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Gedanken zu Weihnachten

Gedanken zu Weihnachten

Von wegen Weihnachten…
„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind“; und das schon seit mehr als 2019 Jahren. Wir berechnen sogar unsere Zeit nach Christi Geburt. Die Zeitenwende schlechthin. Wir wissen damit eh schon längst, was damals war. Und was dann? War da noch was, kommt da noch was? Man darf gespannt sein, wie oft das Christuskind noch auf die Erde kommen muss, bis es endlich hineingewachsen ist in unsere Welt. Oder ist es in den letzten Jahrzehnten gar geschrumpft? Das Kind? Kindisch geworden der Glaube? Zugegeben – viel wissen die meisten nicht mehr. Immanuel Kant würde wohl von einer „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ sprechen. Die herrührt von einem gewissen Desinteresse. Oder wie Kant mutmaßt: auch von der Faulheit: „Es ist so bequem, unmündig zu sein.“ Dazu kommt die Ablenkung von allen Seiten, die den Menschen am Ende ganz zerstreut.
Aber teilweise ist diese Unwissenheit auch „fremdverschuldet“. Falschinformationen, „Fake News“, über Jesus und alles, was mit Glauben zu tun hat. Oder man bekommt gar nichts mehr zu hören. Jesus wird tot geschwiegen und links liegen gelassen. Dabei hätten wir ihn doch gerade heute so nötig. Sein Vorbild, seine Inspiration, seine Überzeugungskraft.
Gegen die Unmündigkeit hilft allein die Aufklärung. Eine Zeit der Aufklärung liegt hinter uns: der Advent. Er zeigt uns, was uns hilft, mündige Christen zu werden. Zunächst, indem wir uns mehr Zeit nehmen, Zeit auch für Gott. Advent ist Vorbereitungszeit. Aber viele Leute sagen, sie haben keine Zeit. Woran das liegt? Oft schon daran, dass sie sich keine Zeit nehmen. Nur wer sich Zeit nimmt, hat auch Zeit gehabt. Wer sich keine Zeit nimmt, dem zerrinnt sie buchstäblich zwischen den Fingern.
Und Advent ist auch eine Schule des Wartens. Echte Wartezeit. Aber worauf warten wir eigentlich noch? Was sind die großen Erwartungen in unserem Leben, die uns mit tiefer Sehnsucht erfüllen? Die Weihnachtsgans im Rohr, das Lametta am Christbaum oder der Hunderter im Umschlag kann es am Ende ja wohl nicht sein… Was fehlt uns eigentlich noch? Was fehlt uns wirklich?

Was wir wirklich wollen!
Eine aktuelle Studie hat herausgefunden, was sich die Menschen offenbar am meisten wünschen, weil sie es am meisten brauchen. Auf der Wunschliste ganz oben mit dabei: Vertrauen. Und dieser Wunsch nach mehr Vertrauen ist in den letzten Jahren immer noch mehr gewachsen. Verantwortlich gemacht werden Terroranschläge, Umweltkatastrophen oder ganz einfach die Erfahrung, dass man sich auf Vieles und Viele nicht mehr so einfach verlassen kann. Vertrauen ist ein Stabilitätsfaktor für jede Gesellschaft. Vor allem aber ist Vertrauen die Lebensgrundlage schlechthin. Darum verwundert es nicht, dass der Wunsch nach mehr Vertrauen gerade bei Jugendlichen am größten ist.
An Weihnachten kommen wir dieser Sehnsucht besonders nahe. Dem Wunsch nach Vertrauen, nach Liebe und Geborgenheit. Warum sonst legen Menschen so viele Kilometer zurück, um an Weihnachten heimzukommen? Darum geht es uns Menschen also. Und darum weiß Gott am besten Bescheid. Gott weiß, worum es uns Menschen geht.
Und er weiß auch am besten, wie es geht. Darum hat er uns Weihnachten geschenkt. Nicht als Multimediashow und auch nicht als coole X-mas-Party. Darüber hat er keine Bücher geschrieben und nicht lange rumdiskutiert…, sondern sich ganz einfach, still und leise als Kind in eine Krippe gelegt. Und mit diesem Kind sein Vertrauen, seine Liebe, seine Geborgenheit und einen tiefen inneren Frieden, den die Welt uns so nicht geben kann. Das berührt uns. Das berührt Milliarden Menschen auch heute. Auch in China singen an Weihnachten Millionen „Stille Nacht, heilige Nacht“. Gott ist schon der beste Menschenkenner!

Wünsch dir was…!
Lassen wir uns den Blick für das Wesentliche doch nicht verstellen. Weg mit dem ganzen Drumherum! Gott will uns aufklären, die Augen unserer Seele öffnen, worum es uns Menschen eigentlich geht. Wir müssen zum Kind! Und dann: nehmen wir uns Zeit und ein Herz für dieses Kind. Ist das nicht auch der Wunsch dieses Kindes, das da in der Krippe liegt? Und begegnen wir in der Krippe nicht auch dem innersten Wunsch des Menschen?! Dieses Gefühl von Weihnachten: mehr Vertrauen!
Und dann…? Wie wär´s denn dann damit, dass wir selbst mehr Vertrauen schenken?! Wie das geht? Gott hat es uns vorgemacht. Gott schenkt einen Vorschuss an Vertrauen. Und legt sich zwei Menschen, Maria und Josef, in die Arme, und damit auch uns … Hätten wir es an seiner Stelle gewagt? Gott hat es ganz einfach getan. Und Menschwerdung ist daraus geworden. Ein Geheimnis, dem wir uns „alle Jahre wieder“ nicht entziehen können. Weil uns Gott in diesem Kind doch irgendwie ergriffen hat.
Nehmen wir uns die Weihnachtszeit als Auszeit für unsere Seele. Es wird uns gut tun im Blick auf das neue Jahr. Und vergessen wir nicht: Ein Gefühl wie Weihnachten gibt es auch mitten unterm Jahr. Und es ist ein gutes Gefühl: dieses Gefühl von Weihnachten. Ein Gefühl von Friede, von Freude, von vertrauensvoller Geborgenheit und innerem Glück.
Wir haben genug Klamotten, Schuhe, Multimedia-Equipment und Alkohol im Keller. Schenken wir uns doch einfach mehr Weihnachten, schenken wir uns Vertrauen! Das ist gewiss auch der Herzenswunsch des menschgewordenen Gottessohns.

 

Fürbitten an Weihnachten
Guter Gott, alle Jahre wieder dürfen wir Weihnachten feiern. Und immer wieder dürfen wir staunen über das, was sich damals ein für allemal ereignet hat.

  • Leben ist Vertrauenssache. Schenke uns Vertrauen ins Leben und mache uns bereit, anderen Vertrauen zu schenken.
  • Weihnachten erschließt uns das Geheimnis des Lebens in aller Nähe. Zeige uns, was dem Leben des Menschen wirklich gut tut.
  • Das Licht von Weihnachten hat seinen Weg aus der Grotte in Betlehem gefunden zu uns. Wir beten für alle, die dieses Licht besonders brauchen: für unsere Kranken, die Einsamen und Trauernden, die Suchenden.
  • Es gibt auch eine Zeit nach Weihnachten. Schenke uns weihnachtliche Augenblicke mitten drin im kommenden Jahr.
  • An Weihnachten sagst Du, unser Gott, Ja zum Leben. Wir beten für unsere Verstorbenen. Vollende was Du an Gutem in ihnen begonnen hast. Und sei den Trauernden trostreich nahe.

Guter Gott, Du hast uns Dein Vertrauen geschenkt: In einem Kind in einer Krippe. So einfach, dass wir es Dir wirklich glauben. Amen.

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