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Christkönig und das Reich Gottes

Christkönig und das Reich Gottes
In regelmäßigen Abständen werden in England Umfragen gestartet zum Thema Monarchie. Soll sie nun beibehalten oder abgeschafft werden. Nach dem Tod von Lady Diana war die Monarchie auf dem Tiefpunkt der Sympathie. Aber inzwischen haben sich die Royals in den Meinungsumfragen wieder erholt. Aber so brennend muss uns das gar nicht interessieren. Und bei uns in Bayern gibt´s ja schon lang keinen „Kini“ mehr.

Christus als König? – Christkönig!
Also wenden wir uns dem Evangelium zu. Und wir sind schon wieder beim Thema: Bei der Monarchie. Am letzten Sonntag des Kirchenjahres feiern wir am Christkönigfest Christus als unseren König.

Dieses Hochfest wurde erst im Jahre 1925 festgelegt. Merkwürdig, hatten doch wenige Jahre zuvor große Monarchen nach dem 1. Weltkrieg abgedankt: die Kaiser von Deutschland und Österreich-Ungarn. Und gerade da führt Pius XI. das Christkönigsfest ein. Heute mag man sich fragen: Was soll das? „König“ – ist das nicht der absolut falsche Titel für Jesus von Nazareth? „Königtum“…, das hat doch zu tun mit Macht, mit großem Hof und prunkvollem Zeremoniell. Sind wir Jesus nicht gerade ganz anders begegnet, vor Pilatus, dem Satthalter der Macht. Schon bald wird er auf Golgotha sein: Ausgepeitscht, geschunden, blutverschmiert, völlig am Ende. Nein, dieser König passt nicht auf die Hochglanzseiten der Klatschpresse. Und doch: genau dort am Kreuz wird Jesus dreimal als König bezeichnet. Nirgendwo sonst wird er so oft mit diesem Titel des Herrschers bezeichnet, wie gerade im Augenblick seiner scheinbaren Ohnmacht, seinem Ausbluten am Kreuz.

„Wenn Du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst!“, gellt der Spott nach oben. Und wir können der Kreuzesinschrift ablesen: „INRI – Jesus von Nazareth, der König der Juden.“ Ist das überhaupt zu verstehen? Menschlich wohl nicht. Erinnern wir uns darum an das, was Jesus vor Pilatus über sich ausgesagt hat: „Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege“ (Joh 18,37). Und das gehört zu dieser Wahrheit: Nicht Macht, sondern Machtlosigkeit zeichnen ihn aus. Nicht Gewalt, sondern absoluter Gewaltverzicht. Nicht Rache und Vergeltung, sondern das bleibende Angebot seines Friedens, seines Erbarmens.

Ist ein solcher König nicht gnadenlos zum Scheitern verurteilt? Hat sein Reich, dieses Reich Gottes, auch nur die geringste Überlebenschance? Menschlich gesehen natürlich nicht. Und doch, genau dieses Königreich, das Reich Gottes, hat überlebt. Ja es ist gewachsen durch eine zweitausendjährige Geschichte. Bis heute. Aus welcher Kraft? Mit welcher Macht? Aus der Kraft derer, die an das Reich Gottes geglaubt haben und mit Kräften dafür eingesetzt haben. Nennen wir nur einige beim Namen:

Menschen stellen ihr Leben unter die Herrschaft Jesu
Katharina von Alexandrien, die Märtyrerin, hat unter dem berüchtigten Christenverfolger Kaiser Maxentius den Tod erlitten. Wir feiern ihr Fest am kommenden Mittwoch. Wie ungezählte Tausende in der frühen Kirche vor ihr und noch mehr nach ihr. Und so paradox es klingt: Im scheinbaren Untergang all derer, die in den Arenen der Antike widerstandslos gestorben sind, hat das Reich Gottes überlebt, ist es noch mehr gewachsen.

1600 Jahre später im Konzentrationslager von Ausschwitz gibt ein gewisser Pater Maximilian Kolbe sein Leben her für einen polnischen Familienvater, weil der ja noch Kinder zu Hause hat. Ein Lebenszeugnis für das Reich Gottes mitten im „Tausendjährigen Reich“ der Nazis.

Vereinigte Staaten, Mitte der 60er Jahre. Eines Nachts, Martin Luther King war schon halb eingeschlafen, läutet plötzlich das Telefon. Eine Stimme am anderen Ende der Leitung schreit in den Hörer: „Pass auf, Nigger, wir haben dir alles weggenommen. In der nächsten Woche wirst du bereuen, jemals in unsere Stadt gekommen zu sein.“

Martin Luther King legt auf. Und mit einer Wucht brechen all seine Ängste über ihn herein. Er steht auf, um sich Kaffee zu kochen. Dann setzt er sich an den Küchentisch und betet:

„Die Menschen suchen in mir einen, der sie führt. Wenn ich vor ihnen stehe ohne innere Stärke und Mut, werden auch sie schwanken. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Ich bin an einen Punkt angelangt, da ich es alleine nicht mehr schaffe.“ In diesem Augenblick spürt Martin Luther King die Nähe Jesu Christi, wie er sie noch nie zuvor gespürt hatte. Und sein Einsatz geht weiter.

Und der Fall der Mauer – wäre er so überwältigend gewesen, wenn nicht die friedlichen Demonstrationen, die unzähligen Gebete in Leipzig und anderswo Schwerter zu Pflugscharen gemacht hätten?

 

Ist das Reich Gottes im Kommen?
Ist das Reich Gottes im Kommen? Urteilen sie selbst: Wie viele Reiche sind seit dem Anbruch der Königsherrschaft Jesu Christi gekommen. Mit Macht, Stärke und nicht selten mit Gewalt. Und sie alle, wirklich alle, sind auch wieder vergangen. Das „Heil Hitler“ des „Tausendjährigen Reiches“ ist mit all seiner militärischen Macht nach nur zwölf Jahren im Unheil zugrunde gegangen. Der Totalitäre Machtanspruch des Kommunismus ist am Freiheitswillen der Menschen gescheitert. Und wer kennt heute noch Kaiser Maxentius? Aber das unscheinbare Lebenszeugnis einer Katharina von Alexandrien, eines Pater Maximilian Kolbe, eines Martin Luther King und der vielen am eisernen Vorhang wird bleiben. Sie alle sind Zeugen für das Reich Gottes. Ich erinnere mich an ein Wort des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann: „Lasst uns der Welt antworten, wenn sie uns furchtsam machen will: Eure Herren gehen, unser Herr aber kommt.“

Ich weiß nicht, ob Sie Zweifel haben an Christkönig und am Reich Gottes. Rein menschlich gesehen spricht vieles dagegen. Ja, vielleicht ist das die überhaupt wichtigste Erkenntnis, dass rein menschlich das Reich Gottes von Anfang an eigentlich keinerlei Überlebenschance hatte. Und doch hat es in Wahrheit überlebt. Könnte es vielleicht daran liegen, dass er in Wahrheit lebt: Jesus Christus. Dass er wirklich der König der Welt ist: Christkönig.

Gegen alle Anfeindungen und alle Angst der Welt, gegen Pest, Tod und Teufel hat der Glaube Menschen schon immer neue Hoffnung geschenkt und davor bewahrt aufzugeben. Das sollte unserem Glauben auch in „Coronazeiten“ gelingen!

Das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt. Genau das macht auch den Unterschied. Wenn wir uns zu Jesus Christus bekennen, sind wir Untertanen im Reich Gottes. Das macht unsere Würde aus und schenkt uns innere Souveränität und mehr Gelassenheit. Bei allem was kommt und geht: Gott bleibt. Und wir verkünden: „Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!“ Amen.

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