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Freut Euch, ihr Christen!

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Freut Euch, ihr Christen!
Gedanken zum 3. Adventssonntag – Gaudete (Phil 4, 4-7)

Mit der Freude ich es so eine Sache. Alle wollen sich freuen und doch gelingt das gar nicht so leicht. Gewiss, einen Spaß kann man schnell machen und sich auch mal zwischendurch erlauben. Kein Problem. Aber mit der „Freude“ haben viele Menschen so ihre liebe Mühe. Nach wie vor gilt das Wort römischen Philosophen Seneca: „Man muss die Freude ernst nehmen.“ Den Spaß dagegen können wir getrost auf die leichte Schulter nehmen. Spaß gibt auf Dauer nicht viel her… Freude dagegen währt länger. Sie kann sich zu einer wahren Lebensfreude auswachsen!

Heute feiern wir „Gaudete“ – das heißt übersetzt „Freude“. So wird der 3. Adventsonntag genannt. Wo vorhanden, trägt der Priester statt dem Lila der Fastenzeit, zu der auch der Advent gehört, ein lichteres Rosa. Sichtbares Zeichen wachsender Vorfreude auf Weihnachten zu. Und in manchen Kirchen ist deshalb auch die dritte Kerze am Adventskranz rosa gefärbt.

Damit sind wir schon beim ersten, was Freude ausmacht: Die Vorfreude. Wer kennt sie nicht. Und was wird nicht alles unternommen im Dienste der Vorfreude. Das ist nicht schlecht, aber auch nicht ungefährlich. Wenn die Vorfreude zu viele Erwartungen weckt, ist Enttäuschung irgendwie vorprogrammiert… Klassischer Fall: die Hochzeit. Ob dieser Tag wirklich der schönste ist im Leben, sollte man nicht vorschnell beantworten, sondern sich vielmehr davon überraschen lassen, was in der Ehe noch kommt. Ja, es gibt auch so etwas wie eine Freude danach: die Nachfreude! Das gilt auch für die Wochen der Weihnachtszeit nach dem Fest…

Freude ist nicht das Produkt, das sich einstellt, wenn man alles Mögliche auf die Beine stellt. Die heutige Lesung hat eine viel bessere Idee: „Freut euch im Herrn, noch einmal sage ich euch, freut euch!“ Was auf´s Erste wie eine Anordnung zur Freude klingt, gibt im Weiteren einen interessanten Hinweis, wie sich denn Freude gut einstellen kann: „Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott.“

Freude ist so verstanden eine Frucht des Vertrauens, das Gelassenheit schenkt. Weil man sich entsorgen kann. Aber nicht einfach so, sondern dankbar bittend. Eine interessante Kombi… Nicht nur bitten, sondern die Bitten mit Dank vor Gott bringen. Wozu das führt? Auch darüber erfahren wir in der heutigen Lesung mehr. Es führt zu einem inneren Frieden: „Der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, wird eure Herzen und Gedanken in Christus Jesus bewahren.“

Da geben wir Paulus wohl alle recht: Weniger Sorgen bringt mehr Freude und mehr inneren Frieden; oder ganz einfach: mit Zufriedenheit. Jedenfalls sind unzufriedene Menschen oft auch unfreundlich. Freude strahlen sie jedenfalls nicht gerade aus…

Wie aber wird man zufrieden? Manche denken, alles dafür tun zu müssen, um endlich zufriedener zu werden. Und wollen immer noch mehr… Wenn wir dagegen in das heutige Evangelium schauen, werden wir eines Besseren belehrt: „Was müssen wir tun?“ Mit dieser Frage wird Johannes der Täufer geradezu gelöchert. Der aber gibt in drei Variationen ein und denselben Rat. Einfach mehr lassen: Gebt ab, verlangt nicht zu viel, begnügt euch! Das alles klingt nach weniger, nicht nach mehr. Aber ob das nicht wirklich besser verhilft zu mehr Freude im Leben! Und sollen wir genau das nicht alle lernen: weniger ist mehr? Wollen wir das auch wirklich alle lernen: weniger ist mehr?

Und am Ende, lohnt es sich überhaupt? Was haben wir schlussendlich davon? Die Antwort lautet klar und deutlich: wir haben am Ende mehr von Gott! Den Weg adventlicher Freude besingen wir ja schon in der ersten Strophe unseres Adventsliedes: „Machet dem Herrn die Wege bereit!“ Wie leicht kann man sich den Zugang zu weihnachtlicher Freude selbst verbarrikadieren, in dem man alles Mögliche macht. Aber Weinachten braucht nicht viel Drumherum. Genau besehen geht es nackt und bloß ums Leben, ums Überleben. Gott selbst verzichtet auf so ziemlich alles und wird Mensch. Und dieses Geschenk seiner Menschwerdung  ist doch der eigentliche Grund zu weihnachtlicher Freude. Schon heute an Gaudete und dann vor allem an Weihnachten. Dass wir Jesus haben und dass er uns Gott nahebringt, ganz einfach und ganz persönlich, indem wir mit ihm und für ihn leben. Und wir begegnen ihm, wenn wir wollen überall – ganz einfach: in jedem Menschen, und auch in uns drin. Wenn, ja wenn wir Platz für ihn machen, weil wir nichts mehr brauchen als ihn. Ja, Weihnachten war schon immer auch eine „Platzfrage“.

Eine Frau, die so gar nicht hineingepasst hat in irgendeine Spaßgesellschaft und doch einen tiefen Frieden und eine ernste Freude ausgestrahlt hat, ist die Hl. Mutter Teresa von Kalkutta. Sie hat einmal gesagt, was das heutige Evangelium nicht besser illustrieren könnte:Die Freude kommt aus der Erwartung, aus der Gegenwart, aus der liebenden Nähe. Hat der Christ von alledem mehr als andere Menschen? Die Frage ist, ob er Christus hat; ob er auf dem Weg ist, Christus zu werden: zu lieben, wie er liebt; zu helfen, wie er hilft; zu geben, wie er gibt; zu dienen, wie er dient; zu retten, wie er rettet. Vierundzwanzig Stunden mit ihm zu sein und ihn in seiner elendesten Verkleidung zu berühren.“

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