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Der Heilige Joseph

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Der Heilige Joseph
Gedanken zu einem Heiligen im Hintergrund

Ein echtes Vorbild
Echte Vorbilder braucht der Mensch. Vorbilder sind keine Abziehbilder. Man kann sie nicht kopieren…, weil sie ganz einfach einmalig waren. Alle Heiligen sind echte Vorbilder. Und ich hoffe, wir haben Bekannte unter ihnen, vertraute Freude, vielleicht sogar so was wie einen „Lieblingsheiligen“. Die Auswahl im Himmel ist ja bei Gott groß! Und jede der vielen Lebensgeschichten spannender als so mancher Krimi, lehrreicher als jede „trockene“ Theologie. Warum? Weil die Heiligen versucht haben, etwas mit ihrem Glauben anzufangen. Und Gott dadurch Gelegenheit hatte, mit ihnen viel auf den Weg zu bringen.
Die Heiligen sind die eigentlichen Stars unseres Glaubens. Obwohl sie das genau nie werden wollten – ein Star. Für einen gilt das ganz besonders: für Joseph. Er führt uns hinter die Kulissen der Heilsgeschichte. Er ist ein Patron mit Hintergrund.
Oft schauen wir ja nur, was sich vordergründig abspielt. Nehmen Sie nur die Hochglanzshows im Fernsehen. Aber hinter den vermeintlichen Stars und Sternchen arbeiten hinter den Kulissen unzählige Bühnenarbeiter, ohne die keine Show denkbar wäre. Man hört und sieht nichts von ihnen. Auf sie fällt kein Scheinwerfer. Sie werden im Abspann nicht erwähnt. Und doch würde ohne sie nichts laufen.
Wir lassen Joseph heute hochleben. Mit einem Hochfest am 19. März, der früher einmal Feiertag war. Ob ihm das recht ist oder nicht: wir holen ihn nach vorne und sehen in ihm ein Vorbild. Von ihm fällt auch ein Licht auf die vielen Menschen, die im Hintergrund Großes leisten – in aller Bescheidenheit und Treue. Joseph, der Patron der Arbeiter.

mit Vertrauensvorschuss
Joseph war ein Tekton. Das Wort Architekt erinnert daran, dass Joseph mehr als Zimmermann Häuser gebaut hat. Wie wir ihn uns vorstellen dürfen? Sicher nicht als greisen Mann. Am besten wir schauen auf seine Hände. Die eines Zimmerers, die anpacken und schaffen konnte. Aber wer sagt, dass solche Hände nicht auch beten können? Auf sein Handwerkszeug konnte er sich verlassen und auf sein Gottvertrauen. Wie bei so vielen hebräischen Namen der Bibel ist auch der Name Joseph eine Offenbarung. „Joseph“ bedeutet: „Gott wird hinzufügen“. Diesen Vornamen sollten wir uns gut merken.
Und Joseph war gerecht (vgl. Mt 1,19). Es ist schon  ein Kompliment, das der Evangelist Matthäus dem Joseph da macht. Joseph war offenbar einer, der versucht hat, es recht zu machen. Keine leichte Aufgabe in einer unbegreiflichen Situation – als er erfährt, dass Maria ein Kind erwartet, das nicht von ihm ist, obwohl sie doch schon verlobt waren. Wie schnell hätte er kurzen Prozess und ganz einfach Schluss machen können. Maria wäre vielleicht gesteinigt worden. Aber wäre das nicht die gerechte Strafe gewesen? Aber gerecht sein heißt für Joseph offenbar mehr. Er wollte der Situation gerecht werden. Die göttliche Eingebung im Traum hat ihm dabei geholfen. Auch deshalb, weil er dieser Eingebung Glauben geschenkt hat und ihr gefolgt ist.

Träume werden wahr
Hier kommt eine Fähigkeit hinzu, die man dem gestandenen Handwerker nicht ohne weiteres zutraut: Joseph träumt, und zwar so richtig. Nun tun das andere auch. Aber bei Joseph kommt da was hinzu: er schenkt dem Traum Glauben und verhilft dem Traum so, Wirklichkeit zu werden. Darum ist Joseph kein Patron für Träumer. Er war Realist. Mit beiden Beinen steht er auf dem Boden, getragen vom Glauben – mit dem nötigen Vorschuss an Vertrauen, den er im Namen trägt: Gott wird hinzufügen. Wie viele Häuser wurden von ihm nicht auf Vorschuss gebaut. Und er selbst baut mit Vertrauensvorschuss auf Gott. Kann Gott da täuschen, wird er etwa enttäuschen?
Ohne ein einziges Wort der Diskussion hilft er mit bei der Umsetzung des Heilsplans Gottes. Überhaupt ist uns von Joseph kein einziges Wort überliefert. Er hat vielleicht überhaupt nicht viel geredet, als Mann der Tat. Dafür umso besser gehört und verstanden. Und Joseph ist nicht enttäuscht worden. Nicht beim ersten Mal und auch nicht danach, als er die Mutter und Kind nach Ägypten rettet.
Aber die eigentliche Größe dieses Heiligen ist schon der Alltag. Dass er im Hintergrund geblieben ist und da umso mehr Fürsorge geleistet hat. Insofern ist Joseph auch ein Patron der Väter. So einfühlsam Maria gezeichnet wird, so liebevoll sie Mutter war, Joseph war wohl ein ebenso fürsorglicher Vater. In Maria und Joseph begegnen Eltern. Eine Mutter und ein Vater begleiten das Aufwachsen ihres Sohnes. Auch wenn Joseph nicht der leibliche Vater Jesu war, durch seine Annahme wächst Jesus im Geschlecht Davids auf, aus dem der Messias erwartet wurde.
Wir wissen nicht, wann Joseph gestorben ist und wo er begraben wurde. Aber Joseph, der Nährvater Jesu, der Patron der Arbeiter ist auch der Patron für eine gute Sterbestunde. Auch dies liegt nahe. Denn unser Sterben bereiten wir vor in unserem Leben, ein Leben lang. Und Menschen, die nicht an sich selber hängen, nicht für sich selber leben, sondern da sind für andere, können am Ende leichter loslassen und gehen.
Joseph begegnet uns nicht im Scheinwerferlicht auf der großen Bühne. Wir entdecken ihn im Hintergrund. Er hat nichts aus sich gemacht. Umso mehr konnte aus Jesus alles werden. Nichts zuletzt dafür wollen wir Joseph danken und ihn heute in allen Ehren hochleben lassen.

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