Die Unterscheidung der Geister
Die Unterscheidung der Geister
Gedanken zum Evangelium am 4. Sonntag im Jahreskreis (Mk 1, 21-28)
An Jesus scheiden sich die Geister. Das war schon immer so. Wir merken es auch heute in der öffentlichen Diskussion. Und machen uns so unsere Gedanken. Wie sehr wirkt sich der christliche Geist noch aus in unserer Gesellschaft? Aber auch uns Christen sei die Frage gestellt: Wie weit lassen wir uns (noch) vom Geist Jesu Christi leiten?
An Jesus scheiden sich die Geister. Die Menschen zur Zeit Jesu haben das noch viel dramatischer mitbekommen. Kein Wunder – wenn Jesus Christus höchstpersönlich auftritt. Immer wieder erhebt er das Wort in den Synagogen. Und „die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten“ (Mk 1,22). Nur die Schriftgelehrten erkannten nicht, wer er wirklich war und was er eigentlich wollte. Was sie selbst wollten, dass wussten sie dagegen sehr wohl – und allein darum ging es ihnen auch…
Wer ihn aber sofort erkannte, ist der unreine Geist. Und der geht frech in die Offensive: „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazareth?“ (Mk 1, 23) Natürlich nichts! Unreine Geister bringen viel Unheil über die Menschen, ergreifen Besitz von ihnen. Menschen werden besessen, wie eben auch dieser Mann in der Synagoge besessen ist. Die Fronten sind klar: „Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?“ (V. 24) Was für eine Frage! Natürlich! Zu nichts anderem ist Jesus als Heiland gekommen. Denn wenn der Verderber ins Verderben gestürzt wird, geschieht Heilung und geschieht Heil. Offenbar begreift der unreine Geist, was los ist, und dass es um ihn geschehen ist. So unglaublich es klingt, er legt sogar noch eine Art „Glaubensbekenntnis“ ab: „Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes“ (ebd.). Ist es uns aufgefallen? Jesus ist ganz ruhig geblieben. Heute würde man sagen: einfach cool. Gerade einmal vier Worte hören wir heute aus seinem Mund. Aber diese Worte wirken – und wie! „Schweig und verlass ihn!“ (V. 25). Ein letztes Aufbäumen, ein lauter Aufschrei – und auf einmal kehrt ein tiefer Friede ein.
Wir wurden gerade Augenzeugen einer Dämonenaustreibung. Dramatisch. Ein geistlicher Zweikampf auf Leben und Tod. Ein Unentschieden ist am Ende nicht denkbar. Mit einem unreinen Geist, einem Dämon kann man keine Kompromisse schließen. Mit dem Bösen darf man sich nie arrangieren. Jesus weiß um die Gefahr des Ungeistes, der sich eines Menschen bemächtigen kann und ihn regelrecht besessen macht. Darum treibt Jesus auch immer wieder Dämonen aus. Aber nicht nur er selbst. Als Jesus seine Jünger aussendet, gibt er ihnen nichts mit auf den Weg, nur die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben (vgl. Mk 6, 8).
Was uns das heute sagt? Jesus nimmt die Geister dieser Welt ernst. Und wieviel Ungeist herrscht in der Welt – damals wie heute. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Und wir dürfen es auch nicht allein auf die ach so „bösen Menschen“ schieben. Da steckt mehr dahinter! Offensichtlich sind in dieser Welt geistige Kräfte am Werk, die versuchen, sich der Menschen zu bemächtigen. Und nicht selten gelingt es ihnen auch. Menschen werden besessen von Macht und Geld, von Genuss und Sucht, von Ausschweifung und einem zügellosen Leben, das auf Kosten anderer geht. Und manchmal werden wir ja selbst ungut umgetrieben und regelrecht in Beschlag genommen.
Wer oder was steckt da dahinter? Jesus und die Menschen seiner Zeit rechneten ganz selbstverständlich mit der Macht des Bösen und dem heillosen Wirken unreiner Geister. Schließlich hat es Jesus selbst am Ende seiner 40 Tage in der Wüste mit dem Bösen zu tun bekommen. Er hat den Zweikampf aufgenommen und ihn am Ende auch gewonnen. Nur deshalb konnte Jesus auch den Kampf mit dem unreinen Geist in der Synagoge gewinnen. Weil er den Satan beim Showdown in der Wüste bezwungen hatte.
Der Befund ist so dramatisch, dass wir das heutige Evangelium nicht kleinreden dürfen. Überhaupt dürfen wir die Macht des Bösen nicht verharmlosen und auch nicht „wegpsychologisieren“. Nehmen wir das Böse ernst und kämpfen wir entschieden dagegen an; wir sind gut gewappnet! In der Taufe haben wir den Geist empfangen, der uns zu Kindern Gottes macht. Und sind in der Firmung darin bestärkt worden. Christen sind geistliche Menschen. Wir haben einen Zugang zum Heiligen Geist. Vergessen wir nie, wessen Geistes Kinder wi6r sind. Und glauben wir an die Kraft und die Macht des Guten, das am Ende immer stärker ist. Für uns geht es dabei vor allem um eins: eine klare Unterscheidung der Geister. Und dann kommt es darauf an, dass wir uns eindeutig positionieren. Keine falschen Kompromisse! Das heutige Evangelium ermuntert uns vielmehr zu einem mutigen Auftreten. Verlassen wir uns darauf: die bösen Geister wissen am besten, mit wem sie es zu tun bekommen, wenn sie auf entschiedene Christen treffen: mit Jesus Christus selbst. In der Begegnung mit Jesus hat der unreine Geist schon damals Reißaus genommen. Heuet ist es bestimmt nicht anders. Das hört sich doch unglaublich befreiend an…!