. Das ist allen Einsatz wert. Und ist es nicht so, dass es uns ja auch ein gutes Gefühl gibt, wenn wir wieder mal was richtig gut geschafft haben…!

Viele Schüler haben in diesen Wochen ihren Abschluss gemacht. Sie haben es geschafft. Ich erinnere mich noch an einen Abschlussgottesdienst. Er stand unter dem Motto: „Worauf wir unser Leben bauen können.“ Und die Schüler legten Ziegelsteine aufeinander, zogen Mauern hoch. Fenster sollten dafür sorgen, damit es innen nicht dunkel bleibt. Besonderes Augenmerk legten sie auf das Fundament. Was ist eigentlich unser Fundament, das uns trägt und auf dem wir unser Leben aufbauen können?
Die Antworten der Schüler waren allesamt gut und überzeugend: Geborgenheit der Familie, die Freundschaft, Vertrauen, Liebe im Leben und auch der Glaube. Wer hier versucht, was zu „machen“, macht viel kaputt. Warum? Weil uns allen schnell bewusst geworden ist, dass wir das Wichtigste und Grundlegendste im Leben nicht machen können.

Die Geborgenheit kann man nicht machen, das Vertrauen nicht. Freundschaft ist nicht machbar, Liebe und Leben? Auch das können, müssen und dürfen wir nicht machen. Alles, was zum Fundament des Lebens gehört, worauf wir unser Leben aufbauen ist Geschenk und damit unendlich kostbar. Auch der Glaube. Wir können auch den Glauben niemals machen. Wir bekommen ihn geschenkt. Und dürfen darauf aufbauen in einer Lebens- und Liebesbeziehung mit Gott.

An dieser Stelle begegnen wir dann Maria. Sie sitzt zu Füßen Jesu und tut in diesem Augenblick das einzig Entscheidende: nämlich nichts. Dafür ist sie ganz Ohr und hört auf die Worte Jesu. Sie ist da mit ganzem Herzen, offen und lässt sich von Jesus beschenken.
Vermutlich wird sie anschließend auch in die Küche gegangen sein, um Marta zu helfen. Bevor sie aber Gastfreundschaft gewährt, lässt sie sich von der Gastfreundschaft Jesu beschenken.

Nicht, dass Jesus schlechtredet, was Marta alles tut. Es klingt eher fürsorglich, wenn er sagt: „Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen!“ Und ja, wieviel Menschen gehen in den Arbeitsbelastungen schier unter, weil sie nicht abschalten können, weil sie zwar wissen, was sie alles machen müssen, dabei aber das Gespür verlieren, was sie lassen sollen, um gelassen zu bleiben. Kreative Phasen des Nichts-Tuns sind am Ende oft „produktiver“. Menschen, die ständig im Leistungs-modus funktionieren laufen Gefahr, auszubrennen. Burn-out. Maria hat so gesehen, das Bessere erwählt, weil sie bei Jesus bleibt und bei ihm sich Kraft und Inspiration holt, die sie anschließend ja gut brauchen kann, wenn´s wieder an die Arbeit geht.

Beides also gehört zusammen: Aktio und Contemplatio. Oder wie es die Benediktinische Lebensregel vorschreibt: „Ora et labora“ – „Bete und arbeite“. Und sogleich hinzugefügt: Dem Gebet ist dabei nichts vorzuziehen. Erst im Blick auf beide: Martha und Maria begegnen wir der ganzen Wahrheit des Evangeliums. Es geht im Kern um die Gabe der Unterscheidung. Einen klaren Blick für das zu haben, was Gott uns in die Hand gegeben hat, damit wir was draus machen. Und einen klaren Blick für das, was nicht machbar ist. Was wir geschenkt bekommen. Nicht zuletzt von ihm selbst.

Im Blick auf unser Fundament wird das noch klarer: Leben dürfen wir nicht machen, Leben wird als ein einmaliges Geschenk empfangen. Wir müssen es schützen. Freundschaft kann man nicht machen. Freundschaft wird geschenkt, es gilt sie zu pflegen. Vertrauen wird entgegengebracht, Vertrauen gilt es zu bewahren. Liebe darf man nicht machen. Die Liebe wird geschenkt und schenkt sich weiter im Leben.
Gerade in einer, da immer mehr machbar erscheint und auch gemacht, ist diese Unterscheidung lebens- und überlebenswichtig. Seien wir darum gottfroh, dass für Christen eine neue Woche nicht mit dem Montag beginnt. Nicht ein Werktag also macht den Anfang, sondern der Sonntag. Und wir sind eingeladen, die Gastfreundschaft Jesu anzunehmen, mit ihm zu sein. Wir dürfen uns von ihm ansprechen lassen, ermuntern und am Ende auch segnen lassen. Mit ihm machen wir uns dann auch wieder an die Arbeit. Gutes Gelingen!

 

Fürbitten zum 16. Sonntag im Jahreskreis C – 1.  Lesung
Guter Gott, du hast uns das Leben anvertraut, damit wir es in die Hand nehmen. Und zugleich wissen wir, nicht alles können und dürfen wir machen. Vieles gibt es nur geschenkt.

  • Wir danken für die Begabungen, die du in unser Leben hinein gelegt hast. Schenke uns die Entschlossenheit, unsere Talente zu entfalten.
  • Wir wissen, dass unser Leben auch an Grenzen stößt. Schenke uns die Gelassenheit und die nötige Demut hinzunehmen, was nicht zu ändern ist.
  • Wir freuen uns mit den Schulabgängern die in diesen Wochen ihre Abschüsse feiern. Lass sie erkennen, was im Leben wirklich trägt.
  • Wir wissen, dass unser Glaube dem Leben ein tragfähiges Fundament gibt. Schenke uns einen guten Blick dafür, wie wir auf diesem Fundament auf- und weiterbauen sollen.

Guter Gott, du willst das Gute, das Du in uns Menschen begonnen hast, auch vollenden. Dafür danken wir Dir. Amen.

 

 

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