Christen sind keine Gewohnheitstiere
Christen sind keine Gewohnheitstiere
Gewohnheitstiere sind Menschen, die immer wieder dasselbe tun, aber eines dabei langsam vergessen: „Wieso mach´ ich das eigentlich?“ Passive Mitglieder identifizieren sich schon irgendwie mit den Zielen ihres Vereins, aber aktiv dafür einsetzen, nein, das bitte dann doch nicht. Die Überweisung des jährlichen Mitgliedsbeitrages muss genügen…
Gewohnheitstiere, passive Mitglieder, Karteileichen sind alles, nur keine Christen. Und mit Papst Benedikt füge ich hinzu: „Christentum verlangt von uns Leidenschaft des Glaubens, die sich zur Leidenschaft Jesu Christi stellt und von ihr her die Welt erneuert.“ Ein Christ muss also vor allem eines sein: leidenschaftlich. Alles andere passt nicht.
Das heutige Evangelium ist Leidenschaft pur. Und eine klare Ansage: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ Wer bei diesem Evangelium zu gähnen beginnt, hat nichts begriffen! Christentum hat was mit Leidenschaft zu tun, mit Feuer und Flamme.
Woran aber denken Christen hierzulande beim Thema Leidenschaft? An Autos, Fußball oder -na ja- Sie wissen schon…? Wer denkt beim Thema Leidenschaft schon an Gott? Wie weit die Kirchen in Deutschland von dieser Leidenschaft entfernt sind, spüren wir wohl alle. Alles ist gut organisiert, solide finanziert, gewiss. Aber wo ist bitteschön die Leidenschaft geblieben? Auch darum hat Papst Benedikt eine Entweltlichung der Kirche gefordert. Denn eines ist doch klar: In einer Kirche, die sich in dieser Welt bequem eingerichtet hat, ist es mit der Leidenschaft in Sachen Glauben oft nicht weit her.
Das Evangelium wird schon eher verstanden von den Christen, überall dort wo die Kirche verfolgt wird. Dort brennen Kirchen aber eben auch die Herzen der Gläubigen. Dort braucht man über das heutige Evangelium nicht zu predigen, dort wird es erlebt und durchlitten.
Jesus hat von einer Taufe gesprochen, seiner „Feuertaufe“. Gewiss mit Bangen. Aber zugleich konnte er seine Feuertaufe nicht mehr erwarten. Seine Hingabe am Kreuz. Diese hingebungsvolle Leidenschaft verpflichtet alle, die seinen Namen tragen und ihm nachfolgen wollen.
Der heilige Bruder Konrad hat einmal gesagt: „Das Kreuz ist mein Buch. Das Kreuz sagt mir in jedem Augenblick, wie ich mich zu verhalten habe.“ Und eines ist klar: Das Kreuz verträgt alles, nur keine Gleichgültigkeit.
„Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.“
Jesus geht es also nicht um „Friede, Freude, Eierkuchen“. Er gibt uns einen Frieden, den die Welt uns nicht geben kann. Und darum fordert sein Friede Wahrheit. Und an der Wahrheit scheiden sich die Geister. Die Wahrheit ist der Wurzelgrund des Friedens aber ebenso auch oft genug Anlass zur Spaltung. „Haben sie mich verfolgt, werden sie auch euch verfolgen.“ Und doch: aus schweren Zeiten sind die Christen immer gestärkt hervorgegangen. „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“ Viele unserer Namenspatrone haben lieber ihr Leben geopfert als ihren Glauben.
Diese Christen haben beim Thema Liebe und Leidenschaft an Gott gedacht. Sie waren glühende Anhänger Jesu und sind ihm mit aller Leidenschaft nachgefolgt. Katharina gerädert und enthauptet, Afra verbrannt, Sebastian mit Pfeilen erschossen und Laurentius auf dem Rost gebraten. Und all die ungezählten, namenlosen Märtyrer, die in Arenen heißhungrigen Bestien in Tierfellen zum Fraß vorgeworfen wurden… Was waren doch das für Christen! Wir finden sie durch die Jahrhunderte der Kirchengeschichte bis zu uns. Vergessen wir nicht, das Jahrhundert mit den meisten Märtyrern war das 20. Jahrhundert. Die christlichen Märtyrer in den Konzentrationslagern des Nationalsozialismus und des Stalinismus sind ungezählt.
Ja, am Glauben scheiden sich die Geister. Damals wie heute. Bis hinein in die Familie. Weil Sie vielleicht doch die Einzigen sind, die noch in die Kirche gehen. Oder die ersten, die wieder damit anfangen. Das kann in Familien zu Unverständnis führen, in Ehen zu Krisen. Zu Kopfschütteln oder Hohn und Spott am Arbeitsplatz, im Sportverein oder am Stammtisch.
Aber Jesus ruft heraus, unmissverständlich, ja geradezu eifersüchtig: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.“ Christentum ruft in die Entscheidung. Ein Unentschieden gibt es nicht! Papst Leo XIV. sagt es klar und deutlich: „We are called to bear witness!“ – „Wir sind berufen, Zeugnis abzulegen.“ So und nicht anders hat das Christentum seinen Anfang genommen. Im mutigen Bekenntnis zu Jesus Christus liegt bestimmt auch seine Zukunft. Amen.
Fürbitten
Herr Jesus Christus, Du willst keine Gewohnheitschristen, sondern Menschen die zusammen mit Dir leidenschaftlich glauben, hoffen und lieben. Wir bitten Dich:
Für alle Menschen, die den Geschmack am Leben und Glauben verloren haben.
Herr erbarme Dich
Für unsere Glaubensbrüder und Schwestern in der Verfolgung. Schenke ihnen die Kraft, auch in schweren Zeiten ihrem Glauben treu zu bleiben.
Für alle Familien, in denen der Glaube zur Streitfrage geworden ist.
Für unsere jungen Christen, dass sie ihren Glauben weiterentwickeln und für Deine Berufung offen sind.
Herr Jesus Christus, Dir nachzufolgen kann eine Herausforderung werden. Und doch bist und bleibst du allein der Weg, der in Wahrheit zum Leben führt. Dafür danken wir Dir. Amen.