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Die richtige Lebenseinstellung

Die richtige Lebenseinstellung

Auf die richtige Lebenseinstellung kommt es an. Aber was ist die richtige Einstellung zum Leben? Worauf kommt es an im Leben? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister…

„Du musst dich durchsetzen!“ – „Survival oft the fittest.“ Nur die Stärksten kommen am Ende durch. Ein Grundprinzip der Evolution feiert fröhliche Urständ. Es gilt das Recht des Stärkeren, Ellenbogen sind gefragt. Trittfest sollte man sein, wenn man auf der Karriereleiter ganz nach oben kommen will und alles fest im Griff haben.

Der Erfolg hat seine Namen: Zuckerberg, Bezos oder Elon Musk.  Jeder der drei, und es gibt noch mehr von ihnen, hat auch nur ein Leben und auch nicht mehr als eine Stimme bei Wahlen, aber unglaublich viel mehr Einfluss. Und wenn du dann noch gut ausschaust, dein Outfit passt, dann, ja dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Denkt der Mensch.

Ist es nicht bemerkenswert, dass Gott so anders denkt!  Seine Menschwerdung, Jesus Christus, ist eine beeindruckende Demonstration der Schwachheit von der Krippe bis zum Kreuz. Und ein Plädoyer für das Recht des Schwächeren.

Jesus hat übrigens auch nicht auf sein Outfit geachtet. Wie geschunden wird er uns und der Welt morgen am Kreuz begegnen. Angenagelt hat er scheinbar nichts mehr im Griff, sondern alles verloren. Eine beispiellose Demonstration der Ohnmacht.

Mit seiner Menschwerdung tritt Gott eine beeindruckende Karriere nach unten an. Morgen werden wir ihn am tiefsten Höhepunkt seiner Karriere, am Kreuz, erleben. Das vierte Gottesknechtslied des Propheten Jesaja besingt es drastisch: „Er hatte keine schöne und edle Gestalt, so dass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen an ihm fanden. Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden. Ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut.“ Ganz unten und doch erhöht. Am Kreuz auf Golgotha ist Jesus angekommen am Gipfel seiner Liebe: Der unüberbietbaren Liebe Gottes zu uns. Nein, Gott ist so anders. Ist dieser Gott auch was für uns?

Heute an Gründonnerstag sensibilisiert uns Gott für zwei Lebenseinstellungen, die dem Leben so guttun. Jesus lädt uns ein, empfänglich zu sein und hingebungsvoll zu leben. Gar nicht so einfach. Denn, wie gesagt, die Devise heute lautet doch gerade anders herum: alles im Griff! Aber das ist ein gefährlicher Trugschluss. Mal ehrlich, was haben wir denn im Griff? Und vor allem: Wer alles im Griff hat, ist nicht mehr empfänglich. Denn empfangen kann man nur mit offenen hingehaltenen Händen.

Und es geht auch nicht um Machbarkeit. Es ist ein Wahn, alles machen zu wollen. Wir brauchen weniger Macher. Wir brauchen mehr Menschen die empfänglich sind und bleiben für das Leben. Denn so beginnt Leben: mit der Empfängnis. Gott selbst ist nicht macht- und kraftvoll Mensch geworden. Er wurde empfangen von einer jungen Jungfrau, Maria. Und diese Empfänglichkeit hat sich Jesus bewahrt. Zeitlebens war er empfänglich für Menschen, die ihn gebraucht haben; ihnen hat er aufgeholfen.

Ist es da verwunderlich, dass er sich so und nicht anders dieser Welt hinterlässt: Wieder ganz zerbrechlich in einem kleinen Stück Brot. Und wieder geht es darum, zu empfangen ihn, der uns im Brot des Lebens ewiges Leben schenkt. Da ist wirklich nichts zu machen: Bleiben wir darum empfänglich! Empfänglich für ihn.

Und die zweite große Lebenseinstellung, die uns Jesus heute Abend ans Herz legt: Es ist die Hingabe. Wie groß ist die Verlockung, haben zu wollen. „Das ist meins! Das will ich haben!“ Aber wozu führt dieser permanente Greifreflex? Außer zu einer einzigen Verkrampfung.

Jesus hat hingebungsvoll gelebt und hingebungsvoll geglaubt. Was wir hingebungsvoll und aus ganzem Herzen tun, bleibt. Was aus Berechnung geschieht, das vergeht. Im Abendmahlsaal setzt Jesus dafür ein Zeichen. Er wäscht hingebungsvoll die Füße seiner Jünger. Auch vor Judas geht er in die Knie.

Dienen ist bei Gott würdevoll. In den Pflege- und Heilberufen, im Umgang mit behinderten und alten Menschen beweist sich das ganz besonders, bis heute.

In der Chrisammesse wurden gestern die heiligen Öle geweiht. Darunter auch das Krankenöl. Es wird eingesalbt in die offen hingehaltenen Hände eines Menschen, der sich Kraft aus dem Glauben erbittet und erhofft.

Sei empfänglich im Leben und lebe hingebungsvoll! Diese beiden Lebenseinstellungen legt uns Jesus am Gründonnerstag ans Herz. Machen wir uns nichts vor: Macher sind am Ende machtlos. Am Ende unseres Lebens ist ja auch nichts mehr zu machen. Da wird es darauf ankommen, dass Gott uns wieder annimmt, aufnimmt und für immer empfängt. Und das will er. Seine Bereitschaft zur Hingabe wird sich morgen am Kreuz auf’s Äußerste beweisen. Amen.

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