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Gedanken zu Allerheiligen

Gedanken zu Allerheiligen
Man wird älter. Kein Grund zur Klage, sondern zur Dankbarkeit. Das ist ja auch nicht selbstverständlich. Dass man älter wird, erkennt man wohl am besten in der Begegnung mit Kindern. Und dabei feststellt, dass sich so ändert – im Laufe der Zeit. Ja, es gibt mittlerweile „Halloween“. Meine Religionsklasse konnte schier nicht fassen, dass es sowas zu meiner Kindheit noch überhaupt nicht gegeben hat. Wobei: von „Süß oder sauer“ wird in diesem Jahr eher abgeraten. Wegen Corona versteht sich…

Und was ist mit Weihnachten? Weihnachten, das will gefeiert werden! Das Fest der Liebe mit den Lieben… Darum macht man jetzt auch einen Monat „dicht“. Ein entsprechender Titelbericht in einer Tageszeitung wurde passend dazu illustriert. Sie ahnen es: mit dem prallen Gesicht eines klatschroten Weihnachtsmanns. Umgeben von einem übervollen Kranz an Geschenken. Vielleicht findet Weihnachten heuer nicht weniger, sondern wieder mehr statt. Nach einem Advent, der uns mehr Zeit zur Vorbereitung lässt. Von Geschenken war ohnehin nicht die Rede. Umso mehr aber von der Freude, dass nach einer schweren Geburt in Betlehem ein Kind geboren wurde. Das einzige Geschenk an Weihnachten ist und bleibt das Kind in der Krippe. Die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Welches Geschenk wäre auch wertvoller!

Die Erstkommunion haben wir bereits gefeiert. Und zwar noch im Juli. Coronabedingt in etwas bescheidenerem Rahmen. Der wurde dann aber von vielen als durchaus stimmig empfunden. Nicht so viel Drumrum, und klarer kommt raus, was drinsteckt. Wir erinnern uns: die erste Kommunion hat Jesus im Abendmahlsaal gespendet. In der Nacht vor seinem Tod gibt sich Jesus selbst in die Hand seiner Jünger. Wir Menschen dürfen Gott leibhaftig empfangen. Dafür können wir jedes Vier-Gänge-Menü in festlichem Rahmen stehen lassen.

Liebe Brüder und Schwestern! Das Virus macht uns in diesem Monat einmal mehr nachdenklich. Und wir dürfen uns bewusst machen, worum es wirklich geht. Auch in unserem christlichen Glauben und den Festen, die wir miteinander feiern.

Heute feiern wir Allerheilgen. Ein Hochfest! Früher hat man in Irland reingefeiert. Ähnlich wie am Heiligen Abend vor Weihnachten, gab´s den Allerheilgen-Abend: „all hallows eve“. Daraus wurde inzwischen „Halloween“. Und darauf fahren viele ab…! Selbst Erwachsene verkleiden sich als Gespenster und feiern Party –was sonst…! Und mittendrin ein ausgehöhlter Kürbis, dem man noch schön ein schauriges Grinsen ins Gesicht geschnitten hat.

Auch dieses Fest wurde inzwischen ausgehöhlt wie der dazugehörige Kürbis. Ein weiteres Beispiel, wie christliche Feste als Party- und Geschäftsidee zweckentfremdet. Für uns Christen sollte das ein Weckruf sein! Gerade jetzt in Coronazeiten, wo auch das Halloweentreiben eingeschränkt ist, bietet sich Gelegenheit dazu: Rufen wir wieder in Erinnerung, worum es an Allerheilgen geht. Wir sind ja keine Heiden wie die keltischen Druiden, die um diese Zeit mit schrecklichen Fratzen versucht haben, rechtzeitig vor dem Winter noch die bösen Geister auszutreiben.

Wir sind keine Heiden… Wir sind Heilige! So merkwürdig sich das auch anhört, das sind wir wirklich! Ganz am Anfang der Christenheit haben sich die Gläubigen ganz selbstverständlich auch so angesprochen: als Heilige. Natürlich sind wir nicht durch uns selbst heilig. Das zu behaupten, wäre scheinheilig. Wir sind heilig, weil wir geheiligt wurden aus Gnade durch den Heiligen Geist. In unserer Taufe wurden wir hineingetaucht in ein ewiges Leben mit Gott. Die Firmung hat das besiegelt. Wir heißen nicht nur Christen, wir sind es! Oder, wir Paulus verkündet: „Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir“ (Gl 2, 20). Das wussten die Christen. Und entsprechend sind sie auch miteinander umgegangen. „Christ, erkenne deine Würde – und lebe, was du bist!“

Genau das haben alle Heiligen, die wir heute an Allerheilgen ehren, nach Kräften versucht. Heilige waren gestandenen Christen. Sie haben sich am Vorbild Jesus Christi orientiert und sind ihm so ähnlich geworden. Und weil es so viele Wege zu Gott gibt, wie es Menschen gibt, darum gibt es auch so viele Wege der Heiligen. Was sie alle verbindet: sie alle sind schon am Ziel!

Ob es die Apostel waren, die das Fundament unseres Glaubensgelegt haben. Oder große Theologen, die darauf aufgebaut haben, wie der Hl. Augustinus. Mutige Bekenner, die in Zeiten der Verfolgung selbst der Tod nicht abschrecken konnte, sich zu ihrem Glauben zu bekennen: wie Laurentius, der auf dem Rost gebraten, oder Florian, der mit einem Mühlstein in die Enns geworfen wurde. Oder große Heilige der Nächstenliebe, wie die Hl. Elisabeth oder der Heilige Martin, beide feiern wir in diesem Monat.

Heilige sind alles andere als „von gestern“. Denken wir nur an den Hl. Johannes Paul II oder den im Oktober seliggesprochenen jungen Netzwerker Carlo Acutis.

Aber vor allem: alle Heiligen sind sie echte Vorbilder. Sie zeigen uns, was der Glaube aus einem Menschen machen kann. Gerade das Fest Allerheilgen lädt uns ein, uns mit den Heiligen wieder besser vertraut zu machen. Alle reden sie über Pop- und Fußballstars, himmeln sie an. Unsere Heiligen sind schon weiter. Sie sind im Himmel! Wir sollten uns wieder mehr an sie erinnern. Und von ihnen lernen. Denn sie haben unter oft unter schwierigsten Umständen ihr Leben mit der Kraft des Glaubens gemeistert, zum Lob Gottes und zum Heil der Welt.

In diesem Bewusstsein können wir dann auch auf den Friedhof gehen. Dankbar ein Licht anzünden auf den Gräbern unserer Lieben und zugleich voller Hoffnung, dass das Leben nicht begraben wird, nicht verbrannt und auch anonym beigesetzt. Sondern am Ende heimfindet zu seinem Ursprung – zu Gott. Denn wir sind alle von Gott beseelt. Auch dieser Gedanke ist unendlich schön. Vor etwas mehr als 1000 Jahren hat ihn Abt Odilo von Cluny zum Anlass genommen und das Allerseelenfest ausgerufen.

Der christliche Gedanke von der Seele des Menschen lässt uns verstehen, dass wir am Ende nicht alle sterben müssen, sondern heimgehen dürfen zu Gott. Diese erwartungsvolle Sehnsucht war der innere Antrieb aller Heiligen.

 

Fürbitten an Allerheilgen
Allerheiligen blickt zurück auf das Glaubenszeugnis so vieler Christen, die vor uns gelebt haben. Und zugleich gehen uns die Augen auf für eine Zukunft, die auch uns einmal im Himmel blüht.

Gott wir bitten:

In den Festen des Kirchenjahres erleben wir Hochzeiten unseres Glaubens. Hilf uns Christen, das zu feiern, was wir glauben, damit wir nicht abgelenkt werden von all dem vielen Drumherum.

Unser Glaube wurde uns nahegebracht von gläubigen Menschen. Zeige auch uns geeignete Mittel und Wege, wie wir andere für Dich gewinnen können.

Viele Heilige blieben standhaft im Glauben gerade auch in Zeiten der Verfolgung. Wir bitten für alle Christen, die es in unserer Zeit nicht leicht haben, ihren Glauben zu leben.

Wir beten für die jüngsten Opfer islamistischer Gewalt in Frankreich. Vor allem für unsere Geschwister im Glauben, die in der Basilika Notre Dame in Nizza brutal ermordet wurden. Schenke ihnen das ewige Leben und steh ihren Familien trostreich bei.

Guter Gott, kein Auge hat gesehen, kein Ohr gehört und in keines Menschen Herz ist es gedrungen, was Du denen bereitet hast, die Dich lieben. Dafür danken wir Dir schon jetzt. Amen.

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