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Es gibt (noch) kein Bleiben

Es gibt (noch) kein Bleiben
Gedanken zum Evangelium am 2. Fastensonntag (Lk 9,28-36)

2000 Jahre her und doch immer zeitlos. Das Evangelium Jesu. Unter welchen Umständen ist es all die Jahrhunderte verkündet worden! Wie wurde es durch all die Zeiten aufgenommen? Und heute hören es wir…

Was für ein strahlender Moment, dieser Augenblick der Verklärung! Ein himmlisches „Gipfeltreffen“: Mose und Elija erweisen dem „neuen Mose“, dem lang ersehnten Messias ihre Referenz. Der irdische Jesus wird in dieser Verklärung ins rechte Licht gerückt.

Die Jünger waren indessen eingeschlafen. Müde vom Aufstieg. Als sie aufwachen, trauen sie ihren Augen nicht. Überwältigt von diesem unglaublichen Anblick schlägt Petrus vor, drei Hütten zu bauen. „Es ist gut, dass wir hier sind.“ Offenbar wollen sie hier im Licht bleiben. Wer könnte Petrus diesen Wunsch verdenken.

Aber die Geschichte lehrt, dass nichts so bleibt, wie es war. Die Wolke zieht auf. Zeichen der göttlichen Gegenwart. Und Gott offenbart einmal mehr Jesus als seinen auserwählten Sohn. „Auf ihn sollt ihr hören!“ (Lk 9,35).

Was Jesus mit Mose und Elija besprochen hatte, wird er seinen Jüngern noch einmal sagen: Dass er nicht bleiben kann, weil seine Mission noch nicht erfüllt ist. Er muss absteigen, hinunter in die Abgründe der Welt, weil noch zwei ganz andere Berge auf ihn warten: der Ölberg und der Berg Golgotha.

Auch für die Jünger geht es nun bergab. Zum Ölberg wird sie Jesus noch einmal mitnehmen. Die Begeisterung vom Berg der Verklärung aber wird der nackten Angst weichen. Aus Angst schlafen sie ein.

Und Jesus? Er ist derselbe Jesus am Berg Tabor, am Ölberg, auf dem Berg Golgotha. Jesus hält aus, Jesus hält durch. Er ist immer ganz da. Nur so kann er schließlich den Auftrag erfüllen, den ihm sein Vater anvertraut hat: uns rauszuholen aus unserer menschlichen Sterblichkeit. Gott sei Dank hat Jesus den Vorschlag des Petrus nicht angenommen und sich auf dem Berg der Verklärung eingerichtet, um sich im Glanz seiner Verklärung zu sonnen. Jesus damit bleibt seiner Überzeugung treu. Koste es, was es wolle. Am Ende wird es ihn auf dem Berg Golgotha das Leben kosten.

Die Jünger hatten das natürlich nicht im Sinn. Im Gegenteil: sie wollten Jesus davon abhalten. Wann immer er seinen Jüngern davon erzählte, dass er diesen Weg gehen müsse, kam Protest auf. Hätte sich Jesus abbringen lassen, wären wir noch heute in der Geiselhaft des Bösen und in der Hand des Todes.

Vielleicht spüren wir gewisse Parallelen zur aktuellen Situation. Wie sich die Zeiten doch ändern können! Dachten nicht viele, wir könnten uns dauerhaft im Frieden einrichten! Und auch der wachsende Wohlstand ist uns lieb und teuer geworden. Dabei hatte schon der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs gesagt: „Naja, wir kriegen jetzt einen guten Frieden für 50 Jahre.“

Selbst auf dem Berg der Verklärung konnte Jesus nicht vergessen, dass es viele gibt, die in den Niederungen leben und im Schatten des Todes. Deshalb ist er auch wieder runtergekommen. Auch wir dürfen nie vergessen, dass viele Menschen zeitlebens noch niemals Wohlstand erlebt haben und immer wieder in Kriegsgefahren leben mussten. Und jetzt ist Krieg – in der Ukraine. Ukrainer machen sich mit nichts auf den Weg. Ehemänner und Väter bleiben zurück.

Was das für uns bedeutet? Zeigen wir Haltung und stehen wir zu unseren Überzeugungen! Nehmen wir uns dabei ein Beispiel an Jesus. Wir sind schließlich Christen.

Blieben wir ihm treu, der gesagt hat: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Folgen wir ihm auf diesem Weg. Auch wenn das nicht immer leichtfällt. Es gibt keinen Umweg. Nur die Wahrheit führt auf den Weg des Friedens.

Und versuchen wir zu helfen. Das führt uns aus unserer Ohnmacht, die ja am Ende nur ermüdet und zermürbt. Viele sind bereit, ihr Möglichstes zu tun. Omnibusse sind auch aus Biberbach losgefahren. Viele haben gespendet. Und es wird an uns sein, Menschen jetzt willkommen zu heißen.

Wir haben als Christen eine Mission: es ist dieselbe Mission, der auch Jesus gedient hat: sie lautet schlicht und sehr ergreifend: „Menschwerdung.“ Und diese Mission richtet sich an alle Menschen, die guten Willens sind. Auf die setzt Gott und er ermutigt auch dazu. „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind.“

 Solange das Reich Gottes noch nicht vollends auf die Welt gebracht worden ist, gibt es keine dauerhafte Ruhe. Im Gegenteil: In diesen Wochen spürt die Menschheit schmerzhafte Geburtswehen der Menschwerdung. Helfen wir der Menschheit dabei, sie durchzustehen. So wahr wird uns Gott dann auch helfen. Amen.

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