Gedanken zum Pfingstfest
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Gedanken zum Pfingstfest
Joh 14, 15–16.23b–26
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich liebt,
werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen.
Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat.
Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin. Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
Energie muss fließen
Es ist klebrig und macht schmutzig. Und doch bezeichnet man es als schwarzes Gold, weil man weiß: da steckt Energie drin– das treibt an! Und ohne Kraftstoff läuft nun mal nichts.
Wir feiern Pfingsten. Nicht an der Tankstelle – sondern in der Kirche. Aber so weit liegen beide Orte gar nicht auseinander. Nicht von ungefähr ist unsere Wallfahrtskirche ein gesuchter Kraftort. Viele Menschen halten hier an und tanken auf.
Heute an Pfingsten geht es um die Kraft aus der Höhe, den Heiligen Geist. Jesus hat ihn angekündigt. Und gesagt, wann er kommt. Wenn er heimgekehrt ist zum Vater, wird er den Beistand senden. Dann ist er wieder in der gelebten Liebe, die ihn und den Vater vollkommen eins sein lässt. Eine Liebe, die wie jede Liebe ausstrahlt. Und zwar göttlich. Was die Jünger bis dahin tun sollen. Nur eins: um den Geist bitten und beten.
Und wie er gekommen ist! In Feuer und Flammen und mit dem Brausen eines Sturms. Da hat was gezündet, da geht was voran! Menschen aus aller Herren Länder verstehen sich auf einmal. Völkerverständigung! Und Petrus wird auf den Stufen des Tempels eine flammende Pfingstpredigt halten. Die Worte gingen vielen durchs Herz. 3000 lassen sich sogleich taufen.
Es war einmal…? Oder gibt´s das auch heute noch?
Der Geist wirkt wie und wo er will, auch heute, wenn wir ihn lassen und darum bitten. Es gab zu allen Zeiten Neuaufbrüche in der Kirche – auch heute. Freilich waren es Gebetsereignisse. Geistliche Aufbrüche, die sich nicht in Euro und Cent berechnen lassen, sondern rechnen mit dem Wirken des Heiligen Geistes. Und eigentlich haben wir alle mal vollgetankt. Wir alle wurden im Wasser und Heiligen Geist getauft. Wir haben den Geist empfangen, der uns zu Kindern Gottes macht. Und die Firmung hat uns darin bestärkt. Warum nur wird daraus oft so wenig gemacht?
Freilich dürfen wir eines nie vergessen: immer wieder aufzutanken! Damit wir nicht ins Stottern kommen und unterwegs liegen bleiben. Auch darum brauchen wir alle Jahre wieder Pfingsten! Damit die Sache mit dem Glauben mit neuer Begeisterung schwungvoll weiter geht. Die Kraftquelle ist da. Anschließen freilich müssen schon wir.
Aber was das Allerschönste ist: der Heilige Geist ist erneuerbare Energie. Ganz im Unterschied zu Benzin darf dieser Energieverbrauch ruhig steigen. Die Emissionen von Pfingsten tun unserem Leben und dem Klima in der Welt nur gut!
Energiewende – aber richtig
Beim Thema „Energiewende“ sprechen wir darum am besten gleich von Pfingsten. Wer beim Thema Energiewende nur an eine CO2-Steuer und das Ende des Braunkohleabbaus denkt, denkt zu kurz. Und auch mehr Windenergie bringt am Ende viel zu wenig. Wir brauchen eine andere Geisteshaltung. Keine neuen Ideen. Die eigentliche Energiewende ist vor 2000 Jahren, an Pfingsten, längst erfolgt. Und der Heilige Geist bringt keine „neuen Ideen“. Er will uns vielmehr an alles erinnert, was Jesus gesagt hat. Dem bleibt ja auch nichts grundsätzlich Neues hinzuzufügen. Wir müssen es nur noch besser verstehen und dann entschiedener umsetzen. Genau dabei will uns der Heilige Geist helfen. Das macht ihn zu unserem Beistand. An Pfingsten geht es damit um christliche Erinnerungskultur. Das allerdings ist eine entscheidende Zukunftsfrage.
Schauen wir auf das Weltklima: Ich bin kein Umweltaktivist. Ich bin nicht klimagläubig. Vielmehr erinnert mich Pfingsten an den Anfang. In den ersten Versen der Bibel lesen wir: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und leer, Finsternis lag über der Urflut, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Von nichts kommt nichts. Und was an Schöpfung geworden ist, können wir als Menschen nur ehrfurchtsvoll bestaunen. Geschaffen haben wir sie jedenfalls nicht – wir können sie verwüsten, das schon, aber eigentlich sollen wir sie bewahren.
Eine Energiewende braucht es aber auch im Blick auf die geistige Umweltverschmutzung. Es gibt ja auch ein Seelenleben. Im Internet jagt ein „Shitstorm“ den anderen. Das sind schädlichere Emissionen als die Abgase von Verbrennungsmotoren. Menschen fallen übereinander her. Fake-News, Halb- und Unwahrheiten in den Medien vernebeln unsere Wahrnehmung wie ein grauer Smog. Zusammengenommen ein Treibhaus an Hass und Vorurteilen und Unwahrheiten. Das ist gefährlich. Aber dagegen hilft Pfingsten. Mit dem Geist der Wahrheit. Immer wieder sagt Jesus, dass der Heilige Geist ein Geist der Wahrheit ist. Und darum an das Jesus-Wort erinnert: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Nur die Wahrheit schafft Klarheit. Bringt Verständnis und Menschen zusammen.
Darum wirkt der Heilige Geist auch die Einheit. Um die Einheit hat Jesus selbst inständig gebetet. Dass wir eins sind, damit die Welt glaubt. Auch da tut Umdenken gut. Am Pfingsttag haben sich auf einmal alle verstanden. Über Barrieren von Kulturen und Sprachen hinweg eine einzige Einheit. Das ist die entscheidende Überlebensfrage der Menschheit in der einen Welt: Ob wir alle zusammenleben wollen oder nicht. Ob wir zu einem Weltethos finden, der allen gut tut. Der Geist jedenfalls ist in die ganze Welt ausgesandt. Pfingsten will globalisieren. Hier hat die Kirche in den vergangenen Jahrhunderten schon viel erreicht. Mit unserem Glauben sind wir in aller Welt daheim.
Erneuerbare Energie
Der Geist weht, wo er will. Aber er weht nur, wenn wir es wollen. Wenn wir anschließen, uns mit Christus verbinden. Dieser Stromanschluss ist seit unserer Taufe gelegt und in der Firmung verstärkt worden. Es liegt an uns, diese Kraft aus der Höhe zu nutzen. Anzuschließen an dieser erneuerbaren Energie, die von oben kommt. Und so dran bleiben an Gott.
Bitten wir darum. Und lassen wir uns immer wieder überraschen, was alles möglich wird, wenn wir nicht aus eigener Kraft und nach unseren Vorstellungen leben, sondern aus der Kraft des Heiligen Geistes.