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„Die Unterscheidung der Geister“

„Die Unterscheidung der Geister“

Wie viele Geister gibt es eigentlich? Den Heiligen Geist, den Zeitgeist, den Ungeist. Und welcher Geist ist gerade am Werk? In der Welt, in unserer Gesellschaft, in meinem eigenen Leben? Gibt es so etwas wie einen Prüfstand für den Heiligen Geist? Ignatius von Loyola hat sich genau damit beschäftigt. Mit der „Unterscheidung der Geister“.

Aber wie kann man die verschiedenen Geister auseinanderhalten, sie voneinander unterscheiden? Man kann den Geist ja nicht sehen, nicht auf die Waagschale legen oder unter´s Mikroskop.

Die beste Nachweismethode ist und bleibt das innere Gespür. Und so war es auch bei Ignatius. Er bekam den Heiligen Geist zu spüren und entwickelte ein inneres Gespür dafür, ob der Heilige Geist am Werk ist oder nicht. Daraus hat er ein geistliches Prinzip entwickelt, die Unterscheidung der Geister.

Luis Gonsalvez hat im16. Jahrhundert aufgeschrieben, was ihm der Heilige Ignatius berichtet hat:

„Ignatius war dem Lesen nichtiger und verlogener Bücher verfallen, wie sie über die Taten großer Helden geschrieben werden. Als er sich nach seiner Verwundung wieder gesund fühlte, wünschte er solche Bücher, um sich die Zeit zu vertreiben. Im ganzen Haus jedoch fand sich kein Buch dieser Art. Darum brachte man ihm ein Buch mit dem Titel „Das Leben Christi“ und ein anderes „Blüte der Heiligen“, beide in seiner Muttersprache.

Durch wiederholtes Lesen dieser Bücher regte sich in ihm ein gewisses Gefallen an ihrem Inhalt. Manchmal jedoch schweiften beim Lesen seine Gedanken zurück zu dem, was er früher gelesen hatte.

Inzwischen aber kam ihm die Barmherzigkeit Gottes zu Hilfe und verdrängte bei neuer Lesung jene Gedanken durch andere. Als er nämlich das Leben unseres Herrn Christus und der Heiligen las, dachte er bei sich nach und folgerte: Wie, wenn ich so lebte wie der heilige Franziskus oder der heilige Dominikus?“

Vieles Derartige überlegte er in seinem Herzen, und auch diese Gedanken beschäftigten ihn ziemlich lange. Darauf folgten dann wieder oberflächliche, weltliche Gedanken, mit denen er sich erneut lange Zeit abgab.

Dabei bemerkte er einen großen Unterschied: Wenn er sein Denken auf Weltliches richtete, empfand er großes Vergnügen. Hörte er aber damit ermüdet auf, dann erfasste ihn Traurigkeit und Trockenheit. Wenn er dagegen über die harten Lebensregeln nachdachte, die er die Heiligen befolgen sah, dann empfand sein Geist Freude, und zwar nicht nur, wenn er sie im Herzen hin und her überlegte, sondern er fühlte sich auch dann noch froh, wenn er von ihnen abgelassen hatte. Zuerst bemerkte und wertete er diesen Unterschied nicht, bis ihm eines Tages die Augen des Herzens aufgingen und er sich über diesen Unterschied zu wundern begann. Denn durch Erfahrung erkannte er, dass bei der einen Art von Gedanken Traurigkeit, bei der anderen aber Freude zurückblieb. Dies war die erste der Überlegungen, die er über das geistliche Leben anstellte. Später, als er die geistlichen Übungen angefangen hatte, war das die erste Erleuchtung, mit der er die Seinen über die Unterscheidung der Geister belehrte.

 Eine eindrückliche Schilderung, die wir auf den einfachen Nenner bringen können: „An ihrem Nachgeschmack kann man die verschiedenen Geister am besten unterscheiden.“ Was wir im Sinne Jesu und mit seinem Heiligen Geist tun, das hat auf der Zunge unserer Seele einen guten Nachgeschmack. Wenn wir Dinge tun, die dem Heiligen Geist zuwider sind, dann bleibt ein schaler, ein schlechter Nachgeschmack zurück… Stimmt´s?

Aber wie wirkt der Geist nun genau? Der Apostel Paulus hat im 5. Kapitel seines Briefes an die Galater neun Früchte des Heiligen Geistes zusammengestellt. Ich finde sie unglaublich hilfreich. Denn an ihnen können wir erkennen, wie der Heilige Geist in uns schon gewirkt hat.

Getreu dem Grundsatz: „an seinen Früchten werdet ihr ihn erkennen“, nennt er im Einzelnen die folgenden Früchte des Heiligen Geistes: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.

Schauen wir auf unser geistliches Leben. Und stellen wir uns die die Frage: Welche Früchte sind in mir schon gewachsen? Gott sei Dank! Vielleicht werden wir dabei auch erkennen, dass die ein oder andere Frucht noch wachsen und reifen muss…

Und was kommt heraus, wenn nicht der Heilige Geist, sondern der Ungeist am Wirken ist? Statt Liebe Hass. Statt Freude Traurigkeit, Unfriede, Ungeduld, Unfreundlichkeit, Hartherzigkeit statt Güte, Untreue, Jähzorn und Zügellosigkeit.

Wir stehen eine Woche vor Pfingsten. Was wir vor Pfingsten tun müssen? Nichts, nur das eine: beten. Das hat Jesus seinen Jüngern aufgetragen und er sagt es auch uns. Betet um das Kommen des Heiligen Geistes. Und was das Schönste ist: der Heilige Geist betet auch mit und in uns, wenn wir selbst nicht wissen, wie wir in rechter Weise beten sollen.

Wenn wir einmal nicht wissen, was wir tun und lassen sollen: ein kurzes Gebet zum Heiligen Geist, eine gemeinsame Beratung mit ihm in aller Stille, bringt Klarheit. Denn der Geist, den Jesus ausgesandt hat, es ist ein Geist der Wahrheit.

„Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu!“

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