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Ein Opferstock voll Vertrauen

Ein Opferstock voll Vertrauen
Wo Jesus heute wohl seinen Platz in der Kirche suchen und finden würde? Damals, im Tempel entdecken wir ihn an einem wohl völlig unerwarteten Ort: Jesus sitzt gegenüber dem Opferkasten und beobachtet, wie die Tempelbesucher Geld in den Opferstock werfen. Warum wohl? War er neugierig, wieviel die Leute da reinwerfen? Stellen Sie sich vor, Jesus ginge heute mit dem Klingelbeutel durch die Reihen. Wie viel Opfergeld haben Sie eigentlich eingesteckt? Das tut man ja für gewöhnlich daheim –vor dem Kirchgang: Opfergeld mitnehmen… Aber keine Angst! Eines wissen wir doch alle: Jesus ging es nicht ums Geld. Nicht um „mehr“ Geld.

Kirche und Geld, wie geht das zusammen? Eigentlich ganz gut, wenn´s der Kirche nicht ums Geld geht, sondern um den Glauben. Die Kirche ist schließlich eine Glaubensgemeinschaft: Und wir glauben, dass Gott die Liebe ist und wir aus seiner Liebe leben. Neben der Liebe zu Gott hat uns Jesus aber auch die Nächstenliebe aufgetragen; und die darf man sich schon auch was kosten lassen… Und die ersten Christen waren anscheinend überaus großzügig! Die Apostelgeschichte berichtet: „Alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam“ (Apg 2, 44). Sie richteten sich ganz offensichtlich nach einem denkbar einfachen Grundsatz: Von dem, was ich zu viel habe, kann ich denen geben, die zu wenig haben. Dann haben alle genug und niemand kommt zu kurz. Das ist übrigens auch das Teilungsprinzip des Heiligen Martin, den wir am kommenden Donnerstag feiern. Der hat ja bekanntlich nicht seinen ganzen Mantel hergegeben, sondern nur die Hälfte davon. So hat am Ende keiner gefroren. Damit ist auch eine durchaus interessante Frage verbunden: Was brauche ich eigentlich wirklich? Und womit kann ich mich zufriedengeben? Eine Frage, die den Menschen zufrieden(er) machen will. Und ist Zufriedenheit nicht ein unschätzbares Gut!

Eine gibt alles
Jesus also sitzt gegenüber dem Opferkasten. „Viele Reiche kamen und gaben viel.“ Darüber würde sich jeder Kirchenpfleger freuen. Jesus sieht das auch. Aber ihn interessiert das viele Geld nicht sonderlich. Wäre es ihm ums Geld gegangen, er hätte sich an die Reichen gehalten und Fundraising betrieben. Aber, wie gesagt, Jesus geht´s nicht ums Geld. Es geht ihm um mehr! Und darum interessiert er sich auch für diese arme Witwe. Warum eigentlich? Mit den zwei kleinen Münzen kann man doch nichts finanzieren. Eine Spendenquittung gibt´s dafür auch nicht… Aber halt: waren die kleinen Münzen nicht das Letzte, was die arme Witwe hatte? Und auf einmal merken wir, worum es Jesus wirklich geht: nicht um´s Geld, nicht um den Reichtum, es geht ihm um die Armut, diese Armut, die eines ja notwendig macht: abgrundtiefes Gottvertrauen. Welches Vertrauen muss die arme Witwe in Gott haben, wenn sie in den Opferkasten das Letzte hineinwirft, ihren ganzen Lebensunterhalt…; freiwillig und ganz im Stillen – Jesus hat es gesehen.

Mit diesen beiden kleinen Münzen war der ganze Opferstock auf einmal randvoll gefüllt mit Gottvertrauen. Genau darum geht es Jesus: Dass wir Menschen Gott vertrauen. Darum preist er auch die selig, „die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich!“

Und was gehört dann am Ende den Reichen? Gehen die am Ende leer aus? Urteilen Sie selbst: Was kann man am Ende mit Geld schon bezahlen. Wenn die Beerdigung bezahlt ist, werden alle Konten aufgelöst. Und auch wir selbst werden uns lösen müssen von allem – von unserem ganzen Leben. Ob das am Ende leicht fallen wird? Und: Spielt da Geld noch irgendeine Rolle? Nicht wirklich. Schon der Psalmist spricht es deutlich aus: „Für das Leben ist jeder Kaufpreis zu hoch“ (Ps 49, 9). Wir nehmen am Ende nur mit, was wir hergegeben haben. Und die einzige Währung, die im Himmel gilt ist das „Vergelt´s Gott!“. Aber am Ende müssen wir gar nicht bezahlen… Einer hat es schon längst für uns getan. Jesus Christus, der gekommen ist, „sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10, 45). Das ist das eigentliche Zukunftskapital unseres Lebens über den Tod hinaus. Haben wir Vertrauen!

Wie sehr Gottvertrauen trägt, hat uns Jesus selbst vorgelebt. Er hatte keine Konten, keine Rücklagen und auch keine Immobilien… nicht einmal einen Ort, wo er sein Haupt hinlegen konnte. Aber er hatte Gott! Und ein tiefes Vertrauen zu ihm. Geht sich das aus? Jesus macht die „Probe aufs Exempel“ und sendet seine Jünger aus – mit nichts. Ihr Vertrauen werden sie damit ganz auf Gott setzen müssen. Mit nichts hat er sie losgeschickt, erfüllt kommen sie zurück!

Und ich frage mich, ob eine ärmere Kirche vielleicht gar reicher wäre…? Jedenfalls waren die Zeiten, in denen die Kirche reich war, oft Zeiten ihrer Verweltlichung und damit ihrer geistlichen Verarmung. Die Armutsbewegungen dagegen haben die Kirche als Glaubensgemeinschaft neu aufbrechen lassen und vorangebracht und geistlich bereichert! Ist das nur die Vergangenheit der Kirche – oder vielleicht auch ihre Zukunft? Jedenfalls kann man nie beiden dienen: Gott und dem Mammon.

Gottvertrauen zählt
Aber fragen wir uns nur selbst: Wieviel Gottvertrauen habe ich, und wieviel will ich selbst absichern…? Ich weiß nicht, wie viel Opfergeld sie mitgenommen haben. – Beim Pfarrer kommt der Klingelbeutel erst gar nicht vorbei…- Und wenn wir ehrlich sind, der armen Witwe werden wir wohl allesamt nicht das Wasser reichen können. Aber wir könnten doch versuchen, in unserem Leben mit Gott zu rechnen. Lassen wir ihm Spielräume des Vertrauens. Trauen wir uns, ihm bewusst das ein oder andere zu übergeben. Gott kann unser Vertrauen nur rechtfertigen, wenn wir unser Vertrauen auch auf ihn setzen. Wie heißt es so vielversprechend: „Gott kann alles – nur nicht die enttäuschen, die ihn lieben.“ Es kommt immer wieder auf den Versuch an…

 

Fürbitten

Es gibt Menschen, die scheinbar alles im Griff haben.
Schenke ihnen die Kraft, sich immer wieder auch zu lösen.

  • Es gibt Menschen, die nichts mehr im Griff haben.
    Schenke ihnen die Kraft, das Leben von neuem in die Hand zu nehmen.
  • Es gibt Menschen, die viel hergeben mussten.
    Versöhne sie mit ihrem Verlust.
  • Es gibt Menschen, die es sich leisten können, großzügig zu sein.
    Verleihe ihnen ein gebefreudiges Herz.
  • Es gibt Menschen, die sterben.
    Nimm ihre Hand in Deine Hände und führ´ sie zu einem guten Ende.
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