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Das österliche Triduum – in anderen Zeiten

Das österliche Triduum – in anderen Zeiten
Gedanken am Gründonnerstag

Es kommt nicht auf den Rahmen an…
Wir begehen die Heilige Woche in anderen Zeiten und in einem anderen Rahmen. Zu normalen Zeiten ziehen wir die letzten drei Heiligen Tage „alle Register“ der Liturgie. Volle Kirchen, ausgesuchte Musik. Das große Kirchengeläut heute zum letzten Mal beim Gloria – und dann erst wieder in der Osternacht. An diesen Rahmen haben wir uns gewöhnt. Und er ist auch angemessen. Feiern wir in diesen drei Tagen doch den Höhepunkt unseres Glaubens! Und das tun wir auch und gerade in diesem Jahr. Diesmal ganz anders – aber vielleicht auch bewusster, tiefer, inniger als sonst…

Das kann man als Folge der Krise beklagen. Aber auch begreifen als neue Chance. Denn auf den Rahmen kommt es eigentlich nicht an. Gewiss, der Rahmen sollte zum Bild passen, wie die Verpackung zum Inhalt. Aber das Bild ist wichtiger als der Rahmen. Auf den Inhalt kommt es an! Wie groß eine Hochzeit gefeiert werden kann, wie hübsch das Kommunionkleid und wie üppig das Festessen… All das ist nicht unwichtig. Aber wesentlich ist es nicht.

Ja, manchmal kommt das Wesentliche stärker zum Vorschein, wenn der Rahmen bescheidener ausfällt. Der Rahmen kann ja auch vom Wesentlichen ablenken, blenden und täuschen.…

Heute an Gründonnerstag erleben wir zusammen mit Jesus, was übrig geblieben ist vom feierlichen Auftakt am Palmsonntag. Äußerlich betrachtet nicht viel und doch wird alles heute Abend sehr wesentlich. Eine heilsame Erfahrung – damals wie heute.

Eine heilsame Erfahrung
In einer Spontanaktion wird der Abendmahlsaal bereitet. Im kleinen Kreis versammelt Jesus jene um sich, die jetzt noch bei ihm sind. All das kommt uns bekannt vor in „Corona-Zeiten“. Es wird ein geschützter Rahmen geschaffen- ein Rahmen des Vertrauens. Und dann setzt Jesus ein Zeichen.

Worauf es Jesus wirklich ankommt, fasst er beim letzten Abendmahl nochmal zusammen in einer Tat: Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße – auch dem Judas. Der Herr kniet sich hinein in den Dienst am Menschen. „Ich habe Euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ Dieses Beispiel hat durch die Jahrhunderte Nachahmer gefunden. Menschen haben seither immer wieder verstanden, was Jesus da getan hat und sich sein Beispiel zu Herzen genommen. Und das hat Folgen: Menschen, die das Leben in die Knie zwingt, treffen auch Menschen, die in die Knie gehen, um ihnen beizustehen, ihnen wo möglich zu helfen.

Und dann: Dann schenkt er sich selbst. „Wer nicht ein Stück von sich selbst mitzugeben vermag, hat immer zu wenig geschenkt“, sagt Papst Benedikt. Und Jesus hat sich ganz verschenkt. Auch dem Judas gibt er sich in die Hand. Nicht aber uns in diesem Jahr. Werden wir an diesem Gründonnerstag damit leer ausgehen? Immer wieder ist von einer geistigen Kommunion die Rede. Weil wir den Herrn nicht leibhaftig empfangen können, sollen wir uns mit ihm geistig verbinden. Was uns damit geschenkt wird, es liegt an uns! Hoffentlich bekommen wir einen neuen Hunger nach dem wahren Brot, das der Welt das Leben gibt, nach dieser Speise zum ewigen Leben. Die wir eben nicht einfach so aus dem Gottesdienst mitnehmen können, sollen, dürfen…; sondern die wirklich empfangen werden will. „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach. Aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!“

Wie hat mir vor vielen Jahren einmal ein erfahrener Priester mitgegeben: Feiere jede Messe so, als wäre es deine erste, deine letzte, deine einzige. Das habe ich nie vergessen. Und ist das nicht auch ein hilfreicher Hinweis für unseren Kommunionempfang! Empfange die Kommunion, als wäre es deine erste, deine letzte, deine einzige. – Freuen wir uns auf unsere erste Heilige Kommunion, die wir hoffentlich bald wieder miteinander feiern dürfen!

Mensch, werde wesentlich!
Vielleicht geht uns der Gründonnerstag heute besonders nahe. Und der Rahmen wird noch kleiner werden, die Botschaft umso dichter. Am Ölberg ist Jesus ganz Mensch. Im Blutschweiß seiner Angst ringt er mit Gott um sein Leben. Und betet. Im Gebet am Ölberg findet er seinen Seelenfrieden und dann auch die Kraft, das Kreuz zu tragen. Seine Hingabe wird morgen, am Karfreitag, leibhaftig werden – am Kreuz.

Aber soweit sind wir noch nicht. Gehen wir zuvor mit ihm ins Gebet am Ölberg. Unsere Wallfahrtskirche bleibt heute die ganze Nacht über für das persönliche Gebet mit dem Herrn geöffnet. Verbinden wir uns dabei auch mit allen, die in diesen Tagen Blut schwitzen und mit jenen, die anderen beim Kreuztragen helfen oder ihnen -wie morgen Veronika- ein Schweißtuch der Linderung reichen.

Was Corona aus uns macht? Es hängt davon ab, was wir daraus machen. Ob wir es bloß als Krise überstehen wollen oder es auch als Chance begreifen. Die uns herausfordert, aber auch zusammen wachsen lässt. Auch im Glauben an den, der bei uns ist und bei uns bleibt: Jesus. Ihn brauchen wir doch immer. In diesen Zeiten mehr denn je. Und ich höre ihn sagen: „Habt keine Angst, ich bin doch da. Gerade jetzt bin ich bei euch!“ Amen.

 

Herr Jesus Christus,

in jeder Krise steckt auch eine Chance.
Und in Deiner Nähe erkennen wir am besten, worauf es wirklich ankommt.

  • Schenke der Welt einen tieferen Blick für das Wesentliche.
  • Lass uns Menschen Herausforderungen gemeinsam annehmen und so zusammen wachsen.
  • Lass unsere Seele Frieden finden in Dir.
  • Mehre unseren Hunger nach Dir.

Bei letzten Abendmahle, die Nacht vor seinem Tod…
Herr Jesus Christus, wir danken Dir, dass wir heute Abend mit Dir sein dürfen. So bist Du bei uns. Amen.

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