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Fronleichnam 2023

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Fronleichnam 2023
Menschen gehen auf die Straße und auf Barrikaden… Was bringt Menschen eigentlich dazu? Zumeist das ausgesprochene Gefühl, dass es nicht ganz gerecht zugeht in unserer Welt.

Dass die einen mehr bekommen, als ihnen zu steht, und die anderen zu kurz kommen. Von sozialer Gerechtigkeit bis hin zur Klimagerechtigkeit spannt sich ein weiter Bogen. Eine Frage steht damit im Raum: sind wir Menschen nicht alle gleichberechtigte Anteilseigner an der einen Welt und an ihren Gütern! Dafür kleben sich Menschen heutzutage sogar auf die Straße.

Was treibt uns auf die Straße?
Wir feiern Fronleichnam und das schon seit bald 800 Jahren. Alle Jahre wieder. Keine Folklore. Keine bloße Tradition. Nein, es ist schon eine echte Demo. Eine Demonstration des Glaubens. Wir zeigen, wir demonstrieren, wofür wir stehen und vor allem: mit wem wir leben: Jesus Christus.

Und doch ist bei dieser Demo irgendwie alles anders. Musik spielt. Menschen singen gemeinsam Lieder unterwegs. Ich sehe Fahnen. Kinder streuen Blumen auf die Straße. Es wird auch heuer wieder friedlich ablaufen und zu keinen Polizeieinsätzen kommen. Alles in Ordnung. Irgendwie ist diese Demo anders. Aber worum geht es heute eigentlich? Was treibt uns auf die Straße? Die Mitte der Monstranz zeigt her, worum es heute geht. Um ein ganz einfaches Lebensmittel: um Brot.

Dieses Brot erinnert uns an die Brotvermehrung. Im Evangelium sind wir Zeugen einer wunderbaren Brotvermehrung geworden. Jesus nimmt das wenige, spricht das Dankgebet und teilt aus. Und am Ende werden alle satt. Ein echtes Wunder, keine Frage. Aber auch rein menschlich gesehen eine große Sache. Denn wenn wir genau hinschauen: Unter den vielen tausend Menschen, die Jesus zugehört hatten, gibt es kein Hickhack, keine erbitterten Verteilungskämpfe. Irgendwie geht es ganz geordnet und am Ende unglaublich gerecht zu: alle bekommen, was sie brauchen. Niemand nimmt zu viel, darum hat am Ende auch niemand zu wenig.

Die Dynamik, die dahinter steckt, ist das Teilen. Teilen bringt immer Segen. Hätten die Jünger bei den wenigen Broten und dem bisschen Fisch nur an sich gedacht, es hätte am Ende bei weitem nicht für alle gereicht.

Genau betrachtet müsste das ja auch heute gelingen. Und eigentlich bedürfte es gar keines göttlichen Eingreifens, wenn es uns Menschen nur gelingen  würde, die Güter der Welt, gerecht zu verteilen.

Aber heute geht unsere Demonstration noch weiter und viel tiefer. Vom Lebensmittel Brot zur Lebensmitte: Jesus Christus. Denn die Mitte unserer Demonstration ist ja die Heilige Eucharistie. Jesus Christus in der Gestalt des Brotes. So wie er die Eucharistie eingesetzt hat. „Nehmt und esst: das ist mein Leib, den ich für euch hingegeben habe!“

Aus diesen Worten erkennen wir, dass uns in der Hostie, in der Mitte der Monstranz der Allerheiligste begegnet. Und wir spüren, auf welchem Boden dieses Brot wächst: Auf dem Boden der Liebe und der Hingabe. Jesus lehrt uns nicht nur das Teilen, von dem was wir haben. Er teilt sich ja selbst aus. Jesus steckt nicht ein. Jesus verteilt, er verschenkt sich selbst. An jeden Menschen, der Hunger hat nach diesem Brot des ewigen Lebens. Hunger hat nach Gott. Kommt und esst!

Wir sind in diese tiefe Gemeinschaft mit Gott gerufen. Wir sind Anteilseigner am göttlichen Leben. Unabhängig von Herkunft, sozialem Status oder Hautfarbe. Dieses eine Brot macht alle Menschen zu einem Leib. Das ist die eigentliche Globalisierung. Vergessen wir nicht: der eigentliche Globalplayer ist Gott, nicht der Mensch.

Bewegt uns das?
Ich hoffe, das bewegt uns alle. Das treibt uns auf die Straße. Denn das ist ja unsere große Berufung, die Botschaft des Evangeliums unter die Leute zu bringen. Ihn unter die Leute zu bringen, Jesus Christus. Er will mit uns leben. Nicht nur am Sonntag in der Kirche. Auch und gerade im Alltag. In unseren Straßen, in unseren Geschäften, an unseren Arbeitsplätzen und in unseren Büros. Und wenn wir es genau nehmen: Mit Jesus kann ich einkaufen, in die Schule gehen, im Auto sitzen und fahren… Im Alltag gilt es schließlich umzusetzen, was wir am Sonntag feiern. Die Gerechtigkeit in unserer Welt fängt doch immer im Kleinen an.

Wir spüren hoffentlich, wie lebendig Fronleichnam ist. Jesus lebt mitten unter uns. Leben wir mit ihm- gehen wir mit ihm. Feiern wir Fronleichnam! Amen.

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