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Der Glaube hat es manchmal schwer

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Der Glaube hat es manchmal schwer
Gedanken zum Evangelium am 4. Sonntag d. J. (Lk 4,21-30)

 War es eigentlich früher leichter, an Jesus zu glauben?
Als Kind vielleicht, mit diesen vielen Geschichten aus der Kinderbibel. Vielleicht sogar noch vorgelesen von der Mama, dem Papa, der Oma… Oder früher, als es noch auffiel, wenn man am Sonntag mal nicht in der Kirche war?
War es damals leichter zur Zeit Jesu?

Jesus, dich kennen wir schon lange….
Zu Beginn seines öffentlichen Wirkens begegnen wir Jesus am Sabbat in der Synagoge. Da ist er am Sabbat regelmäßig hingegangen, wie alle anderen wohl auch.
Man reicht ihm die Schriftrolle. Und Jesus gibt seine Auslegung. Eine Art Laienpredigt. Nichts Ungewöhnliches im jüdischen Wortgottesdienst.
Dann aber sind Leute auf einmal ganz außer sich vor Bewunderung. „Das hat der aber gut gemacht; das hätten wir dem gar nicht zugetraut!“
Die meisten kannten Jesus ja schon lange. Drei Jahrzehnte hat er mehr oder weniger unauffällig in Nazareth gelebt. Viele haben mit ihm die Schulbank gedrückt. Und nun hört man nicht nur eine großartige Predigt. Auf einmal hört man noch so manch anderes mehr, was unglaublich nach Wundern klingt. „Aber ist das nicht Jesus, der Sohn des Joseph? Dann soll der auch bei uns mal zeigen, was er so drauf hat!“  Das klingt nach Neugier. Aber  Jesus weiß sofort, worauf all das am Ende hinauslaufen wird. Für sie wird er für immer der Zimmermannssohn bleiben, den man ja bestens kennt.
Jesus erkennt ihre Gedanken und kontert äußerst provokant: War es nicht schon immer so, dass die Wunder woanders und an anderen geschehen mussten, weil man sie zu Hause gar nicht zugelassen hätte… aus Mangel an Glauben. Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande… dieser Gedanke Jesu ist bis heute sprichwörtlich. In Nazareth bleiben Wunder jedenfalls aus…

Damals wie heute – zu bekannt?
Es war damals wohl nicht leichter zu glauben an Jesus und daran, dass er  Gottes Sohn ist. Man glaubte, ihn schon lange und viel zu gut zu kennen. Hand auf‘s Herz: Hätten wir ihm geglaubt?
Und heute? Ist das nicht auch ein großes Problem unserer Zeit? Unseres christlichen Abendlandes.
Man kennt diesen christlichen Glauben, glaubt, ihn gut genug zu kennen. Und beschäftigt sich nicht mehr wirklich damit. Gewiss, man geht in die Kirche, um mal eine Kerze anzuzünden. Oder, weil man im Urlaub auch was   Kulturelles unternehmen sollte.
Und man ist halt Christ… weil das halt so üblich ist. Tatsächlich bekomme ich das auch immer wieder als Grund für die Taufe zu hören. Weil Christsein halt hierzulande dazu gehört. Noch, würde ich hinzufügen!
In fünf Jahren sind weniger als 50 Prozent Christen. Und von den 50 Prozent könnten sich wiederum 50 Prozent vorstellen, aus der Kirche auszutreten.
Dass sie es nicht, noch nicht, getan haben, liegt einer Studie zufolge, die die Erzdiözese München in Auftrag gegeben hat, an der Bequemlichkeit der Betreffenden. Wir kennen das: ehe man einen Dauerauftrag kündigt, vergehen noch viele Überweisungen… Man lässt es halt weiterlaufen. Die Überweisung, den Glauben.
Kardinal Marx hat sich unlängst zum Begriff eines „christlichen Abendlands“ skeptisch geäußert. Diese Anmerkung war missverständlich und darum auch von vielen missverstanden worden. Richtig bei seinem Anliegen scheint, dass wir vom christlichen Abendland nur sprechen können, wenn wir um seine christlichen Wurzeln wissen und selbst aus diesen Wurzeln christlich leben.

Worum es in Zukunft geht?
Hier liegt dann auch eine Chance für die Zukunft. In den Menschen, die eigentlich noch nichts von Christus mitbekommen haben. Aber gerade darum interessiert sind und sich mit ihm und dem christlichen Glauben beschäftigen und das aus wirklichem Interesse. Die neugierig sind und offen  für etwas Neues. Damals waren es Heiden, wie die Witwe von Sarepta im Gebiet von Sidon oder der Syrer Naaman. Die gibt es auch heute wieder mehr und mehr. Menschen, die mit dem Glauben nicht zu Ende sind, sondern im Gegenteil neu anfangen. Dieser Neuanfang ist auch für uns so wichtig. Der Glauben an Gott, den uns Jesus nahegebracht hat, erschöpft sich nicht in Kirchensteuermitteln und amtlichen Verlautbarungen. Da steckt viel mehr drin: Glaube bringt Spannkraft ins Leben. Und will für das begeistern, was uns Menschen nicht möglich ist, weil bei Gott eben nichts unmöglich ist.
Die Antwort, die Jesus damals in der Synagoge gegeben hat, ließ keine weiteren Fragen zu. Er suchte sich andere Orte. Das kann auch uns passieren. Dass der Herr den Schwerpunkt seines Wirkens verlagert, weil für ihn in Deutschland nicht mehr viel zu tun ist. Jesus ist da ganz souverän.
So entschieden er damals durch die Menge hindurchschritt und wegging, so entschieden müssen wir ihn bitten, bei uns zu bleiben. Und dieser Bitte dann Glauben folgen lassen. Die Taten tut dann schon er.

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