Der Anfang von Ostern…
Der Anfang von Ostern…
Wo beginnt eigentlich Ostern? Und wann?
Nicht beim festlichen Hallelujajubel und auch nicht im Glanz österlichen Lichts. Ostern beginnt im Halbdunkel der Nacht, totenstill auf dem Friedhof, am Grab. Vor Ostern ist schließlich Karfreitag. Vor der Auferstehung begegnen wir dem Tod. Und genau darum brauchen wir Ostern auch!
Am Ostermorgen gehen Frauen verweint zum Grab. Aber damit sind wir schon auf der Suche – nach Ostern. Menschen, die trauern, sind Menschen, die suchen. Keine Ostereier, sondern Leben – ein Weiterleben. Irgendwie muss man ja weiterleben mit dem Tod. Aber wo soll man Verstorbene denn suchen, wenn nicht auf dem Friedhof. Tot ist nun mal tot…
Auch wir sind in der Osternacht aufgebrochen. Diese Erfahrung ist und bleibt so wichtig. Menschen, die noch keine Erfahrung von Dunkelheit in ihrem Leben gemacht haben, haben oft wenig Gespür für Licht. Trauernden aber geht in der Osternacht ein Licht auf, mitten in der Dunkelheit, und es breitet sich aus. Das kleine Lebenslicht von Ostern verschafft sich unaufhaltsam Raum. Und langsam dämmert es in der Osternacht- es wird hell!
War es damals nicht auch so? Die Frauen tasten sich vorsichtig zum Grab. Mit Salböl, für einen letzten Liebesdienst an einem Verstorbenen. Aber dann sehen wir sie fassungslos. Der Stein ist weggewälzt, das Grab ist leer. Und aus dem leeren Grab erreicht sie eine unglaubliche Botschaft: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten. Er ist nicht hier. Er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“
Nein, es wird nicht gleich hell. Die Frauen haben am Anfang diese Botschaft gewiss nicht gleich verstanden. Hätten wir denn sofort geglaubt? Aber vielleicht hat es ihnen gedämmert…
Hatte Jesus nicht tatsächlich davon gesprochen, dass er leiden und sterben, aber am dritten Tag auferstehen werde…? Sie tun jetzt genau den richtigen Schritt. Sie bleiben nicht stehen am Grab, totenstarr, sondern laufen los. Die Frauen laufen zu den Jüngern. Und treffen zunächst auf Zweifel. Wer glaubt schon an die Auferstehung von Toten!
Aber dann tut auch Petrus genau das Richtige. Er bleibt bei seinem Zweifel nicht stehen. Er läuft mit Johannes zum Grab und beide sehen: es leer! Und bald sind sie alle im Aufbruch. Ein wahres Lauffeuer breitet sich aus. Ostern überfällt nicht, aber Ostern bringt langsam aber dann doch alle in Bewegung – und in Begegnung! Denn eines muss ja noch dazu kommen: Er muss noch dazu kommen. Ein leeres Grab beweist ja nichts. Der Auferstandene muss sich schon sehen lassen.
Und dann kommt er auch. Immer wieder kommt es zu Begegnungen, treffen Menschen auf Jesus. Manchmal erkennen sie ihn nicht sofort. Ein Wunder?
Der Auferstandene ist derselbe, aber doch ganz anders derselbe. Es ist der auferstandene, der verklärte Herr!
Und heute? Viele brauchen Gott anscheinend nicht (mehr). Haben auch keine Sehnsucht nach ihm. Ihm aber hat Gott gefehlt – und wie. Ja, ich erinnere mich an eine Begegnung mit einem Mann, der auf einmal mitten im Gespräch zu weinen angefangen hat. Wenn Männer weinen… Und das aus Sehnsucht! Aufgewachsen war er ohne Gott, ohne Glauben: Was bleibt da eigentlich im Leben übrig? Geld, Auto, Haus, Karriere… Eine ganze Menge und doch fehlte ihm so viel…!
„Warum brauchen Sie Gott? Warum suchen Sie Jesus?“ Auf meine Frage bekam ich eine bemerkenswerte Antwort. „Ich brauche einen, der sich mit mir freut, der mit mir traurig ist, einen, zu dem ich kommen kann, der mich versteht, der mich aushält.“ Und ich habe seine tiefe Sehnsucht nach Jesus gespürt.
Diese Begegnung hat mich tief berührt. Da fehlt einem Menschen Gott, da sucht einer Jesus. „Wo und wie kann ich ihn nur finden?“ Was für ein Hilferuf!
Suchen wir ihn nicht in Büchern. Bücher hatte der Mann bereits mehr als genug. Suchen wir ihn mitten im Leben! Suchen wir Möglichkeiten der Begegnung. Und suchen wir ihn gemeinsam. Wir werden Jesus am besten miteinander finden. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Diese Zusage Jesu gilt. Machen wir uns auf den Weg zu ihm und es wird ein Weg mit ihm. Auch den Jüngern von Emmaus begegnet der Auferstandene schließlich unterwegs.
Noch Zweifel? Kein Problem! Ein Augenzeuge von Ostern macht Mut, uns einfach Zeit zu nehmen und dran zu bleiben an Ostern. Thomas, der Zweifler. Aber auch er bleibt bei seinem Zweifel nicht stehen. Er kommt wieder. Am Sonntag nach Ostern wird auch er Jesus finden. Warum? Weil er ihn gesucht hat! Am Ende bleibt ihm nur noch eines zu gestehen: „Mein Herr und mein Gott!“ Jesus wird ihm darauf antworten: „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“
Damit sind wir gemeint und doch auch wieder nicht. Denn in Kürze werden wir Jesus leibhaftig sehen. Den Auferstandenen. Wenn er -wie damals den Jüngern von Emmaus- uns das Brot bricht.
Sehnsucht nach Gott im Leben. Ostern suchen, Jesus finden! Ostern beginnt mit der Sehnsucht. Suchen wir Jesus unter den Lebenden, suchen wir ihn mitten unter uns. Anders werden wir ihn nicht finden. Denn Jesus lebt. Und wir mit ihm! Amen.