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Gedanken zum Rorategottesdienst am II. Advent

Gedanken zum Rorategottesdienst am II. Advent

26In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret

27zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.

28Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.

29Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.

30Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.

31Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.

32Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.

33Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.

34Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?

35Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.

36Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.

37Denn für Gott ist nichts unmöglich.

38Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

 

 

Die Sprache des Himmels

Ich weiß nicht, ob Sie schon mal eine Sprache lernen mussten oder lernen wollten. Für den Urlaub zum Beispiel. Damit man sich ein wenig verständigen kann. Andere Länder, andere Sitten und dann oft auch eine ganz andere Sprache. Am besten man fängt da mit den Wörtern an, die man gut gebrauchen kann. Man lernt die wichtigsten 100 Wörter und eignet sich so einen Grundwortschatz an… Damit kommt man dann schon ganz schön weit… in einem anderen Land.

Wie aber, wenn man es auf einmal mit einer ganz anderen Welt zu tun bekommt? Wenn da auf einmal ein Himmelsbote eintritt und mit mir ein Gespräch anfangen will!?

Unmöglich? Unglaublich? Aber wahr: Maria hat´s erlebt. Eine gute Botschaft gleich vorweg: Den Himmel kann man als Mensch verstehen. Maria horcht zwar auf, es ist von einem Erschrecken die Rede. Aber nach einem gewissen Nachdenken findet sie zu einem inneren Verständnis. Die Sprache des Glaubens ist also keine Fremdsprache, wir können sie von Herzen verstehen.

Im Verkündigungsevangelium kommen darum auch keine komplizierten Fremdwörter vor. Die sind eher was für Theologen… Lernen wir also einige Worte des Glaubens oder wiederholen wir sie heute im Advent.

 

Aus einer anderen Welt

Da ist zunächst das Wort „Engel“. Engel kommt von Angelus – und das heißt: „Bote“. Es sind keine putzigen Putten gemeint. Vielmehr sind Engel Botschafter aus einer anderen, aus einer unsichtbaren Welt. Und auf die kommt es wirklich an. Dass wir offen sind, für das Wesentliche. Und das ist für unsere Augen oft unsichtbar. Es gibt nicht nur Erde, da ist auch der Himmel. Und die Ewigkeit. „Ewigkeit“ ist auch ein wichtiges Wort, das uns der Glaube beibringt. Die Zeit, sie vergeht. Die Ewigkeit aber bleibt. Unsere Zeit kommt aus der Ewigkeit und kehrt auch dorthin zurück. Bei Gott geht so nichts verloren. „Gabriel“ heißt übrigens: „Gott ist meine Stärke“. Darf man sich merken. Denn, wenn wir ehrlich sind: ohne Gott stoßen wir Menschen schnell an unsere Grenzen.

 

Besondere Umgangsformen

„Sei gegrüßt, du Begnadete!“ Diese höfliche Anrede gilt Maria, einem bis dahin unscheinbaren Mädchen in einem bis dahin völlig unbekannten Dorf Nazareth mit seinen vielleicht 200 Einwohnern. Auf diese Maria hat es Gott offenbar abgesehen. Nicht die Mächtigen sind für Gott interessant. Mit ihnen kann er nichts anfangen. Die Mächtigen haben Macht. Und die oft fest im Griff. Wozu braucht es da noch einen Gott. Die Weisen hatten den längsten Weg nach Betlehem. Und der Machthaber Herodes kommt erst gar nicht an. Ganz im Gegenteil! Die einfachen Hirten waren zuerst da. Hier oben sehen wir sie bei der Anbetung! Es waren schon immer die Einfachen, die Demütigen für Gott empfänglich. Wie auch Maria. Mit ihr wollte Gott etwas anfangen und er konnte es auch. Maria hat „Gnade bei Gott Gnade gefunden“ (Lk 1,30).

“Gnade“ das Wort steht für all das Gute, das wir Menschen allein nicht „machen“ können. Man kann noch so viel Klavier üben… und spielt dann vielleicht auch ganz gut. Aber ein „begnadeter“ Pianist spielt himmlisch. Offenbar muss da etwas dazukommen, was nicht selbstverständlich und machbar ist. So etwas nennen wir dann „Gnade“. Maria hat Gnade gefunden. Nicht von ungefähr heißt der Vorläufer Jesu „Johannes“, das heißt: „Gott ist gnädig“. Menschen, die um die Gnade Gottes wissen, sind selbst gnädige Menschen, eben nicht „gnadenlos“.

Maria dachte darüber nach, hören wir. Den Wortschatz Gottes müssen wir auf der Zunge unserer Seele zergehen. Und sie fragt den Engel: „Wie soll das geschehen?“ Machbar ist es ja nicht!

Was wir selbst nicht machen können, gilt es zu empfangen. Glaube und Liebe und das Leben selbst können und dürfen wir nicht machen. All das Wesentliche gilt es zu empfangen. Im Glauben gibt es kein Machen, es geht um ein „Empfangen“. Auch ein wichtiges Wort: empfänglich sein für die Botschaft des Glaubens, für Gott. „Und Maria empfing vom Heiligen Geist“ beten wir im Ave Maria.

Es ist und bleibt auch ein Geheimnis des Glaubens. Kinder haben ein Gespür für das Geheimnis. Maria auch! Was dann zu tun bleibt? Johann Wolfgang von Goethe empfiehlt uns: „Der Mensch soll das Erforschliche erforschen und das Unerforschliche ehrfurchtsvoll anbeten.

Glaube ist das Geschenk des Herzens, im Geheimnis Gottes wohnen zu dürfen. Und „für Gott ist nichts unmöglich!“ (Lk 1,37). Maria hat das geglaubt. Und darum vertraut. Kardinal Stefan Wyszynski hat einmal gesagt „Es gibt kein „Unmöglich“, wenn Maria uns führt und unterstützt. Sie hat als Erste daran geglaubt, was `unmöglich´ war.“

Und darum gibt es auch Worte, die wir uns in der Sprache des Glaubens nicht merken müssen: „Unmöglich“ etwa oder „Furcht“. Im Gegenteil:
„Fürchte dich nicht!“ ruft Gabriel Maria zu. „Furcht“, dieses Wort können wir im Glauben getrost vergessen. „Wer glaubt zittert nicht!“ (Hl. Papst Johannes XXIII.) Vielmehr geht es um das Gegenteil: „Vertrauen“ und „Treue“.

Das heutige Evangelium hat uns einige Wörter aus dem Grundwortschatz des Glaubens erklärt. Wenn wir uns diese Worte merken, dann geht es nur noch darum, dass wir diese Worte leben. Auf Weihnachten zu. Dem Fest, an dem das Wort Fleisch geworden ist: in Jesus. Dieses Wort ist wohl zu guter Letzt das allerwichtigste: „Gott rettet!“

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