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Ein Schatz für´s Leben

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Ein Schatz für´s Leben
Gedanken zum Ehedank-Gottesdienst 2022 (Ev. Mt 13, 44-46)

„Worte sind nur Schall und Rauch.“ Das allseits bekannte Wort aus Goethes „Faust“ bringt eines zum Ausdruck: Wenn Worten keine Taten folgen, bleiben sie leer und verhallen im Nichts. Wie schnell sagen Menschen „Ja, ja…“ und dann geschieht nichts.

Sie haben einmal ein Leben mit einem „Ja“ alles versprochen. Viel ist daraus geworden. Eine Ehe, für die Sie heute einmal mehr dankbar sind. Kein Wunder: Es war ein „Ja-Wort“ in Liebe und Treue – für Zeit und Ewigkeit. Das ist schon mal was Entscheidendes: dass man der Trauung treu bleibt.

Aber dann finden sich ja auch noch andere Worte… Lieblingsworte, mit denen die Liebe sich ausdrückt. Kosenamen zum Beispiel. Indiskrete Frage, aber wie reden Sie sich eigentlich daheim am liebsten an? In der letzten Woche habe ich zwei Paare besucht und war überrascht, denn die sagen am liebsten ganz einfach „Mann“ und „Frau“ zu einander. Eigentlich naheliegend: Die Ehe ist schließlich –auch kirchenrechtlich gesehen- eine Lebensgemeinschaft von einem Mann und einer Frau. Wenn dann Kinder kommen und eine Ehe Familie lebt, hört man durchaus schon mal, dass daraus „Mama“ und „Papa“ wird. Und später, dank der Enkel: „Oma“ und „Opa“.

Freilich kann man auch beim Vornamen bleiben…, den man gut und gerne mit einem „i“ versehen kann: Wie „Anni“ und „Toni“ etwa…

Aber dann gibt es da noch viele Kosenamen, die in Verwendung sind. Und einiges verraten… Kosenamen sind keine Spitznamen. Sie wollen vielmehr den Menschen, den man liebt, mit Worten liebkosen.

Die Auswahl ist groß: Im Internet findet sich eine Seite, auf der nicht weniger als 140 Kosenamen aufgelistet sind, die Paare gerne füreinander verwenden, besonders dann, wenn sie allein zu zweit sind. Bär und Biene, Schnucki und Schnuckiputz. Mein Engel und mein Baby, meine Süße und mein Süßer… und so weiter und so fort!

Aber ein absoluter Klassiker ist und bleibt doch „mein Schatz“ oder „Schätzchen“! Das ist nicht weiter verwunderlich: Denn es gab ja einmal eine Zeit, in der Sie „solo“ waren. Oft noch daheim bei den Eltern, aber schon mit der tiefen Sehnsucht im Herzen, dass es da einem Menschen gibt, der für Sie bestimmt ist. Nur, wie findet man den oder die man sucht?

Nun, Sie haben es geschafft, Glückwunsch! War es die Liebe auf den ersten Blick, die häufiger ist, als man denkt? Liebe öffnet ja bekanntlich die Augen. Und mit einem Mal ist alles klar: „Du gehörst zu mir und ich zu Dir! – Wir gehören zusammen.“

Vielleicht haben Sie sich aber Zeit gelassen. Ganz nach der Empfehlung Friedrich Schillers: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herze findet.“

Wie auch immer: „Wer suchet, der findet.“ Und dann beginnt das Glück. Darum geht es ja in der Ehe: Um das Eheglück! „Wir sind miteinander glücklich und wollen uns glücklich machen. Ohne dich kann ich nicht!“ Was für ein Schatz! Für einen Schatz setzt man viel ein. Wie war die Zeit bis zur Trauung? Und die Jahre danach? Wenn Sie schon lange beisammen sind, können Sie da umso besser mitreden.

Was mir oft auffällt, Ihnen wohl auch: dass man sich selbst nicht heiraten würde. Schon eher das Gegenteil. Und wirklich: Gegensätze ziehen sich an! Gott sei Dank hatte Gott die gute Idee, den Menschen als Mann und Frau erschaffen. Damit sie sich ergänzen und bereichern. Das gilt auch für die Eigenschaften, die da zusammenkommen.

Oftmals bringt der eine das mit, was der anderen fehlt und umgekehrt. „Du hast mir gerade noch gefehlt!“ – um ganz glücklich zu werden. Die Anziehungskraft, wir kennen sie aus der Physik: Unterschiedliche Pole ziehen sich an. Und dann entsteht Energie. Die Energie einer guten Ehe. Die zusammenwachsen lässt und viel voranbringt.

Auf alle lohnt es sich, den Schatz, der da gefunden wurde, auch zu heben. Das ist in einer Ehe freilich immer eine Gemeinschaftsaktion. Es geht ja um das gemeinsame Glück. Und auch das lehrt die Erfahrung: mit der Hebung des Schatzes sind nicht selten anstrengende „Erdarbeiten“ verbunden. Auch die schönsten Flitterwochen werden auf Dauer langweilig… Aber die Ehe ist, was sie ist: ein Schatz für´s Leben, das Eheglück.

„Waren sie gut verheiratet?“, frage ich bei Besuchen zu großen Ehejubiläen immer wieder. Die Antwort darauf: „Ja, mit Höhen und Tiefen.“ Darum geht es doch. Dass man auch in schweren Zeiten zusammenhält. In guten Zeiten kann das doch jeder. Aber gerade in schweren Zeiten wächst die Einsicht: „Was wäre ich ohne dich? Ja, was? Wenn ich dich nicht hätte!“

Im Evangelium haben wir gerade das schöne Gleichnis vom „Schatz im Acker“ gehört und einem, der ihn gefunden hat. Er kaufte sogleich den ganzen Acker, um den Schatz ja nie mehr zu verlieren. Und auch die Perle ist ja ein schönes Gleichnis und wäre durchaus auch ein passender Kosename…

Mit dem Schatz und auch der Perle ist im Evangelium freilich das Himmelreich gemeint. Aber damit doch auch die Ehe. Denn: „Ehen werden im Himmel geschlossen und dann auf Erden vollzogen“. Himmel und Erde gehören immer zusammen. Das spüren wir ganz unmittelbar, wenn wir himmlische Augenblicke erleben. Ja, dem Himmel kann man schon auf Erden näherkommen. Und gerade eine gute Ehe ist dafür wie geschaffen. Die Liebe gibt den Schlüssel in die Hand.

Wie heißt es darum so schön: „Des Menschen Wille ist sein Himmelreich“. Das stimmt auch! Wir können was für den Himmel tun, wenn wir nur wollen. Deshalb beginnt auch die Eheschließung mit den Worten: „Ich will dich“ –und dann kommt´s-  „lieben, achten und dir die Treue halten alle Tage meines Lebens. Bis dass der Tod uns scheidet.“ Und weil der Tod ja am Ende auch wieder verbindet, sind Ehen schon jetzt für den Himmel bestimmt.

Worauf es dann auf Erden ankommt? Merken wir uns ganz einfach den Grundsatz: „Liebe wächst durch Liebe.“ Und was die Liebe ist – und was sie vermag, haben wir im Hohelied der Liebe aus dem Korintherbrief gehört. Es handelt sich nicht um eine Liebelei, die allenfalls einige Zeit durchhält. Sondern um ein großes Vermögen, dem man zutrauen kann, dass wir den Schatz der Ehe zwar in irdischen Gefäßen tragen, aber ihn gewiss sicher bewahren, wenn wir achtsam damit umgehen.

Wie es das „Liebeslied von Mann und Frau“ des Frankfurter Priesters Lothar Zenetti wunderbar ins Wort bringt:

„Wir sind und fern und sind uns doch nahe,
wo ich auch bin, ich denke an dich:
So wie du bist, so will ich dich lieben,
so wie ich bin, so liebe mich!

Jahre, die gehen, und Jahre, die kommen,
war es ein Traum, der mit uns begann?
Gestern ist heut, und heute ist morgen,
ich bin bei dir und seh dich an.

Frage den Schnee, er kennt unsre Spuren,
frage den See in Sonne und Wind.
Frage dich selbst, wirst du es vergessen,
wie wir uns nah gewesen sind?

Dass es dich gibt und dass ich dich kenne,
dass ich dich fand, wie ist das geschehen?
Wer hat gewollt, dass wir uns begegnen?
Liebe ist mehr als wir verstehn.

Wir sind uns fern und sind uns doch nahe,
wo ich auch bin, ich denke an dich:
So wie du bist, so will ich dich lieben,
so wie ich bin, so liebe mich!“

 

Fürbitten

Lasst uns beten zu Gott, dessen gütige Hand uns im Leben geführt hat:

Für unsere Ehepaare, dass sie auch weiterhin die richtigen Worte füreinander finden, spüren, dass sie sich aufeinander verlassen können und von dir, dem Gott ihres Lebens und ihrer Liebe, begleitet werden.

Für unsere jungen Menschen, dass sie den Glauben an die Liebe in Treue nicht aus ihrem Herzen verlieren.

Für alle Eheleute, die sich auseinandergelebt haben, dass sie sich wieder mehr entgegenkommen, um sich neu zu finden.

Für alle, die diesen Tag gern erlebt hätten, aber von Gott heimgerufen wurden, dass sie in deinem Frieden geborgen sind.

Gott, lass unsere Hand nicht los, begleite und schütze uns auch weiterhin. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

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