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Christenverfolgung

Christenverfolgung
Gedanken zum Heiligen Sebastian

Steckbrief: geboren Mitte des 3 Jahrhunderts in Mailand, damals Hauptstadt des römischen Westreichs. Römischer Kaiser ist Diokletian. Aufstieg zum Hauptmann der Prätorianergarde. Im Untergrund tätig als Christ. Festnahme beim Besuch inhaftierter Christen. Das Urteil: Tod durch Erschießen. Offiziell für tot erklärt, überlebt er wie durch ein Wunder doch. Eine Witwe namens Irene pflegt ihn. Wieder genesen redet er dem blutigen Machthaber ins Gewissen. Diokletian verurteilt ihn abermals zum Tod und lässt den ausgepeitschten Leichnam in die Cloaca maxima Roms werfen. Die Leiche können Christen bergen und in den Katakomben, die schon bald nach ihm benannt werden, beisetzen. Haben Sie ihn erkannt? Ja, es ist Sebastian. Seinen Gedenktag begehen wir am diesem Sonntag.

Christenverfolgung – wer oder was steckt eigentlich dahinter?
Es war der Machtapparat und es ging um den Machterhalt. Nun ja, religiös waren Christenverfolger wie Diokletian nicht gerade. Aber umso mehr machtbewusst und grausam. Und die Christen? Sie waren eigentlich loyale Staatsbürger. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“ (Mt. 22,21), hat Jesus gesagt und die Christen haben sich daran gehalten. Sie zahlten ihre Steuern und waren darüber hinaus sehr sozial eingestellt. Nicht weil es soziale Gesetze gab. Die gab es nämlich nicht. Sondern weil Christus sie zur Nächstenliebe aufgefordert hatte. Der erste Petrusbrief appelliert an die Christen: „Erweist jedermann Achtung, liebt die Gemeinschaft der Brüder, fürchtet Gott und ehrt den Kaiser“ (1 Petr 2,17). Für die Staatslenker, oft genug ihre Verfolger, haben die Christen auch regelmäßig gebetet! Aber eines taten viele Christen nicht: sie opferten nicht den Göttern und damit auch nicht dem Gott-Kaiser. Sie hielten sich an das Erste Gebot: „Ich bin der Herr dein Gott (…)! Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (Ex. 20, 2 f.). Das brachte Zehntausenden den Tod.

Christenverfolgung heute
Christenverfolgung gab es schon immer. Und auch in unseren Tagen werden Christen millionenfach verfolgt. Die Hilfsorganisation „Open doors“ veröffentlichte auch zu Beginn dieses Jahres wieder ihren alljährlichen Weltverfolgungsindex. Der 500 Seiten starke Bericht macht eines deutlich: Es sind gefährliche Zeiten für Christen! 4136 Christen wurden auf Grund ihres Glaubens getötet. Das entspricht einem Anstieg von fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Nordkorea war auch 2018 wieder Spitzenreiter: 50-70000 Christen sind in Straflagern Zwangsarbeit und Folterung ausgesetzt. Und wie im Vorjahr stehen Afghanistan und Somalia mit auf dem blutigen Siegertreppchen, gefolgt von  Libyen und Pakistan.

Der aktuelle Weltverfolgungsindex hat auch diesmal wieder ein breites Medienecho gefunden. Die SZ titelte: „Alarmierende Zunahme an Christenverfolgung in China und Indien.“ Und das aus einem traurigen Grund: China hat sich von Platz 43 binnen Jahresfrist auf Rang 27 „vorgearbeitet“. Gleich hinter der Türkei. Und auch in Indien nehmen die Repressalien gegen Christen durch die national-hinduistische Regierung immer dramatischere Ausmaße an. Allein im letzten Jahr wurden 100 Kirchen angegriffen und mindestens 12500 Christen. Wenn die Verfolgung für viele Christen auch nicht tödlich endet, systematisch werden sie aber ausgegrenzt, benachteiligt und unterdrückt.

Wenn wir die Verfolger-Länder anschauen, dann kennen wir auch die wesentlichen Gründe der Verfolgung. Im Falle von Nordkorea und China etwa geht es um die Staatsmacht. Wie schon zu römischen Zeiten waren die Christen suspekt, weil man sie nicht durch den staatlichen Machtapparat gleichschalten konnte. Christen wissen sich letztlich einer höheren Macht verpflichtet. „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5, 29), heißt es schon in der Apostelgeschichte. Natürlich hat es in allen Diktaturen Versuche gegeben, Christen zu korrumpieren. Das ist manchmal gelungen. Aber viele blieben ihrem Glauben im Untergrund treu. Damals wie heute.

Dialog statt Konfrontation
Neben den politischen Machthabern ist ein zweites Problem die Radikalisierung religiöser Kräfte. Dies gilt etwa für Indien. Aber vor allem für viele islamische Staaten. Islamisten nehmen Einfluss auf die Politik oder sie verüben Anschläge in islamistischen Terrorgruppen. Und sie berufen sich beim „Dschihad“ auf den Koran.

So gesprächsbereit viele Muslime auch sein mögen. Viele sind es auch nicht. Dafür aber umso mehr kampfbereit. Gewiss, das Miteinander der Religionen ist immer wieder gut gelungen. Im Mittelalter etwa in Spanien. Und es gelingt auch heute noch in so manchen Ländern. Aber eben immer weniger gut. Dafür sprechen die Zahlen von Open doors.

Diese Entwicklung muss man ernst nehmen. Ja, ich glaube, wir müssen überhaupt Religion wieder mehr ernst nehmen. Das tun nämlich die meisten Menschen der weltweit. Die Zahl der Gläubigen unter der Weltbevölkerung ist hoch und wächst kontinuierlich. Und die Religionen sind eben nicht alle irgendwie dasselbe. Das behaupten allenfalls Menschen, die keine Ahnung und auch kein wirkliches Interesse an Religion haben. Gläubige Menschen wissen hingegen sehr wohl, dass es zwischen den Religionen große Unterschiede gibt. Darum ist es der größte Fehler, alle Religionen in den Mixer zu tun, damit am Ende irgendein „religiöses Gemisch“ rauskommt. Für den Gläubigen gibt es nur eine –nämlich seine- Religion. An die er mit ganzem Herzen glaubt. Muslime glauben an Allah. Er ist der einzige Gott und Mohammed sein Prophet. Jesus gilt übrigens auch als ein solcher. Aber an eine Menschwerdung Gottes, und erst recht an die Kreuzigung eines Gottessohnes glaubt kein Muslim. Und die Dreifaltigkeit erscheint ihnen als „Vielgötterei“.

Genau das aber ist unser Glaube, durch den wir Rettung und Heil erhoffen. Denn es ist uns kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden, als der Name Jesu, der unser Christus ist. Und Jesus Christus verspricht: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6). Darum trägt er seinen Jüngern am Ende auch auf: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Geht darum hin und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ (Mt 28, 19)

Freilich ist die Macht Jesu seine Gewaltlosigkeit aus Liebe, die der Welt den Frieden gibt. Dafür stehen die christlichen Märtyrer und reagieren auf Gewalt nicht mit Gegengewalt. Auch dafür verehren wir die ungezählten Märtyrer damals wie heute.

Die größte Gefahr ist aber wohl nicht die Verfolgung im Glauben, sondern das still schweigende Vergessen Gottes in unserer Gesellschaft. Die Entchristlichung findet unbemerkt statt, sang- und klanglos. Schon in fünf Jahren werden weniger als die Hälfte der Menschen in unserem Land Christen sein. Darauf hat der Vorsitzende der „Giordano-Bruno-Stiftung“ mit spürbarer Freude hingewiesen. Deren Anliegen es ist, den christlichen Einfluss in unserer Gesellschaft mehr und mehr zurückzudrängen. Ist das nicht ein Weckruf an uns: dass wir unseren Glauben wieder beleben! Uns mit unserem Glauben konstruktiv einbringen in unsere Gesellschaft und sie dadurch wieder stärker christlich prägen. Am meisten verhasst ist vielen gläubigen Muslimen übrigens die tolerante, aufgeklärte und in ihren Augen viel zu freizügige westliche Lebensweise.

Aber lebendiger Glaube ist aber vor allem auch in unserem eigenen Interesse. Denn schließlich geht es für uns alle, die wir Christen sind, wirklich ums Überleben. Wir werden wohl alle nicht wegen unseres Glaubens zu Tode kommen. Aber sterben werden wir bestimmt. Hoffentlich im festen Glauben an ein Überleben bei Gott. Dieser gab den Märtyrern die Kraft, mutig in den Tod gehen – damals wie heute auch.

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