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Berufung – ein Geschenk der Freude

Berufung – ein Geschenk der Freude

Was willst du denn mal werden? Kinder träumen schon früh davon. Astronaut oder Lokomotivführer oder ein kleiner Messi… die fußballbegeisterten Buben.
Bei den Mädchen klingt das vielleicht ganz anders, nach Prinzessin zum Beispiel oder nach Tierärztin. Was mir daran gefällt? Menschen wissen schon bald, was sie wollen. Und träumen davon. Wenn ich mal groß bin. Fang ich am besten klein an.
Ist der Spruch: „Des Menschen Wille ist sein Himmelreich“, ist schließlich nicht aus der Luft gegriffen.
Am kommenden Samstag geht ein Kindheitstraum in Erfüllung, wenn Pater Athanasius Meitinger um 10:00 Uhr in der Dresdner Kathedrale zum Priester geweiht wird. Traumberuf Priester? Ja, das gibt‘s wirklich! Und dass es der Kindheitstraum vom kleinen Simon war, brauche ich keinem echten Biberbacher sagen.
Träume sind eben keine Schäume. Träume sind vielmehr der Stoff, aus dem unser Glaube gemacht ist. Wie viele Träume wurden in der Bibel geträumt und gingen dann auch in Erfüllung. Aber eben nicht einfach so. Der Mensch muss schon bereit sein, damit Gott was mit ihm anfangen kann. So ist es auch zu erklären, dass der Simon über so viele Jahre, -wie viele waren es am Ende wirklich?- Ministrant und dann natürlich auch Oberministrant gewesen ist. Ein Astronaut muss durchtrainiert und technisch versiert sein. Und ein angehender Priester? Der muss schon gern in die Kirche gehen wollen. Und das wollte er.
Am Samstag sprechen Sie Ihr „Adsum“ – „Hier bin ich“. Und wir werden gewahr, dass Ihre Berufung eigentlich eine ganz persönliche Antwort ist auf den Aufruf des Herrn: „Komm, folge mir nach!“ (Joh 1,43) Es ist ja auch kein Beruf, Pfarrer sein. Es ist Berufung. Sie wollen Priester werden, weil ein anderer, weil Gott Sie haben will. Es geht um ihn – nicht um uns. Den Diakonen und Kaplänen habe ich als Pfarrer in Weilheim immer einen Rat mitgegeben: Was ist die größte Todsünde des Priesters? Richtig! Sich selbst zu verkünden, anstatt Christus. Hören wir dabei selbst gut hin auf Jesus. Er ist der eigentliche Prediger, wir müssen helfen, dass seine Worte auch heute noch gehört und verstanden werden. Das ist Aufgabe genug.

„Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“ Das will Jesus wissen, nicht nur damals von Petrus, sondern von jedem von uns. Sagen wir es ihm. Das Jesus, darf ich von Dir halten. Freilich, noch viel wichtiger ist, was er von uns hält. Und am Allerwichtigsten doch: dass er zu uns hält! Darauf können Sie sich, lieber Pater Athanasius, felsenfest verlassen. Gott ist treu! Und seine Liebe zu uns unerschütterlich. Ein Blick auf unser Herrgöttle genügt. Wenn Sie sich an Jesus festbinden, bewahren Sie sich die Freiheit des Christenmenschen. Wir sind nicht abhängig von Meinungsumfragen. Oder davon, ob wir den Menschen sympathisch sind. Sie werden am Samstag nicht gewählt, sondern geweiht. Das ist ein himmelweiter Unterschied, für den ich in meinen 25 Jahren meines priesterlichen Wirkens immer gottfroh war. Als Priester sind sie ein Mann Gottes. Das bindet Sie und macht Sie zugleich unglaublich unabhängig, glaubwürdig und handlungsfähig, wie es der Jakobusbrief fordert.
Weil wir unsere Berufung nicht selbst gemacht haben, weil wir sie Gott verdanken, bleiben wir dankbar und demütig. Früher hat man zum Pfarrer „Hochwürden“ gesagt. Heute tut man das oft nur noch mit einem Schmunzeln. Die Würde ist eigentlich viel zu hoch für uns Menschen, denn sie kommt von ganz oben. Wir haben sie nichtverdient. Wie können wir ihr dann entsprechen? Immer nur von unten. Wenn wir vor Gott in die Knie gehen, um so den Menschen unter die Arme greifen zu können. So hat uns Jesus auch Gott nahegebracht und ist uns Menschen nahegekommen. Nie von oben herab. Immer von Grund auf. Und darum muss ein Priester immer ein Mensch der Nähe sein. Nah dran an Gott und nah dran an den Menschen.
Wir spüren, wie kostbar das alles ist. Und wie schwach wir oft selbst sind. Ja, wir tragen den Schatz in irdenen Gefäßen. Unser Glaube ist ein Schatz. Jesus ist unser Schatz. Das meine ich für uns Priester, die wir ja ehelos leben, ganz wörtlich. Wie wir diese Beziehung leben? Indem wir Zeit mit ihm verbringen, ungestört und in aller Liebe. Wie das eben Eheleute hoffentlich auch tun und pflegen. Das Gebet ist bestimmt die kostbarste Form der Zweisamkeit. „Hör nie auf zu beten“, hat mir ein alter Pfarrer vor meiner Priesterweihe auf den Weg gegeben. Und er hatte recht! „Gebete vergrößern das Herz, bis es groß genug ist, Gottes Geschenk, ihn selbst, aufzunehmen.“ Ein wahres Wort von Mutter Teresa. Als Priester sollen wir für andere da sein, auch und gerade im Gebet. Der Priester ist ja vor allem auch Vorbeter der Gemeinde. Aber verlassen Sie sich drauf: Viele werden auch für Sie beten. Und vor allem: Jesus betet mit uns und auch für uns.

Und da ist die Heilige Messe. Die wir als großes Geheimnis unseres Glaubens feiern. Miteinander und auch füreinander. Ich kann ahnen, wie sehr Sie sich darauf freuen am Samstag und wie sehr wir uns freuen am Sonntag, wenn Sie Ihre zweite heilige Messe in Biberbach zelebrieren. Es ist und bleibt das tiefste Geheimnis unseres Glaubens. Ja, „die Eucharistie ist Quelle und Höhepunkt des ganzen kirchlichen Lebens“ (LG). Sie ist und bleibt der innerste Halt eines Priesters. „Feiere die Messe, als sei es die erste letzte und einzige.“ Was mich in meinen 25 Jahren wirklich durchgetragen hat, war vor allem die Eucharistie, die ich in, mit und für die Gemeinde feiern durfte.

Manchmal begegnet uns Priestern ja Unverständnis oder auch eine gewisse Portion Mitleid. Völlig zu Unrecht. Denn wir haben allen Grund zur Freude! Und das Schöne ist, die strahlen Sie auch aus! Wie sagt es der Prophet Nehemia so trefflich: „Die Freude am Herrn ist unsere Stärke.“ Und wie es nun mal ist: Freude steckt an. Und lädt ein, sie mit anderen zu teilen. So ist das dann auch gemeint, mit dem Leben verlieren. Klingt ernst ist aber so was von schön. Denn das Glück müssen wir nicht suchen. Wir haben es schon gefunden. Was wir von Jesus halten, wer er für uns ist? Eine der schönsten Antworten können wir dem Buch der Psalmen entnehmen: „Mein ganzes Glück bist du allein“ (Ps 16,2). Wir freuen uns mit Ihnen und wir freuen uns für Sie. Sie werden vielen Menschen guttun. Mein langjähriger Heimatpfarrer hat immer wieder dasselbe gepredigt. Das war auch gut so. Denn so habe ich mir einen Kernsatz bis heute tief eingeprägt. Der da lautet „Es ist gut, dass es dich gibt!“ Es ist gut, dass es Sie gibt, lieber P. Athanasius. Amen.

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